Buchrezension

Gejagt von Aktenzeichen XY: In 80 Tagen um die Welt

Gejagt von Aktenzeichen XY: In 80 Tagen um die Welt

Gejagt von Aktenzeichen XY: In 80 Tagen um die Welt

Hadersleben/Haderslev
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Flemming Just widmet sich nicht zum ersten Mal historischen Themen. Er hat zusammen mit Poul-Erik Thomsen ein Buch über die Dammkatastrophe 1959 in Hadersleben verfasst sowie „Soldaten, der vidste, han skulle dø“ über die Invasion Hitler-Deutschlands am 9. April 1940. Foto: Ute Levisen

Am 7. Dezember – 44 Jahre nach dem spektakulären Post-Coup in Hadersleben – erschien das Buch „Morgenposten & Natbarberen“ von Flemming Just. Der Haderslebener Journalist hat sich auf die Spuren von Zeitzeugen begeben und lässt den Millionen-Diebstahl, der 80 Tage lang ganz Dänemark in Atem hielt, in seinem historischen Rückblick Revue passieren.

Vor 44 Jahren wurden ein Friseurmeister und ein Postbote aus Hadersleben weltberühmt in Dänemark – und ein bisschen auch im restlichen Europa: Ole Schønwald und Henry Wittenborn landeten im September 1976 den größten Post-Coup Dänemarks. Postbote Wittenborn tauschte an seinem damaligen Arbeitsplatz, das alte Postamt am Graben, einen Wertsack mit 1,1 Millionen Kronen aus und hinterließ stattdessen einen Sack voller – Kriminalromane!

Blutige Amateure

Gemeinsam mit seinem Freund, dem Friseur, flüchtete der Briefträger aus dem Land, durch halb Europa, um schließlich unter Palmen auf Gran Canaria Anker zu werfen. 80 Tage währte die Flucht, und das daheim hoch verschuldete Pärchen genoss dank der erbeuteten Million das süße Leben in vollen Zügen…

Das ehemalige Postamt von Hadersleben am Graben, einem zentralen Platz der Stadt Foto: Ute Levisen

Faszinierend auch nach 44 Jahren

Der Haderslebener Journalist und Autor Flemming Just hat sich in seinem dritten Buch „Morgenposten & Natbarberen“ auf die Spuren von Wittenborn und Schønwald begeben.

Es sei ein Verbrechen ohne Mord und Totschlag, wie Just feststellt: Nicht ein einziger Tropfen Blut sei vergossen worden: „Nichtsdestotrotz ist die Geschichte vom Haderslebener Postboten und Friseur, denen es gelang, 1,1 Millionen Kronen zu erbeuten, faszinierend.“

Auch über die deutsche TV-Sendung und ihre 60 Millionen Zuschauer „Aktenzeichen XY ungelöst“ wurde nach dem Duo aus Hadersleben gefahndet. Foto: Buchfoto

Weltberühmt in Dänemark und halb Europa

80 Tage lang hielten die beiden, die als blutige Verbrecher-Amateure galten, Dänemark in Atem und sorgten für allgemeine Erheiterung in der Bevölkerung.

Wenig amüsiert reagierte die Polizei in Hadersleben: Trotz einer europaweiten Fahndung – nicht zuletzt über die deutsche TV-Sendung „Aktenzeichen XY ungelöst“ – gelang es zunächst nicht, die jungen Männer dingfest zu machen.

Dass dies schließlich doch gelingen sollte, auch mithilfe von Interpol, ist einem reinen Zufall geschuldet. Mehr soll an dieser Stelle nicht verraten werden.

Kurzweilige Lektüre

Nur so viel: Flemming Just gelingt es, einer längst in Vergessenheit geratenen Geschichte neues Leben einzuhauchen – nicht zuletzt dank seines lebhaften Schreibstils und einer Galerie stadtbekannter Persönlichkeiten.

Das Buch liest sich nicht nur flott: Es ist – wie es sich für eine Krimi-Geschichte geziemt – fesselnd zugleich. Sie, liebe Leser*innen, sollten daher, bevor Sie sich dieser kurzweiligen Lektüre widmen, entspannt die Füße hochlegen und vorsichtshalber alles vom Herd nehmen, um ja nichts anbrennen zu lassen.

„Morgenposten & Natbarberen“

Das Buch „Morgenposten & Natbarberen“ ist im Verlag „Forlaget Tekst & Design“ in gebundener Ausgabe erschienen, umfasst 88 Seiten mit Fotos und kostet 198 Kronen. Es ist ab sofort im Buchhandel erhältlich oder unter www.tekstogdesign.dk

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