Kulturhauptstadt

Aarhus: Die kreative Hafenstadt

Aarhus: Die kreative Hafenstadt

Aarhus: Die kreative Hafenstadt

Timo Iwersen
Aarhus
Zuletzt aktualisiert um:
Jens Galschiøts Skulptur von Hafenarbeitern am Aarhuser Hafen ist Dänemarks größte Arbeiterskulptur. Foto: Ole Ryolf

Der Hafen spielt für Aarhus ganz selbstverständlich auch eine tragende Rolle beim Kulturhauptstadtjahr 2017.

Aarhus Aarhus ist eine Hafenstadt. Daher spielt der Hafen in Aarhus selbstverständlich auch eine tragende Rolle beim Kulturhauptstadtjahr 2017. Dabei hat das Hafengebiet in Aarhus in den vergangenen Jahren eine rasante Entwicklung durchgemacht und ist heute eine bunte Mischung aus neuen Wohngebieten, Kunst- und Kulturaktivitäten, lebendigem Treiben und dem 2,9 Millionen Quadratmeter großen und Dänemarks umsatzstärksten Industriehafen.
Der Hafen in Aarhus hat viele Gesichter. Aarhus-2017 nutzt diese Vielseitigkeit proaktiv.

Von Hafencity bis Hafenarbeiter

Eine der neuesten Touristenattraktionen von Aarhus ist die neue Hafencity am nördlichen Ende des Hafens. Insbesondere das jetzt schon weltberühmte Wohnhochhaus „Isbjerget“ (Der Eisberg) im neuen Stadtteil Aarhus Ø ist ein architektonisches Meisterstück. „Ø“ in Aarhus Ø steht dabei sowohl für „Øst“ (Osten), da das Gebiet im östlichen Teil der Stadt liegt, als auch für „ø“ (Insel), weil es gänzlich von Wasser umgeben ist. Mehrere Restaurants und Bars haben sich dort bereits niedergelassen, viele weitere werden folgen und ein Hafenschwimmbad sowie viele weitere Einrichtungen sollen das Gebiet in wenigen Jahren zu einem lebendigen und integrierten Teil der Stadt gestalten.

Bereits im August wurde der neue „Havneplads“ (Hafenplatz) etwas weiter südlich eingeweiht. Hier kann man das Wasserspiel „Endless Connection“ des dänischen Künstlers Jeppe Hein genießen, das immer wieder verschiedenen Muster bildet und dadurch Räume aufbaut, in die man sich hineinbegeben kann. Ein Foto im „Endless Connection“ ist bereits jetzt ein Muss bei einem Besuch in Aarhus. Daneben befinden sich Streetbasket- und Streetfußballplätze und auch sonst lädt der Platz zum Aktivsein ein. Mit Blick auf die Hafencity, auf Mols auf der anderen Seite der Aarhus-Bucht und auf Teile des Industriehafens ist er aber auch optimal gelegen, um einfach mal ganz gemütlich die Seele baumeln zu lassen.

Nur unweit entfernt liegt der „Dome of Visions“, ein kuppelartiges Gebäude, das als ein modernes Versammlungshaus konzipiert wurde. Im „Dome of Visions“, der bis Mai 2018 am Aarhuser Hafen steht, werden verschiedene Veranstaltungen aus den Bereichen Kunst, Kultur, Musik, Architektur, Politik usw. angeboten.

Neben all diesen kulturellen und städtebaulichen Entwicklungsmaßnahmen ist der Hafen in Aarhus aber auch noch immer ein internationaler Industriehafen mit einem jährlichen Netto-Umsatz von 256 Millionen Kronen (2016). Um diese Komponente und dadurch auch die lange Geschichte des Aarhuser Hafens als Lebens- und Arbeitsplatz vieler Menschen hervorzuheben und zu würdigen, wurde der dänische Künstler Jens Galschiøt mit der Errichtung eines Denkmals für die Hafenarbeiter beauftragt. Die Idee für das Denkmal hatte der ehemaligen Hafenarbeiter Palle Jørgensen.

