Thema der Woche: Museen

Neue Ära mit einem Museum im Museum

Neue Ära mit einem Museum im Museum

Neue Ära mit einem Museum im Museum

Pattburg/Padborg
Zuletzt aktualisiert um:
Zollabfertigungsraum vergangener Tage im „Oldemorstoft" Foto: Karin Riggelsen

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Das Heimat- und Grenzmuseum „Oldemorstoft“ in Pattburg (Padborg) hat mit der Übernahme aller Exponate des dänischen Zoll- und Steuermuseums ein markantes zweites Standbein bekommen. In einem der Pyramidentrakte wird dieser Museumsbereich gerade neu geschaffen.

Nach der langen Corona-Zwangspause hat auch das Museum „Oldemorstoft“ am Bovvej in Pattburg wieder öffnen können.

„Der Besuch hält sich allerdings in Grenzen. Die Leute scheinen wegen der Pandemie noch zurückhaltend zu sein“, so Mads Mikkel Tørsleff, Leiter des Heimat- und Grenzmuseums.

Er hofft, dass sich alles bald normalisiert und das Interesse von Einheimischen und Gästen an einem Besuch der Einrichtung wieder größer wird.

Tørsleff hat dabei einen Trumpf im Ärmel.

„Oldemorstoft“ ist die komplette Sammlung des Zoll- und Steuermuseums übertragen worden, das sich einst in der Hauptstadtmetropole befand.

In die Bresche gesprungen

Als das Ende dieses Museums vor einigen Jahren besiegelt war, wollten Museumsfreunde unbedingt verhindern, dass die vielen Exponate in alle Himmelsrichtungen veräußert oder sogar weggeworfen werden.

Das Bauer Museum kam ins Spiel und mit Zutun von Mads Mikkel Tørsleff stimmte die Kommune Apenrade (Aabenraa) als „Oldemorstoft“-Betreiber zu, die komplette Sammlung nach Nordschleswig zu holen.

In einem der drei Pyramidentrakte vollzieht sich gerade eine Wiederauferstehung des Zollmuseums.

Museumsleiter Mads Mikkel Tørsleff richtet gerade einen Ausstellungsbereich zur Geschichte des Zoll- und Steuerwesens ein. Foto: Karin Riggelsen

Ein originalgetreuer großer Zoll-Abfertigungsraum vergangener Tage ist in der Mitte des Raumes bereits als Blickfang in Position gebracht worden und gibt jetzt schon einen Vorgeschmack auf den neuen Ausstellungsbereich.

Es wird allerdings noch dauern, ehe alles fertig ist.

„Ich rechne damit, dass der Bereich im September öffnen kann. Es gibt noch einiges zu tun, und es sind bald Sommerferien“, so Tørsleff zu der Terminplanung.

Mads Mikkel Tørsleff hat noch viel auszupacken und zu sortieren. Foto: Karin Riggelsen

Der Museumsleiter kann auf eine Gruppe ehrenamtlicher Helfer und stundenweise auf einen Hausmeister zurückgreifen, legt letztendlich aber viel selbst Hand an, um das Zollmuseum einzurichten.

Verzögerung wegen Corona

Die Corona-Zwangspause konnten Tørsleff und Helfer nicht dafür nutzen. „Das ging aufgrund der Restriktionen leider nicht“.

Die umfangreiche Zollsammlung befindet sich in einem großen Lager in der Nähe des „Oldemorstoft“.

Von dort sind bereits interessante Exponate an den Bovvej geholt worden. Darunter ist eine rustikale alte Truhe aus dem 17. Jahrhundert mit drei großen Schlüsseln.

Alte Truhe für die Lagerung von Steuern aus dem 17. Jahrhundert Foto: Karin Riggelsen

„Die stammt aus Ringkøbing und war Aufbewahrung für die damalige Grundsteuer, die erhoben wurde. Zur Sicherung gab es drei Schlüssel, die an drei Beamte verteilt waren“, erzählt Mads Mikkel Tørleff ein Beispiel aus der dänischen Zollgeschichte.

Chronologischer Aufbau

Um das zentrale Abfertigungshaus aus neuerer Zeit herum soll chronologisch über das Zollwesen erzählt werden.

„Es beginnt vor rund 1.000 Jahren, als auf Handelsrouten Zoll erhoben wurde“, so Tørsleff zum Konzept der Ausstellung.

