Natur und Umwelt

Große Ungewissheit nach Virusinfektion in Renzer Fischzucht

Ungewissheit nach Virusinfektion in Renzer Fischzucht

Ungewissheit nach Virusinfektion in Renzer Fischzucht

Renz/Rens
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In der Renzer Fischzucht ist das Virus IHN nachgewiesen worden. Foto: Anke Haagensen

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Die in Dänemark erstmals nachgewiesene Fischkrankheit IHN ist auch in der Forellenzucht in Renz festgestellt worden. Die Betreiber sind noch im Unklaren, welche Folgen der Ausbruch hat und worauf sich Fischzüchter generell einstellen müssen.

Wie viel Pech kann man haben?

Diese Frage stellt sich zurzeit Teichwirt Olaf Schmidt Meyer aus Renz.

Nachdem seine Fischzucht vor rund vier Jahren wegen eines tödlichen Virus in wirtschaftliche Schieflage geraten war und einen Neuanfang erforderlich machte, ist nun eine Infektion mit dem Virus IHN (infektiöse hämatopoetische Nekrose) bestätigt worden.

Es hängt mit dem Fall in Stouby bei Vejle in  vergangener Woche zusammen. Dort war das Virus, das sich nicht auf Menschen überträgt, zuerst festgestellt worden.

Die Fischzucht in Renz, die Olaf Schmidt Meyer in Zusammenarbeit mit Sohn Henk neu aufgebaut hat, hat Fische von dem betroffenen Betrieb ausgetauscht.

Nichts rein und raus

Der Vertrieb zu und von der Renzer Fischzucht ist nach behördlicher Anordnung eingestellt, und auch das Angeln im angrenzenden Forellensee ist wegen der Infektion untersagt.

Wie es genau weitergeht und auf welche Maßnahmen sich der Renzer Betrieb einzustellen hat, ist noch unklar.

„Wir warten immer noch ab, was passieren soll. Es könnte sein, dass das Ausmaß in Dänemark größer ist, als zunächst angenommen“, so Olaf Schmidt Meyer am Donnerstag.

Er wisse von mindestens einem weiteren IHN-Fall bei einem Kollegen im Norden.

 

Teichwirt Olaf Schmidt Meyer macht sich wegen der Fischseuche IHN Sorgen. Foto: JydskeVestkysten (Archiv)

In Renz befinden sich in den Becken, die ausschließlich mit Grundwasser gespeist werden und keine Verbindung mehr zur angrenzenden Au haben, momentan 400.000 Forellen unterschiedlicher Größe.

Für Menschen nicht gefährlich

Trotz IHN-Virus darf der Betrieb die ausgereiften Exemplare voraussichtlich schlachten.

„Das Virus ist für Menschen nicht gefährlich. Der Verzehr der Fische ist unbedenklich. Bei den großen Fischen sind zurzeit keine Symptome erkennbar“, so Schmidt Meyer.

Er und  Sohn Henk sowie der Betrieb „Rens Forellen ApS“ können darauf hoffen, dass zumindest die ausgereiften Forellen verarbeitet werden können und der finanzielle Schaden damit geringer ausfällt. Eine Kompensation gibt es nicht.

„Leider haben wir gerade erst eine neue Zucht begonnen mit 300.000 Eiern. Die Jungforellen werden der Situation wohl zum Opfer fallen“, so Schmidt Meyer.

Sollte eine sofortige Ausrottung der Seuche angeordnet werden, „dann bedeutet es, alle Fische aus den Becken, Wasser herauslassen, desinfizieren und eine Weile leer stehen lassen“, skizziert der Teichwirt mögliche Maßnahmen.

Status IHN-frei verloren

Dänemark galt mit dem Kategoriewert 1 als IHN-freies Land. Viele andere europäische Länder, darunter auch Deutschland, haben die Kategorie 2, die besagt, dass es dort IHN gibt. Die für Menschen unbedenkliche Seuche wird in diesen Länden einfach hingenommen.

