Sprachforderung

Färöischer Abgeordneter über Predigtgesetz: Grotesk

Färöischer Abgeordneter über Predigtgesetz: Grotesk

Färöischer Abgeordneter über Predigtgesetz: Grotesk

Kopenhagen
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Sjúrður Skaale sieht durch die Gesetzesinitiative Deutsch, Färöisch und Grönländisch diskriminiert. Foto: Liselotte Sabroe/Ritzau Scanpix

Ein geplantes Gesetz, nach dem Gottesdienste aus anderen Sprachen ins Dänische übersetzt werden müssen, sorgt nicht nur bei den deutschen Gemeinden für Unruhe. Auch Färinger und Grönländer sind besorgt.

Meist sieht der färöische Abgeordnete Sjúrður Skaale vom sozialdemokratischen Javnaðarflokkurin die Dinge eher von der humoristischen Seite. Nach einer Antwort von Staatsministerin Mette Frederiksen (Soz.) fällt ihm das jedoch ausgesprochen schwer.

Die dänische Regierung plant ein Gesetz, demzufolge Predigten, die in anderen Sprachen als Dänisch abgehalten werden, übersetzt werden müssen. Fredriksen will ihm nicht zusichern, dass Färöisch ausgenommen wird.

„Das ist überhaupt nicht in Ordnung. Menschen, die im dänischen Reich geboren sind, sollen nun unter verschärfte Aufsicht gestellt werden, nur weil sie ihre eigene Sprache in der Kirche hören möchten“, sagt Skaale dem „Nordschleswiger“.

„Diskriminierung“

Der Hintergrund der Gesetzesinitiative ist, dass man islamistischen Hasspredigern entgegenwirken will. Doch wie es bislang aussieht, wird das Gesetz sämtliche Sprachen betreffen.

„Das ist grotesk. Es ist eine Diskriminierung von Deutsch, Färöisch und Grönländisch, also von Bürgern, die im Königreich Dänemark geboren worden sind“, so Skaale, der meint, friedliche Gemeinden würden hier mit Terroristen in einen Topf geworfen werden.

Er fordert, dass zumindest für diese drei Sprachen eine Ausnahme gemacht werden soll.

Die grönländische Abgeordnete Aaja Chemnitz Larsen von der linken Inuit Ataqatigiit schließt sich dieser Forderung an.

„Es hat eine ganz entscheidende Bedeutung für die fast 17.000 Grönländer, einem Gottesdienst in ihrer eigenen Sprache beiwohnen zu können. Zu erleben, dass das eigene Kind auf grönländisch getauft oder konfirmiert, Angehörige verabschiedet werden, bedeutet viel, weil viele ihre Heimat, Freunde und Familie vermissen“, meint sie.

Fragen an die Ministerin

Wie Skaale ist sie von der Antwort der Staatsministerin beunruhigt. Sie fordert Aufklärung von Kultur- und Kirchenministerin Joy Mogensen (Soz.).

„Grönländisch, Färöisch und Deutsch sind in Dänemark anerkannte Sprachen. Ich empfinde diese Gesetzesinitiative als eine Verdächtigung, die uns eigentlich nicht zugedacht ist. Es geht um muslimische Hassprediger, aber dann muss man das Gesetz auch zielgenau daraufhin ausrichten“, so Chemnitz Larsen.

Sie hat die Fragen an Mogensen bereits formuliert, wo sie spezifisch auch auf die Situation für die deutschen Gemeinden in Nordschleswig und Kopenhagen eingeht.

Kollege Skaale will sich mit der Kulturministerin treffen.

„Ganz grundsätzlich ist diese Gesetzesinitiative recht eigentümlich. Aber zumindest für die drei Sprachen, die anerkannt sind, muss es eine Ausnahme geben“, meint er.

Die Pastorin der deutschen Gemeinde in Kopenhagen, Dr. Rajah Scheepers, bezeichnet die Gesetzesinitiative als „beunruhigend“.

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