Leitartikel

„Bis an die Grenze“

Bis an die Grenze

Bis an die Grenze

Nordschleswig/Kopenhagen
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Ein Jahr Corona-Pandemie bedeutet auch ein Jahr Herausforderungen für das deutsch-dänische Grenzland. Es steht viel Arbeit bevor, schreibt Chefredakteur Gwyn Nissen.

Wir blicken in diesen Tagen auf ein Jahr Corona-Pandemie zurück, doch was im „großen Bild“ der Landesmedien oft vergessen wird, ist die doppelte Belastung, die das deutsch-dänische Grenzland in den vergangenen zwölf Monaten ertragen musste.

Wir haben dieselben Maßnahmen und Auflagen gehabt wie alle anderen in Dänemark, doch darüber hinaus wurde uns auch die grenzüberschreitende Lebensader abgeschnitten. Die Grenzregion, wie wir sie kennen, gibt es derzeit nicht – nur eine amputierte Version.

Im Frühjahr 2020 dauerte es Monate, bevor die Politik in Kopenhagen begriff, dass die deutsch-dänische Grenzregion ein zusammenhängendes Öko- und Lebenssystem ist, in dem die Verbindungen kreuz und quer gehen. Hier geht es nicht nur um Bier und Wein auf der einen und Remoulade und Rundstykker auf der anderen Seite, sondern hier leben Familie, Freunde, Kollegen und Arbeitgeber auf beiden Seiten der Grenze.

Könnte man sich vorstellen, dass Kopenhagener sich plötzlich nicht von einem in den anderen Vorort bewegen dürfen (was aufgrund der Inzidenzzahlen eigentlich vernünftig gewesen wäre)?

Erst im Laufe des Frühsommers – nach hartnäckigem Drängen aus dem Grenzland – respektierte die Regierung den Sonderstatus der Grenzregion. Es wurden Ausnahmen und Sonderregeln gemacht, und vieles wurde einfacher – aber nicht alles wurde besser.

Das deutsch-dänische Grenzland hat diese Extra-Belastung getragen und ertragen. Die Menschen hier haben aber auch ein wenig aufgegeben, bessere und logische Bedingungen zu erreichen. Sie harren derzeit eher aus, nach dem Motto: Bald wird es hoffentlich wieder besser.

Wir leben de facto in einem getrennten Grenzland, in dem Menschen ihre Freunde oder Verwandten nicht besuchen können, in dem Pendler extra Auflagen bekommen und in dem wir uns zum Teil auseinandergelebt haben.

Die dänische Regierung hätte im Grenzland von Beginn an vieles besser, anders und schneller machen können, doch unsere gemeinsame Region wurde mit dem sonstigen Ausland in einen Topf geworfen. Warum? Weil das Wissen über das Leben im Grenzland bei den Entscheidungsträgern ganz einfach zu gering ist.

Nun, es wird hoffentlich bald besser, und dann kommt wieder zusammen, was zusammengehört – vor allem die Menschen in unserer Region. Einiges geht sicherlich ganz von allein, doch es muss auch ein ganzes Stück Arbeit in die grenzüberschreitende Zusammenarbeit gesteckt werden. Wir müssen uns wieder finden – auf allen Ebenen.

Als gesammelte Grenzregion müssen wir aber auch wieder präsenter werden, damit die Landespolitik diese einmalige Region endlich als eine Region erkennt und anerkennt – damit wir nie wieder getrennt werden.

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