Besucher werden mitgenommen auf eine Reise der Zoll- und Steuergeschichte mit dem stetigen Kampf gegen Alkohol- und Drogenschmuggel, gegen Schnapsbrennerei und gegen die Einfuhr illegaler Waren wie Häute oder Zähne exotischer Tiere.

Zollschilder vergangener Tage Foto: Karin Riggelsen
Analoges Rechenzentrum Foto: Karin Riggelsen

Auch die Zollaktivitäten Dänemarks in den westindischen Kolonien wird in der Ausstellungspyramide präsentiert.

Abwechslung

Dank des sehr großen Fundus des ehemaligen Museums „werden wir immer wieder Material austauschen und auch Sonderausstellungen präsentieren können“, so Tørsleff.

Zollabfertigung und Kontrolle von einst Foto: Karin Riggelsen

„Oldemorstoft“ kann den neuen Museumsbereich zudem mit seiner eigenen Ausstellung über die Grenzgendarmen vergangener Tage kombinieren.

Auch die Grenzlandgeschichte mit den Grenzverschiebungen und der Abstimmung 1920 wird als Thema einfließen.

„Ich möchte auch ein Augenmerk auf die damaligen Herzogtümer richten und auf die unterschiedlichen Systeme in Sachen Zoll und Steuern“, ergänzt Mads Mikkel Tørsleff.

Beschlagnahmte Häute und Zähne exotischer Tiere Foto: Karin Riggelsen

Auf ihn kommt noch viel Arbeit zu, denn neben dem Auswählen, Aufstellen und Beschriften der Exponate „werde ich für jeden Teilbereich Infotafeln mit detaillierten Beschreibungen und Hintergründen anfertigen“.

Immer daran vorbei

Museumsgäste können den Entstehungsprozess mitverfolgen, denn bei einem Besuch kann auf einem abgesperrten Gang durch die Pyramide des Zollmuseums marschieren.

„Das geht nicht anders, da die anderen Ausstellungsbereich sonst nicht zu erreichen sind“, erläutert Tørsleff.

Wir werden immer wieder Material austauschen und auch Sonderausstellungen präsentieren können.

Mads Mikkel Tørsleff

Er verspreche sich viel von dem neuen Museumsbereich und hoffe, dass die Corona-Lage auch bald Aktivitäten und Sonderveranstaltungen zulassen.

„Da wir mittlerweile Teil des Bibliotheks- und Kulturbereichs sind, gibt es hierbei noch mehr Möglichkeiten“, so Tørsleff mit verheißungsvollem Blick in die Zukunft.

 

 

 

Oldemorstoft

Das Heimat- und Grenzmuseum „Oldemorstoft“ ist dem gleichnamigen Hof am Bovvej in Pattburg (Padborg) entsprungen, dessen Geschichte bis ins 15. Jahrhundert zurückreicht. Das Museum erzählt über den Hof, über die Landwirtschaft vergangener Tage, die Grenzbewachung und künftig auch über das Zoll- und Steuerwesen.

Das Museum war Teil des Verbundes „Museum Sønderjylland“ und ging vor einigen Jahren  in die Regie der Kommune Apenrade (Aabenraa) über.

Das Museum ist (abgesehen von eventuellen neuen Corona-Vorgaben) noch bis zum 31. Oktober dienstags bis freitags von 10 bis 16 Uhr, an jedem ersten Wochenende des Monats 10 bis 13 Uhr (Sonnabend und Sonntag) sowie an Feiertagen (außer an einem Montag) von 10 bis 13 Uhr geöffnet. Am Grundgesetztag (5. Juni) ist das Museum von 10 bis 16 Uhr geöffnet und während der Ferien in den Wochen 26 bis 31 sowie 42 zusätzlich an allen Wochenenden.

Zu anderen Zeitpunkten können Gruppen ab fünf Personen einen Besuch vereinbaren.

Der Eintritt ist bis zum 30 Juni frei. Danach kostet es 40 Kronen für Erwachsene und 15 Kronen für Kinder zwischen 10 und 17 Jahre. Kinder unter zehn haben freien Eintritt.

Eine Führung während der Öffnungszeiten kostet 450 Kronen, außerhalb der Öffnungszeit 950 Kronen.

 

Mehr lesen

Leitartikel

Anna-Lena Holm
Anna-Lena Holm Hauptredaktion
„Vertrauenskrise in den Medien“