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Wie ein walisischer Royal das Königreich erobert

Wie ein walisischer Royal das Königreich erobert

Wie ein walisischer Royal das Königreich erobert

Christiansfeld
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Welsh Corgis haben viele Fans – auch in Nordschleswig. Foto: Amanda Klara Stephany

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Er hat kurze Beine, große Ohren und ein gigantisches Ego: der Welsh Corgi. Aus dem fernen Wales stammend und sich in den Gärten Windsors herumtreibend, hat es der Vierbeiner auch in die Haushalte Nordschleswigs geschafft. Und erfreut sich dabei äußerster Beliebtheit. Das zeigte das Treffen des „Welsh Corgi Klubben“ in Christansfeld. Es wurde gebellt, geschmust und vor allem die gemeinsame Leidenschaft zelebriert.  

„Also eins muss man auf jeden Fall sagen: Der Corgi ist kein kleiner Hund. Er hat kurze Beine, ja, aber er ist eindeutig kein kleiner Hund“, erklärt Welsh-Corgi-Cardigan-Züchterin Anne Mette Abildtrup lachend auf die Frage, wie sie zum Corgi (walisisch für ‚kleiner Hund‘) gekommen ist.

Anne Mette ist Züchterin der Hunderasse, die am Sonnabendnachmittag in Christiansfeld richtig für Stimmung sorgte. Am Christinero trafen sich die Corgi-Freunde aus Süddänemark, um gemeinsam spazieren zu gehen. Dabei waren natürlich die heiß geliebten Vierbeiner. Und manch ein Mensch hatte sogar gleich zwei davon.

Während die Zweibeiner sprachen, beschnupperten sich die Vierbeiner ausgiebig. Foto: Nina Stein

Der lächelnde Hund 

Bei so viel Kurzbein-Power kam man fast nicht hinterher, als die Kolonne sich in Bewegung setzte. Zwischen Gebell und wedelnden Ruten verlor sich der ein oder andere schnell im freundlichen Blick des Hundes in Fuchsoptik. Und wenn man schon denkt, die Hunde sehen überglücklich aus, will man gar nicht von den Besitzerinnen und Besitzern sprechen: „Sie sind einfach toll. Sie machen so viel Freude‘“, erklärt Ottos Besitzerin. So kennen sich hier übrigens die meisten mit den Namen ihrer Hunde. 

Die kurzen Beine und großen Ohren sind das Wiedererkennungsmerkmal der Hunderasse. Foto: Amanda Klara Stephany

Wissenswertes zum kleinen Royal 

Corgi ist nicht gleich Corgi. Der kleine Hund aus Wales unterscheidet sich zwischen zwei unabhängigen Rassen. Es gibt den Welsh Corgi Cardigan und den durch das englische Königshaus etwas bekannteren Welsh Corgi Pembroke. Der Pembroke ist kleiner als der Cardigan und zeichnet sich vor allem durch seine fuchsige Optik aus. Zudem ist seine Farbgebung reduzierter, während beim Cardigan farblich kaum Grenzen gesetzt sind. Außerdem hat der Pembroke nicht immer eine vollständige Rute. Manchmal wird er auch mit einem sogenannten „Bobtail“ geboren. Und in den USA, anders als in den meisten EU-Ländern, werden die Ruten immer noch kurz nach der Geburt kupiert. Charakterlich wird der Pembroke als fröhlich und gesellig bezeichnet, wohingegen der Cardigan eher gelassener und ruhiger ist. Wie man sieht, wer von „Corgis“ spricht, meint nicht immer die medial etwas besser bekannten Corgi Pembrokes in fuchsroter Farbe. 

Ins Herz der Däninnen und Dänen gebellt 

Bekannt sind die Hütehunde vor allem durch ihren größten – und wohl bekanntesten – Fan: Queen Elizabeth II. Die verstorbene Monarchin hat die Rasse wieder „en vogue“ gemacht, der kleine Waliser schafft es sowohl im Internet als auch in der Realität, die Menschen um den Finger zu wickeln: „Sie sind sehr kluge Hunde und lieben Aufmerksamkeit“, weiß die Züchterin aus Tarm. 

