Femizid

Nach Mord in Lügumkloster: Dolmetscher zu 12 Jahren Haft und Abschiebung verurteilt

Dolmetscher zu 12 Jahren Haft und Abschiebung verurteilt

Dolmetscher zu 12 Jahren Haft und Abschiebung verurteilt

Ritzau/ket
Lügumkloster/Sonderburg
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Der Afghane, seine Frau und seine fünf Kinder sind im August 2021 nach Dänemark geflohen, als die Taliban die Macht in dem Land übernahm (Archivbild). Foto: Karin Riggelsen

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Ein 33-jähriger Afghane wird wegen Mordes zu einer Gefängnisstrafe und Abschiebung verurteilt. Die Messerattacke ereignete sich im Asylzentrum in Lügumkloster, nachdem die Familie aus Afghanistan vor den Taliban geflohen war.

Das Gericht in Sonderburg hat entschieden: Ein Afghane, der als Dolmetscher für die dänischen Streitkräfte in Afghanistan gearbeitet hat, wird wegen der Ermordung seiner Frau zu 12 Jahren Gefängnis verurteilt. Außerdem wurde er zu einer Abschiebung aus Dänemark mit einem dauerhaften Einreiseverbot verurteilt. Der Täter hat am 29. Januar mit 26 Messerstichen auf seine 27-jährige Frau in der Asylunterkunft Aaløkke in Lügumkloster eingestochen.

Der 33-Jährige bestritt, seine Frau töten zu wollen, räumte aber Gewalt mit Todesfolge ein. „Ich war betrunken, stand unter dem Einfluss von Alkohol. Ich konnte mich nicht beherrschen“, sagte der Angeklagte vor Gericht und bezog sich dabei auf die Tatsache, dass er zuvor ein Bier und eine halbe Flasche Whisky getrunken hatte.

Das Gericht stellte fest, dass die Stiche so zahlreich waren und mit solcher Wucht ausgeführt wurden, dass dem Mann klar gewesen sein muss, dass die Frau wahrscheinlich sterben würde.

Zeuge hörte Angriff über das Telefon

Ein Zeuge erklärte, er habe mit der 27-jährigen Frau telefoniert, als sie angegriffen wurde. Plötzlich habe es am anderen Ende des Telefons einen Tumult gegeben, sagte der Zeuge, der ein Cousin des Angeklagten ist. „Ein paar Sekunden vergehen und ich höre die Tochter sagen: Du hast Mama getötet“, berichtete der Zeuge.

Der Afghane kam im August 2021 mit seiner Frau und den fünf Kindern nach Dänemark. Sie wurden evakuiert, als die Taliban die Macht im Lande übernahm. Der Dolmetscher berichtete mehreren dänischen Medien von der dramatischen Flucht aus Kabul.

Streit über Erziehung

Der Angeklagte erklärte vor Gericht, dass er und seine Frau sich nach ihrer Ankunft in Dänemark oft gestritten hätten. Nach Angaben des Dolmetschers ging es bei dem Streit um die Erziehung der Kinder. Außerdem verdächtigte er die Frau, ihn zu betrügen und sexuelle Kontakte mit anderen Männern im Asylbewerberheim zu suchen. „Sie wollte nicht zuhören. Sie wollte mich verletzen“, sagte der Mann vor Gericht.

Vor Gericht erhob er Einspruch gegen die Abschiebungsanordnung. „Meine Kinder brauchen mich, ich brauche sie“, so der Angeklagte.

Die Verteidigerin Lone Adolphsen hielt es nicht für vertretbar, ihn in sein Heimatland zurückzuschicken. „Wenn wir den Angeklagten nach Afghanistan zurückschicken, besteht die große Gefahr, dass er wegen seiner Arbeit für die UNO verfolgt wird“, sagte sie in ihren Schlussworten.

Kinder können in Dänemark bleiben

Die Kinder im Alter zwischen einem und neun Jahren wurden nach dem Mord in einem Heim untergebracht. Sie alle haben eine Aufenthaltsgenehmigung in Dänemark erhalten. Die Abschiebung des Vaters habe keine Auswirkungen auf ihre Genehmigung, so der Staatsanwalt.

Neben der Haftstrafe wird dem Mann das Recht auf das Erbe seiner Frau entzogen, und er muss den Kindern insgesamt 1,2 Millionen Kronen als Entschädigung zahlen. Der Verurteilte hat um Bedenkzeit gebeten, um zu entscheiden, ob er Berufung beim Landgericht einlegen wird.

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