Demokratie

Das Vertrauen der Bevölkerung in die Politik nimmt ab

Das Vertrauen der Bevölkerung in die Politik nimmt ab

Das Vertrauen der Bevölkerung in die Politik nimmt ab

Ritzau/nb
Kopenhagen
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Während der Corona-Krise gab es mehrfach Situationen, in denen die Bürgerinnen und Bürger ihre Unzufriedenheit und Wut über die vom Folketing beschlossenen Einschränkungen zum Ausdruck gebracht haben, wie hier bei einer Demonstration der Gruppe „Men In Black“ (Archivfoto). Foto: Mads Claus Rasmussen/Ritzau Scanpix

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Fast jede zweite Person in Dänemark hat einer aktuellen Umfrage zufolge im vergangenen Jahr das Vertrauen in die gesellschaftlichen Institutionen verloren. Die Entwicklung weckt Sorge bei Experten.

Eine aktuelle Umfrage zeigt einen deutlichen Rückgang im Vertrauen der Bevölkerung in die öffentlichen Institutionen.

Demnach antworten 44,7 Prozent der 1.042 von „Voxmeter“ für „Ritzau“ befragten Personen, dass ihr Vertrauen in das Rechtssystem, die Politikerinnen und Politiker und die öffentliche Verwaltung im vergangenen Jahr zurückgegangen sei.

44,2 Prozent geben an, dass sie unverändert Vertrauen in die öffentlichen Institutionen hätten, während lediglich 5,7 Prozent sagen, dass ihr Vertrauen zugenommen habe.

Besorgnis bei Djøf

Bei Sara Vergo, Vorsitzende der Gewerkschaft Djøf, die eine Vielzahl der im öffentlichen Dienst angestellten Akademikerinnen und Akademiker repräsentiert, lösen diese Zahlen „echte Besorgnis“ aus.

„Ich finde, wir müssen es ernst nehmen, dass wir eine Gesellschaft haben, die auf Vertrauen zu den Institutionen des Wohlfahrtstaates aufbaut. Es ist eine Voraussetzung dafür, dass wir uns an die Gesetze halten, unsere Steuern zahlen und grundsätzlich daran glauben, dass es sich auszahlt, ein aktiver Teil dieser Gesellschaft zu sein“, sagt sie.

Mehrheit hat noch immer grundsätzliches Vertrauen

In der Umfrage sollten die Befragten auch Stellung zu der Frage beziehen, ob sie grundsätzlich Vertrauen in die gesellschaftlichen Institutionen haben. Hier antworten 58,8 Prozent, dass sie entweder Vertrauen oder großes Vertrauen haben, während 22,8 Prozent angeben, dass sie den öffentlichen Einrichtungen weder vertrauen noch misstrauen.

Die Zahl der Menschen, die entweder kein Vertrauen oder großes Misstrauen haben, beträgt 16,7 Prozent.

Als eine der Ursachen für den Rückgang des Vertrauens insbesondere in die öffentliche Verwaltung sieht Sara Vergo die Aussagen der Politikerinnen und Politiker. Diese würden ihrer Meinung nach das Misstrauen noch vergrößern.

Corona-Pandemie und Mink-Fall tragen zu Vertrauensverlust bei

Michael Bang Petersen, Professor an der Universität Aarhus, forscht zur Haltung und dem Verhalten der Bevölkerung während der Corona-Krise. Er wendet ein, dass sich die Bürgerinnen und Bürger möglicherweise nicht ganz bewusst darüber sind, wie viel Vertrauen sie vor einigen Jahren und wie viel sie gegenwärtig haben.

Dennoch findet auch er die Umfrageergebnisse bemerkenswert. In den vergangenen Jahren haben die Corona-Pandemie und der Mink-Fall zu einem Verlust an Vertrauen beigetragen.

Ähnliche Entwicklung auch in anderen Ländern

„Dennoch denke ich, dass es wichtig ist zu sagen, dass es nicht nur der Mink-Fall ist, der zu einem Rückgang an Vertrauen geführt hat. Wir haben in vielen Ländern Untersuchungen durchgeführt (die keinen Mink-Fall gehabt haben, Red.), und dort können wir die gleiche Entwicklung sehen“, sagt er.

Der Vertrauensverlust habe bereits vor der Corona-Pandemie begonnen. Am meisten Vertrauen sei im Jahr 2007 gemessen worden, während der dann folgenden Finanzkrise sei ein Rückgang eingetreten, erläutert der Forscher.

Finanzielle Gerechtigkeit wichtig für Vertrauen

„Wir wissen, dass einer der Faktoren, die das Vertrauen beeinflussen, Aspekte wie finanzielle Gerechtigkeit und das Gefühl, ein Teil der Gesellschaft zu sein, sind. Daran hat die Finanzkrise gerüttelt, und für die Corona-Krise gilt das gleiche“, sagt er.

Und warnt in diesem Zusammenhang vor einem weiteren Vertrauensverlust.

„Geht das Vertrauen in der Gesellschaft erst verloren, führt dies zu zahlreichen Konsequenzen. Die Forschung zeigt, dass die Länder mit einem hohen Maß an Vertrauen reicher, demokratischer und auch glücklicher sind. Wir können uns nicht auf unseren Lorbeeren ausruhen und glauben, dass ein hohes Maß an Vertrauen naturgegeben ist“, sagt Bang Petersen.

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