Erst wenn zwei Jahre lang nirgends IHN nachgewiesen wird, bekommen Länder den Status 1 zurück.

Er könne mit dem Status 2 leben, auch wenn die Exportpreise damit etwas sinken würden, so Schmidt Meyer. Rund 90 Prozent aller Fische aus Renz werden in andere Länder geliefert.

Sollte es zu der Komplettsanierung kommen, um  das IHN-Virus auszurotten, „dann muss eine Zucht ganz neu aufgebaut werden. Das dauert anderthalb Jahre und bedeutet entsprechend lange keine Einnahmen“, erwähnt der Teichwirt.

Lieferstopp hätte Folgen

Bitter wäre das vor allem für Sohn Henk, der südlich der Grenze Angelseen betreibt und sich selbst sowie andere Angelseen mit Forellen aus Renz beliefert.

Henk Muus Meyer betreibt südlich der Grenze Angelseen, darunter in Barderup bei Flensburg, und beliefert sich selbst mit Forellen aus der heimischen Zucht in Renz. Foto: Geißler/Flensborg Avis (Archiv)

Wenn er die Forellen nicht mehr selbst heranschaffen kann und darüber hinaus auch eine Lieferpause bei den anderen Angelseebetreibern einlegen muss, dann wäre das wirtschaftlich ein großer Nachteil.

Diese Einschätzung gab Henk Muus Meyer am vergangenen Dienstag im Gespräch mit dem „Nordschleswiger“, als der Betrieb wegen des Infektionsverdachts bereits in Quarantäne war.

Böse Überraschung

Zu dem Zeitpunkt war der Jungunternehmer noch zuversichtlich, dass sich die Infektion in Dänemark nicht weiter ausbreitet, und der Handel ohne große Einschränkungen fortgesetzt werden kann.

Am selben Abend kam dann die niederschmetternde Rückmeldung von der Lebensmittelbehörde, wonach Proben aus dem Renzer Betrieb ebenfalls eine IHN-Infektion aufweisen.

Bitter ist die Meldung auch vor dem Hintergrund, dass Henk Muus Meyer gerade den Bau eines neuen Traktes mit Schlachterei, Räucherei und Verkaufsstand in Angriff genommen hat.

Die Lebensmittelbehörde hat unterdessen die Suche nach möglichen Infektionsketten ausgeweitet und weitere Proben in Zuchtbetrieben angekündigt.

IHN

Die Viruserkrankung IHN – infektiöse hämatopoetische Nekrose – bei lachsartigen Fischen ist seit den 60er Jahren bekannt und trat in den USA und in Japan auf. 1987 wurde IHN in Frankreich und Italien nachgewiesen. Insbesondere in der Forellenzucht ist das Virus ein Problem. In Europa ist IHN später in vielen Ländern aufgetreten, darunter Österreich, Slowenien, Schweiz, Deutschland, Niederlande, Kroatien, Tschechien, Polen, Spanien und Belgien.
Die Symptome bei infizierten Fischen sind Lethargie im Wechsel mit Hyperaktivität, Fressunlust und Dunkelverfärbung.
Die Übertragung erfolgt in erster Linie von Fisch zu Fisch oder über das Wasser. Auch Wasservögel und Geräte (z. B. Kescher und Transportbehälter usw.) können zur Erregerverschleppung beitragen.
Die Inkubationszeit beträgt normalerweise ein bis drei Wochen und ist vom Alter der Fische abhängig. Doch auch die Wassertemperatur spielt eine Rolle. In der kalten Jahreszeit kann die Inkubationszeit bis zu drei Monate anhalten.
Der Sterblichkeitsrate ist besonders bei frisch geschlüpften Forellen hoch. Sie kann bei 80 bis 90 Prozent liegen. Bei ausgewachsenen Fischen ist die Sterblichkeit selten über 30 Prozent.
In Dänemark gibt es 265 Süßwasser-Fischzuchten und 28 Fjord- und Meerwasserzuchten. 
Quelle: „Fødevarestyrelsen”, „Verbauchergesundheit”.

 

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