Dusty, der siebenmonatige Welsh Corgi Pembroke, hat das Herz seiner Besitzerin im Sturm erobert. Foto: Amanda Klara Stephany

Mittlerweile sind die Waliser echte Lieblinge im Köngreich – der größere der beiden Corgis, der Corgi Cardigan, schafft es sogar auf Platz sieben der beliebtesten Hunderassen in Dänemark, wie der „Dansk Kennel Club“ im Februar verkündete. 

Ein Welsh Corgi Pembroke und ein Welsh Corgi Cardigan – obwohl sie sich ähnlich sind, sind es zwei unterschiedliche Rassen. Foto: Nina Stein

Kleiner Hund für große Aufgaben 

An Begeisterung für den langen Hund mangelt es auch beim Treffen des „Welsh Corgi Klubben“ nicht. Doch so einfach ist ein Corgi gar nicht zu bekommen, wissen die Besitzerinnen und Besitzer.

In ganz Dänemark finden sich insgesamt 54 anerkannte Züchterinnen und Züchter, je 37 für Cardigan und 17 für Pembroke. In Tierheimen ist der Waliser eine Rarität. Und während Corona waren die Wartelisten lang. Das hat sich zwar etwas entspannt, doch Anne Mette weiß auch: „Es sind Hütehunde, und die sind nicht immer ganz einfach. Es ist wichtig, einfühlsam zu sein. Und sie brauchen Beschäftigung, eine Aufgabe. Es muss nicht direkt das Hüten sein, aber ein Suchspiel kann schon viel bringen“, erklärt die Züchterin aus Mittjütland. 

 

Anne Mette hat den vierzehnmonatigen Welsh Corgi Cardigan Otto nach Christiansfeld mitgebracht. Foto: Amanda Klara Stephany

Viele Menschen würden die Arbeit unterschätzen, weil Corgis eben „klein und süß“ wirken, dabei seien es Arbeitshunde. Und es gibt ein Vorurteil, das auch nicht unwahr ist: „Sie sind bekannt als Fersenbeißer. Das machen sie auch, vor allem als Junghunde, gerne mal. Da muss man konsequent sein“, lacht Anne Mette.

Mit wedelnder Rute betraten die Hunde Christinero. Foto: Amanda Klara Stephany

Die Geschichten aus dem Königlichem Palast, die von frechen Corgis erzählen, seien also nicht erfunden. Und Anne Mette ist auch wichtig zu ergänzen: „Wir als Züchterinnen und Züchter schauen uns die Interessenten immer genau an. Man kann natürlich immer Pech haben. Aber wir wollen natürlich nur das Beste für unsere Schützlinge.“

So sei für sie das Interesse am Hund, weil man etwa den gleichnamigen Animationsfilm „Corgis“ gesehen hat, kein ausreichender Grund für ein neues Familienmitglied. 

Das Fotografieren eines Gruppenbildes erwies sich schwieriger als gedacht, wenn man mehr als ein Dutzend Hunde zähmen muss. Foto: Nina Stein

Ein gelungener Tag

Am Ende des Treffens waren alle zufrieden, Mensch und Tier. Aus den Schnauzen schnaubte es leise, gelegentlich wagte einer noch ein leises Fast-Bellen. Der sonnige Tag wurde gebührend ausgekostet. Die kurzen Beine haben alles gegeben. Nun wurden die Hunde in die Autos verladen, auf der Kofferraumtür: ein „Corgi on Board“- Sticker. Ein bisschen wie flauschige Kinder sind sie eben schon, die Corgis, da sind sich die meisten einig. 

Beim Abschluss – Kaffee und Kuchen an der Lindegade 58 – ging es, natürlich, wieder um den „Korken“, wie der Corgi gerne von seinen Besitzerinnen und Besitzern genannt wird. Anne Grethe Weiss, die das Treffen organisiert hat, freut sich über die Zusammenkunft. Erst zwei Wochen vorher hatten sich rund 100 Corgis in Mittjütland getroffen, zum großen Oster-Corgi-Spaziergang. Die Runde in Südjütland war kleiner, doch die Liebe zur Rasse nicht weniger spürbar. 

Wer nicht genug vom Hüte- beziehungsweise Treibhund bekommen kann, findet weitere Informationen beim „Welsh Corgi Klubben“ unter www.corgi.dk.