Religion

Unverständnis bei Gemeinderäten zu Übersetzung von Predigten

Unverständnis bei Gemeinderäten zu Übersetzung von Predigten

Unverständnis bei Gemeinderäten zu Übersetzung von Predigten

Tondern/Uberg
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Es ist eine selbstverständliche Anerkennung, dass die dänischen Kollegen die deutsche Pastorin Dorothea Lindow bei ihrer Einsetzung in der Christkirche begleiten. Rechts neben ihr der Gemeinderatsvorsitzende Torben Frederiksen (Archiv). Foto: Jane Rahbek Ohlsen

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In einem offenen Brief wenden sich die Kirchenräte aus Tondern und Uberg an das Kirchenministerium und den Kirchenausschuss. Sie fürchten eine Spaltung der Gemeinden bei Verabschiedung des geplanten Predigten-Gesetzes. Die Vorlage müsse daher verworfen werden.

Die Kirchengemeinden in Tondern (Tønder) und Uberg (Ubjerg) leben ein freundschaftliches Miteinander mit vollem Respekt füreinander. Daher haben sich die Gemeinderäte in den beiden Orten in einem gemeinsamen offenen Brief an das Kirchenministerium und an den Kirchenausschuss gewandt. Sie fordern dazu auf, das geplante Predigtengesetz, wonach Predigten in anderer Sprache als auf Dänisch geschrieben übersetzt werden müssen, vom Tisch zu nehmen. Ansonsten fürchten sie eine Spaltung der Kirchengemeinden.

In dem vom Vorsitzenden Torben Frederiksen und seinem Uberger Kollegen Jacob Lorenzen unterschriebenen Brief, der auf der Gemeinderatssitzung am Dienstag in Tondern gutgeheißen wurde, bringen sie ihre Sorgen gegenüber dieser Gesetzesvorlage zum Ausdruck.

Dänemark sei zwar ein Königreich, das die drei Sprachen Grönländisch, Färöisch und Dänisch umfasst. In Nordschleswig und in Südschleswig respektiere man aber die Sprachen der Minderheiten, was auch in den deutschsprachigen Gottesdiensten zum Ausdruck gebracht wird, so Frederiksen und Lorenzen, die sich in diesem Zusammenhang auf die Bonn-Kopenhagener Erklärungen aus dem Jahr 1955 berufen.

Torben Frederiksen wurde bei der Kirchenwahl im September 2020 als Gemeinderatsvorsitzender bestätigt. Die meisten Stimmen erhielt aber Dirk Andresen als Kandidat aus der deutschen Gemeinde. Er nimmt seitdem das Amt als stellvertretender Vorsitzender ein.

Die langjährigen Gemeinderatsmitglieder in Uberg – Jacob Lorenzen (Vorsitzender), Jacob Tygsen und Irmgard Haagensen (Archiv) Foto: Elise Rahbek

In der Tonderner Stadtgemeinde mache die deutsche Volksgruppe einen wichtigen Teil der Gemeinde aus. In der Uberger Gemeinde liegt der Anteil bei etwa 50 Prozent, unterstreichen Frederiksen und Lorenzen.

Friedliche Koexistenz

In Tondern und Uberg lebten die dänische Mehrheitsbevölkerung und die deutsche Minderheit friedlich Seite an Seite. Auch die Gemeinderäte arbeiteten zusammen. So würden gemeinsame deutsch-dänische Gottesdienste, der internationale Weltgebetstag, Freiluftgottesdienste und mehr gemeinsam gefeiert, schreiben Frederiksen und Lorenzen. Man lebe die Gleichberechtigung.

Übersetzungen der deutschen Predigten würden eine überflüssige und unangemessene Forderung in einer Welt bedeuten, in der wir in unseren Gemeinden volles Vertrauen zueinander haben, ungeachtet von Alter, Geschlecht, Politik und Religion.

Torben Frederiksen, Vorsitzender des Gemeinderats in Tondern, und Jacob Lorenzen, Vorsitzender des Uberger Gemeinderats

„Übersetzungen der deutschen Predigten würden eine überflüssige und unangemessene Forderung in einer Welt bedeuten, in der wir in unseren Gemeinden volles Vertrauen zueinander haben, ungeachtet von Alter, Geschlecht, Politik und Religion“, unterstreichen die beiden Vorsitzenden.  

Eine Übersetzung erfordere auch die Hinzuziehung eines Übersetzers/einer Übersetzerin, der/die das Interesse und die Einsicht mitbringt, um ein richtungsweisendes Bild von diesen Gottesdiensten zeichnen zu können. Ein solches Gesetz würde die Gemeinden spalten und viele praktische, finanzielle und unnötige Probleme mit sich bringen.

 

Die deutsche Pastorin der beiden Gemeinden, Dorothea Lindow, hatte die Gemeinderäte auf ein entsprechendes Schreiben von der Domgemeinde in Hadersleben (Haderslev) aufmerksam gemacht, woraufhin die Thematik auch in Tondern und Uberg auf die Tagesordnung gesetzt wurde.

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