Sexismus

Lotte Rod im Kreuzfeuer

Lotte Rod im Kreuzfeuer

Lotte Rod im Kreuzfeuer

Ritzau/hm
Kopenhagen
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Lotte Rod (Radikale Venstre) sprach über Belästigung. Foto: Mads Claus Rasmussen/Ritzau Scanpix

Parteichef Morten Østergaard (Radikale Venstre) musste gehen. Ein rund zehn Jahre alter Belästigungsvorfall, dessen Opfer Rod war, reiche als Grund nicht, so die Kritik, vor allem an Rod persönlich. Die widerspricht und erhält Zuspruch, und Østergaard macht ein weiteres Geständnis.

In der Sexismus-Debatte muss sich nun Lotte Rod von der Partei Radikale Venstre gegen zum Teil harsche Kritik wehren. Rod hatte im September im Zuge der Sexismus-Debatte eine Belästigung öffentlich gemacht, ohne allerdings Namen zu nennen. Das holte Parteichef Morten Østergaard selbst am Mittwoch nach und zog mit einem Rücktritt die Konsequenz. Diesen Rücktritt bedauerte Rod auf Facebook, was ihr dann Kritik einbrachte.

So sagte Bo Skibelund, Vorsitzender der Partei in Kolding – der Wahlkreis von Rod – der Zeitung „JydskeVestkysten”, Rod habe unverantwortlich gehandelt. Sie habe wissen müssen, dass es Østergaard das Amt kosten könne, wenn sie mit der Sache an die Öffentlichkeit gehe. Die Sache hätte seiner Ansicht nach intern geregelt werden können. Auch müsse man bedenken, dass der Vorfall zehn Jahre zurückliege. Rod hatte auf Facebook am Mittwoch geschrieben, es sei nicht ihre Absicht gewesen, Østergaard zu stürzen.

Kritik auf Facebok an Rod

Auch auf Facebook kritisierten Nutzer Lotte Rod. Unnötig und übertrieben sei der Rücktritt Østergaards. Die Abgeordnete stellte nun aber im sozialen Medium klar, es sei nicht der Vorfall gewesen. Beide hätten über die Sache gesprochen, und sie habe seine Entschuldigung angenommen. Es sei die Lüge auf dem Fraktionstreffen gewesen, die Morten Østergaard zu Fall gebracht habe. Laut Nachrichtenagentur „Ritzau“ berichtete Østergaard am Dienstag der Fraktion, die Sache sei geregelt, mit den Beteiligten sei ein Gespräch geführt worden.

Am Mittwochabend kam dann heraus, dass Østergaard selbst es war, der seine Hand auf den Oberschenkel Rods gelegt hatte. Auf dem Fraktionstreffen soll auf Nachfrage von Sofie Carsten Nielsen, der neuen Parteichefin, Østergaard nicht eingeräumt haben, dass er selbst es war. „Wenn man auf der Fraktionssitzung direkt gefragt wird, dann sollte man auch direkt antworten“, so Nielsen am Donnerstag nach dem Sturz des Parteichefs.

Rod: Männer wichtiger Teil des Wandels

Rod fordert unterdessen die Männerwelt auf, über ihr Verhalten nachzudenken. „Ihr seid ein wichtiger Teil des Kulturwandels“, so Rod. So wie Frauen einen geschützten Raum bräuchten, in dem sie über Belästigungen und sexuelle Übergriffe sprechen könnten, müsste Männern die Gelegenheit gegeben werden, in einem ebensolchen Raum solche Taten zuzugeben und um Entschuldigung zu bitten.

Unterstützung erhält Lotte Rod von Gleichstellungsminister Mogens Jensen (Soz.). Der Minister wird mit Blick auf die Facebook-Kommentare deutlich: „Die herabsetzenden, abfälligen Kommentare gegenüber Lotte Rod sind ein Beweis dafür, dass es Sexismus in großem Umfang gibt“, so Jensen. Führungspersonen müssen seinen Worten nach Verantwortung übernehmen und im täglichen Miteinander klarstellen, dass Sexismus inakzeptabel ist und dafür Sorge tragen, dass es einen sicheren Platz gibt, wo Betroffene über Belästigungen sprechen können.

Die massive Kritik, die Lotte Rod auf Facebook in den vergangenen Tagen einstecken musste, besorgt auch zwei Fachleute, die gegenüber der Nachrichtenagentur angeben, die harsche Kritik könnte auf Frauen abschreckend wirken, über Erlebnisse zu sprechen.

Rod war offenbar nicht die Einzige

Am Freitag teilte Morten Østergaard auf Facebook mit, er sei vor einigen Jahren in einem vertraulichen Gespräch von seinem Chef darauf aufmerksam gemacht worden, dass drei Frauen sich von ihm im Rahmen eines Festes belästigt gefühlt hätten. Und diese Frauen wollten, dass er, Østergaard, dies wissen solle. Er könne nicht erklären, warum es so weit gekommen sei, so Østergaard in dem Beitrag. Er bitte die Betreffenden um Entschuldigung und darum, das Privatleben dieser Personen zu respektieren.

 

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