Corona-Krise

Minderheiten fordern Reisefreiheit für Grenzland-Bewohner

Minderheiten fordern Reisefreiheit für Grenzland-Bewohner

Minderheiten fordern Reisefreiheit für Grenzland-Bewohner

Apenrade/Flensburg
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Unter anderem am Grenzübergang Pepersmark/Pebersmark ist für alle Endstation, wo es früher zumeist freie Fahrt gab. Direkt auf der Grenzlinie hat die Kommune Apenrade/Aabenraa die Straßenverbindung zwischen Dänemark und Deutschland seit Mitte März abgeriegelt. Foto: Paul Sehstedt

Grenzöffnung: Sind Touristen wichtiger als die Menschen in Nord- und Südschleswig? Die Spitzen der Minderheiten richten einen gemeinsamen Appell an die dänische Regierung.

„Es wäre sehr traurig, wenn der Eindruck entstehen würde, dass Touristen wichtiger sind als das Wohl der Minderheiten und der Grenzregion.“ Mit diesen Worten schließt ein am Freitag formulierter Appell an die dänische Regierung. Verfasser sind die Dachverbände der dänischen Minderheit in Deutschland, Sydslesvigsk Forening (SSF), und der deutschen Minderheit in Dänemark, Bund Deutscher Nordschleswiger (BDN), sowie der Südschleswigsche Wählerverband (SSW) und die Schleswigsche Partei (SP).

Damit reagieren die Minderheiten-Vertreter auf die Aussagen von Dänemarks Regierungschefin Mette Frederiksen (Soz.), nach denen eine Öffnung des Landes für Touristen mit gebuchten Ferienhäusern in naher Zukunft erwogen wird.

Sorge, dass die Menschen im Grenzland übersehen werden

„Wir begrüßen es, dass die dänische Regierung gewillt ist, die Grenze für deutsche Touristen zu öffnen und den Personenkreis auszuweiten, der ein anerkennungswürdiges Vorhaben in Dänemark haben kann“, schreiben die Organisationen in ihrer Erklärung.

Es sei wichtig, nach der Bereitschaftserklärung der deutschen Regierung, die Grenze zu öffnen, ein positives Signal zu senden. „Dennoch machen wir uns Sorgen, ob die Regierung die Bedürfnisse des Grenzlandes übersieht“, heißt es weiter.

Die Grenzschließung wird als „notwendiger Schritt in der ersten Phase“ bezeichnet, die unterstützt worden sei, doch „sie hat große negative Konsequenzen für das Grenzland, sowohl menschlich und kulturell als auch ökonomisch, weil die Region durch die engen Bande gekennzeichnet ist, die über die Grenze hinweg geknüpft sind.“

Besonders für die beiden nationalen Minderheiten gelte dies – und dies „ausgerechnet“ in dem Jahr, das zum deutsch-dänischen Freundschaftsjahr hätte werden sollen – und in dem Deutschland und Dänemark das Minderheitenmodell im Grenzland als immaterielles Unesco-Kulturerbe nominiert haben.

Forderung: Grenzen für Grenzland-Bewohner öffnen

Dänemark solle sich der Bedeutung des Grenzlandes und der Minderheiten bewusst sein, schreiben die Verbände und Parteien in ihrer Erklärung.

Zudem sei der Infektionsdruck in der Region Sønderjylland-Schleswig, also in Nord- und Südschleswig, auf beiden Seiten der Grenze weit niedriger als im Durchschnitt Dänemarks und Deutschlands.

„Vor diesem Hintergrund meinen wir, dass es vertretbar wäre, die Grenzen für alle Bewohner des Grenzlandes zu öffnen, inklusive der Minderheiten“, so der Appell der Vorsitzenden Gitte Hougaard-Werner (SSF), Hinrich Jürgensen (BDN), Flemming Meyer (SSW) und Carsten Leth Schmidt (SP).

 

 

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