Predigtgesetz

Domgemeinde: Politik treibt Keil zwischen uns

Domgemeinde: Politik treibt Keil zwischen uns

Domgemeinde: Politik treibt Keil zwischen uns

Hadersleben/Haderslev
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Auch die muslimische Glaubensgemeinschaft ist ein integrierter Teil der Lokalgemeinschaft in Hadersleben, wie der Kirchenratsvorsitzende betont. Das Foto stammt von einer Demonstration in Hadersleben gegen Fremdenhass. Foto: Ute Levisen

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In einem offenen Brief wendet sich die Domgemeinde in Hadersleben an die Kirchenministerin. Darin fordert sie, den umstrittenen Entwurf zum Predigtgesetz vom Tisch zu nehmen: „Wir protestieren dagegen, dass man vonseiten der Politik einen neuen Keil zwischen uns treibt, in dem man eine Übersetzung deutscher Predigten fordert.“

Der Vorsitzende des Kirchenrats der Domgemeinde in Hadersleben, Paul Erik Brodersen, findet deutliche Worte. In einem offenen Brief wendet sich die Domgemeinde an Kirchenministerin Joy Mogensen (Sozialdemokratie) und an den Kirchenausschuss des Folketings.
Ein Entwurf für ein Predigtgesetz sieht vor, alle Predigten, die in Dänemark nicht auf Dänisch gehalten werden, in die Landessprache zu übersetzen. Ziel ist es, Hasspredigern das Handwerk zu legen.


Deutliche Worte aus Hadersleben

In dem Schreiben protestiert die Domgemeinde gegen die Gesetzesvorlage, die nicht nur auf Hassprediger abziele, sondern in Hadersleben auch andere Glaubensgemeinschaften treffe – unter anderem die deutsche Minderheit, die Teil der Domgemeinde ist.

Vage Aussagen

Die Kirchenministerin hatte zwar in Erwägung gezogen, mit Blick auf die deutsche Minderheit eine Ausnahme zu machen: Versprochen hatte sie indes nichts.

 

Der Vorsitzende der Domgemeinde, Paul Erik Brodersen, wendet sich im Auftrag des Kirchenrats an das Kirchenministerium und den Kirchenausschuss des Folketings. Foto: Ute Levisen

Unangemessener Generalverdacht

„Deutsch ist keine Fremdsprache, sondern eine kulturelle Minderheitensprache im Landesteil. 100 Jahre nach der Volksabstimmung haben wir die Konflikte der Vergangenheit hinter uns gelassen. Heute leben Mehr- und Minderheit in Harmonie zusammen“, betont Brodersen. Mit der im Entwurf verankerten künftigen Übersetzung deutscher Texte stelle man die deutsche Gemeinde und ihre Pastorin unter einen völlig unangemessenen Generalverdacht.

Per Gesetz zu Menschen zweiter Klasse

„Das Gesetz würde deutsche Gemeindeglieder zu Menschen zweiter Klasse machen“, so der Vorsitzende. Diese Form der Diskriminierung widerspreche den Bonn-Kopenhagener Erklärungen von 1955. Eine Übersetzung der Predigttexte, argumentiert Brodersen, würde nicht nur Zeit und Geld kosten: „Wer soll das alles kontrollieren?“

Auch andere Glaubensgemeinschaften betroffen

Der Kirchenratsvorsitzende verweist auch auf andere Glaubensgemeinschaften in Hadersleben: die katholische Kirche, die regelmäßig Messen auf Polnisch und Vietnamesisch feiert, sowie auf die muslimische Glaubensgemeinschaft, die ebenfalls zu Hadersleben gehöre.

„Darum fordern wir dazu auf, diesen Entwurf zu verwerfen“, schließt Brodersen: „Der notwendige Einsatz gegen Extremismus muss auf andere Weise bewerkstelligt werden.“

Die deutsche Minderheit ist Teil der Domgemeinde in Hadersleben. Foto: Ute Levisen
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