Störche in Nordschleswig

Michaela und Michael behielten beide die Ruhe

Michaela und Michael behielten beide die Ruhe

Michaela und Michael behielten beide die Ruhe

Schmedagger/Smedager
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Michael Kaatz aus Deutschland ist mit an Bord im GPS-Projekt. Foto: Michael Kaatz

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Dr. Michael Kaatz aus Sachsen-Anhalt stattet vier dänische Storchenjungen mit Sendern aus. Ein erstes Tier hat die Prozedur gut überstanden.

Dr. Michael Kaatz von der Vogelschutzwarte Loburg (Sachsen-Anhalt) gilt in Sachen Besendern von Weißstörchen weltweit als Fachmann.

Aus diesem Grund haben sich der dänische Storchenverein storkene.dk und die Beringungszentrale des Staatlichen Naturkundemuseums, Statens Naturhistoriske Museum, auch an ihn gewandt, weil sie im Zuge eines Pilotprojektes erkunden wollen, warum Jungstörche aus Dänemark offensichtlich nicht wieder an ihren Geburtsort zurückkehren – zumindest konnte dies noch nicht eindeutig nachgewiesen werden. GPS-Sender sollen dabei helfen zu ergründen, was mit den Vögeln passiert.

Vier Storchenjungen werden deshalb nun mit Satelliten-Telemetrie ausgestattet.

Deutscher Storchenexperte

Das Besendern des ersten dänischen Storchenmädchens in Grundsølille hat der deutsche Storchenexperte vorgenommen. Dr. Kaatz soll in den nächsten Tagen auch in Schmedagger (Smedager), Brauderup (Broderup) und Renz (Rens) insgesamt drei weitere Storchenjungen mit Mini-Sendern ausrüsten. Die streichholzschachtelgroßen Apparate sollen möglichst montiert werden, bevor die Tiere flugfähig sind.

Dr. Michael Kaatz mit Storchenmädchen Michaela Foto: Storkene.dk

Michaela stellte sich tot

Storchenjunge, die noch nicht fliegen können, stellen sich bei Gefahr in der Regel tot. Sie drücken sich flach ins Nest, um so wenig Aufmerksamkeit wie möglich zu erregen.

Zum Glück entschied sich das Storchenmädchen in Grundsølille, das passenderweise auf den schönen Namen Michaela getauft wurde – die weibliche Form des Vornamens des Storchenexperten aus Sachsen-Anhalt, für diese Taktik.

„Wir hatten ein wenig befürchtet, dass das große Storchenjunge unruhiger reagieren würde. Es ist schließlich schon fast acht Wochen alt. Die Sorge bestand, dass das Junge aus dem Nest hüpfen könnte. Als wir uns aber vorsichtig dem Nest näherten, wurde schnell klar, dass dies nicht zu befürchten wäre. Das Storchenjunge war ganz ruhig – und das war Michael Kaatz auch“, sagt der Vorsitzende des Storchenvereins, Jess Frederiksen. 

Gutes Omen für die nächsten Aktionen

„Man merkt deutlich, dass Michael Kaatz bereits um die 500 Störche in ganz Europa und Südafrika mit Sendern ausgestattet hat. Die Tatsache, dass wir es mit einem qualifizierten Experten zu tun haben, ist sehr beruhigend und ist auch für die kommenden Aktionen gut“, so Frederiksen.

Auch in der Beringungszentrale des Naturkundemuseums ist eine gewisse Erleichterung über die gut überstandene Aktion zu verspüren.

„Das Besendern verlief effektiv und ruhig. Das Junge war schnell wieder im Nest, und sobald wir uns vom Horst entfernt hatten, kamen die Elternstörche zurück“, sagt Forschungsleiter Kasper Thorup.

„Es ist besonders wichtig, dass die Vögel nicht in Mitleidenschaft gezogen werden und sich natürlich aufführen. Nur dann können wir auch ein detailliertes Wissen über ihr Tun und Treiben hierzulande und auf ihrer langen Reise ins Winterquartier bekommen“, fügt er hinzu.

Die neue Storchengeneration

Thorup und seine dänischen Forscherkollegen verfügen durchaus über Erfahrung mit dem Besendern unterschiedlicher Vogelarten. Zum ersten Mal werden allerdings in Dänemark Weißstörche mit GPS-Sendern ausgestattet.

„Seit dem 20. Jahrhundert haben wir den dänischen Storchenbestand über die traditionelle Beringung beobachtet. Wir wissen deshalb ziemlich viel über die Störche, bevor ihre Art in Dänemark fast gänzlich verschwand. Seitdem hat sich aber ganz viel verändert“, sagt Kasper Thorup von der Beringungszentrale des Naturkundemuseums und erwähnt den Klimawandel.

Aber auch das geänderte Bewusstsein für Umweltschutz hat Dänemark offensichtlich als Sommerresidenz für Störche wieder interessant gemacht. „Deshalb wäre es besonders aufschlussreich, die ,neue‘ Storchengeneration zu verfolgen“, findet der Forschungsleiter des Naturkundemuseums. 

Mit der sogenannten Satelliten-Telemetrie werden die Forscher nicht nur über Flugrouten und Aufenthaltsorte auf dem Laufenden gehalten, sondern erhalten auch detaillierte Informationen über Flughöhe und Zuggeschehen. Also: Wann wird gerastet? Wo wird gerastet? Wie lange wird gerastet?

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