Fußball-Krawalle

Fußballphänomen Gewalttourismus

Fußballphänomen Gewalttourismus

Fußballphänomen Gewalttourismus

Apenrade/Aabenraa
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Foto: Scanpix

Deutsche Fans sollen bei Fußball-Ausschreitungen in Kopenhagen beteiligt gewesen sein. Forscher kennen das Problem.

Unter den Fans des Kopenhagener Fußballclubs FC København (FCK), die am Wochenende im Stadion für Krawalle sorgten, sollen auch gewaltbereite Anhänger aus dem Umfeld des Hamburger Sportvereins (HSV) gewesen sein. Das berichtet unter anderem Ekstra Bladet unter Berufung auf Zeugenaussagen. Die Kopenhagener Polizei bestätigt das jedoch nicht. Festnahmen von Fans aus Deutschland gab  es jedenfalls nicht, sagt Charlotte Skovby,  Vizepolizeiinspektorin  der Kopenhagener Polizei.

Ungewöhnlich sei es jedoch nicht, dass die sogenannten Hooligans, gewaltbereite Fußballfans,  von Anhängern  befreundeter Vereine unterstützt werden, erklären zwei Forscher aus Dänemark und Deutschland. Beim Spiel zwischen dem FC København und  Brøndby IF war es in einem Tribünenteil zu Aufruhr und Gewalt gekommen.  Nach dem   1:0  Tor für Brøndby begannen Anhänger des Kopenhagener Vereins zu randalieren. Ein Stadionangestellter  wurde von einem Gegenstand am Kopf getroffen und verletzt. Danach geriet  die Situation immer mehr außer Kontrolle. Die Polizei musste einschreiten, das Spiel  für über 20 Minuten unterbrochen werden.

Der aus Loit stammende Fan-Forscher Jonas Havelund von der Süddänischen Universität (SdU) war selbst im Stadion anwesend. Er hat, wie andere auch, die Gewaltszenen beobachtet. HSV-Logos habe er bei etwa 20   Fans gesehen, wie er sagt. Einen Zusammenhang zwischen diesen Fans und den Tumulten kann er jedoch nicht bestätigen, wie er sagt.  Dass die Fans aus Kopenhagen und Hamburg eine enge Freundschaft pflegen, ist für ihn  jedoch nicht neu.
Auch der deutsche  Fan-Forscher Gunter A. Pilz, ein renommierter Sportsoziologe mit dem Fachgebiet Sportfans von  der Leibnitz Universität Hannover, weiß  von Verbindungen der  Fangemeinden aus verschiedenen Ländern.

„Allerdings gehen  diese Verbindungen  ursprünglich nicht von der Hooligan-Szene aus, sondern werden von friedlichen Vereinsanhängern gegründet“, berichtet Jonas Havelund. „Doch  stehen sich gewaltbereite Club-Fans ebenso nahe und pflegen einen meist sehr engen Kontakt“, sagt er. So bestehe die Freundschaft zwischen den Hamburger und Kopenhagener Fans seit 2004, berichtet der SdU-Forscher.

„Gewalttourismus“ nennt Fan-Forscher Gunter A. Pilz das Phänomen. „Besonders jetzt, da die Bundesliga in der Sommerpause ist und Ferien sind, suchen sich die Hooligans  andere Plätze, um ihre ausgeprägte Gewalt auszuleben“, erklärt er. So   berichtet auch  BT von  Hooligangruppierungen aus dem FCK und HSV-Umfeld, die europaweit Schlägereien gegen andere Fanfraktionen geplant und durchgeführt haben. Treffpunkt war dabei oft ein Wald. Ziel dabei ist es, die Gegner  möglichst schnell niederzuschlagen. Ähnliche Verbindungen wie  FCK und  HSV  und pflegen unter anderem auch Brøndby- und Dortmund, sowie Esbjerg- und Wolfsburg-Anhänger, weiß Havelund.  

Doch ein solches Verhalten werfe einen Schatten auf die friedlichen Fanbeziehungen, sagt er. „Eine  Mehrheit hat mit dem Verhalten einer wirklich kleinen Minderheit zu kämpfen. Das Ansehen leidet“, vertieft er seine Aussage.

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