Leitartikel

„Auch grüne Kraftwerke sind Kraftwerke“

Auch grüne Kraftwerke sind Kraftwerke

Auch grüne Kraftwerke sind Kraftwerke

Apenrade/Aabenraa
Zuletzt aktualisiert um:

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Nicht alle werden an dem Gedanken Gefallen finden, dass aus der Nordsee ein „grünes Kraftwerk“ werden soll. „Nordschleswiger“-Redakteur Helge Möller blickt nach der Unterzeichnung der Esbjerg-Erklärung gespannt in die Zukunft.

Vor allem zwei Worte nutzten die Spitzenpolitikerinnen und -politiker auf dem Klimagipfel in Esbjerg, auf dem der massive Ausbau der Windkraft in der Nordsee verkündet wurde: „Jetzt“ und „schnell“. Und der Begriff „grünes Kraftwerk“ wurde dem Publikum vorgestellt. Damit war und ist die Nordsee gemeint, die wahrscheinlich bislang nur grün ist, wenn die Algen blühen.

Nach der Unterzeichnung der sogenannten Esbjerg-Erklärung wandten sich Staatsministerin Mette Frederiksen, Bundeskanzler Olaf Scholz, Belgiens Premierminister Alexander De Croo, der niederländische Premierminister Mark Rutte und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen an die zahlreich erschienene Presse und nannten die Gründe, warum der Ausbau ihren Worten nach notwendig ist: fortschreitender Klimawandel und die Abhängigkeit der EU von russischem Gas.

Die kommenden Monate werden spannend. Denn so wie es sich anhörte, wird die Nordsee ihr Gesicht ändern. Schließlich soll sie ein „grünes Kraftwerk“ werden. Es wird, davon ist auszugehen, massive Eingriffe in die Natur geben – wenn schon von einem massiven Ausbau die Rede ist. Bereits heute sieht das nicht jede Einzelperson oder Interessengemeinschaft positiv. Da ist mit Gegenwind zu rechnen.

Gleichzeitig sollen Genehmigungsverfahren deutlich verkürzt werden.  Früher ein langes Tauziehen, sollen die geplante Energieinseln nun zackig in trockene Tücher gebracht werden. Allerdings: Die Nutzung der Nordsee ist angesichts der langjährigen Erdöl und Erdgasförderung nicht neu. Und die Toleranz, mehr Windkraftanlagen an Land zu errichten, ist, das wissen wir aus Dänemark und Nordschleswig, doch begrenzt. Große Wahlmöglichkeiten für die Platzierung erneuerbarer Energien gibt es nicht.

Es wird eine große Aufgabe sein, die Menschen in Europa, vor allem die – die an der Nordsee leben, von ihr leben oder sie gern besuchen – davon zu überzeugen, diesen Weg mitzugehen. Überzeugend könnte die Aussicht auf Arbeitsplätze in der Windkraftindustrie sein.

Regierungschefin Mette Frederiksen und auf deutscher Seite Robert Habeck und offenbar auch Olaf Scholz haben das Vermögen, zu erklären, zu überzeugen, Menschen auf den Weg mitzunehmen. Auch künftige Regierungsvertreter sollten diese Fähigkeit haben, denn der Ausbau wird sich auch bei kurzen Genehmigungsverfahren doch über Jahre strecken. Es wird keine einfache Aufgabe sein, den Plan, diese Zeitenwende, umzusetzen und eine gute Lösung zu finden, mit denen vielleicht nicht alle, aber sehr viele Menschen leben können. Wie lassen sich Natur und Energietechnik vereinbaren. Die Antwort auf diese Frage ist kniffelig.

Mehr lesen

Leserbrief

Meinung
Jan Køpke Christensen
„Faste mindre teams vil hjælpe, men der skal holdes øje med kommunerne“

Leitartikel

Marle Liebelt Portraitfoto
Marle Liebelt Hauptredaktion
„Sexismus in der Minderheit: Menschen wie Maike Minor brauchen Rückhalt“