Dabei herausgekommen ist Dänemarks größtes Arbeiterdenkmal, das sieben Hafenarbeiter bei der Arbeit zeigt. Es werden Kaffeesäcke entladen. Ein sympathisches Detail: Der eine Hafenarbeiter sitzt auf einer Bank und macht mit Butterbrotdose und Bier eine kurze Pause von der harten Arbeit und ist gerade dabei einen Apfel zu schälen.

Kunst und Kultur am südlichen Industriehafen

Als im Januar das Kulturhauptstadtjahr 2017 in Aarhus eröffnet wurde, endeten die Aktivitäten der Eröffnungsfeier beim neuen Kulturzentrum DOKK1, das – selbstverständlich – am Hafen liegt. Dabei wurden die gegenüberliegenden Industriegebäude proaktiv in die Feierlichkeiten einbezogen – durch Projektionskunst und Lichtspiele. Diese Kombination aus (neuer) Kreativität und ursprünglichen Örtlichkeiten findet sich auch schon seit einigen Jahren am Südhafen der Stadt wieder. Hier wurden niedergelegte, leerstehende Industriegebäude von (oft kreativen) Firmen, Künstlern, Organisationen usw. übernommen. Tonstudios, Werbeagenturen und Kunstateliers liegen hier Seite an Seite mit noch immer genutzten Industriegebäuden.

So war dann auch eben dieses Gebiet am Südhafen der Veranstaltungsort der Aarhus-2017-Veranstaltung „Rethink Activism“ vom 15. bis 17. September. Aktivismus wurde hier als kreativer Prozess definiert, ein Prozess des Schaffens. Im Laufe der drei Tage wurden knapp 200 größere und kleinere Projekte vorgestellt, die sich alle mit dem Schaffen neuer Möglichkeiten für die Zukunft beschäftigen – von kubanischer Wandmalerei über Debatten über Stadtentwicklung und die Rechte von Maulwürfen in unserem Leben bis zum ganz konkreten Vor-Ort-Bau von Spielplätzen für Kinder, bei dem die Kinder auch teilnehmen konnten.
Auch die Projektionskunst-Vorstellung „Anersaaq – Spirit of Place“ der Künstlergruppe „Tura Ya Moya“ nutzte den Hafen in Aarhus als Kulisse. Vom 15. bis 24. September lief die Vorstellung, die Ölsilos am Hafen als Hintergrund für teils abstrakte, teils recht konkrete Bildergeschichten über Grönland, Island und Aarhus nutzte.

Rethink Susanne Bier

Fans der dänischen Regisseurin Susanne Bier können seit Sonnabend im Musikhuset Aarhus den zweiten Teil der Bier-Trilogie von Aarhus-2017 erleben. Ihre Filmtrilogie „Brødre“ (Brothers – Zwischen Brüdern), „Efter brylluppet“ (Nach der Hochzeit) und „Elsker dig for evigt“ (Für immer und ewig) wird im Kulturhauptstadtjahr als Oper, Musical bzw. Tanzvorstellung neu interpretiert und inszeniert. Nach der Oper „Brødre“ im August folgt jetzt das Musical „Efter brylluppet“ mit Musik von bekannten dänischen Künstlern wie Mads Langer, Tim Christensen (Dizzy Mizz Lizzy) und Peter A.G. (Gnags). Die Vorstellung läuft bis einschließlich 14. Oktober.
Im November (7.-12.11.) ist mit „Elsker dig for evigt“ dann der letzte Teil der Trilogie dran.

Mehr lesen

Diese Woche In Kopenhagen

Walter Turnowsky ist unser Korrespondent in Kopenhagen
Walter Turnowsky Korrespondent in Kopenhagen
„Hurra, der Kindersegen ist ausgeblieben!“