Umwelt und Natur

Ärger um alte Bäume: Buchen sollen Bauwerk weichen

Ärger um alte Bäume: Buchen sollen Bauwerk weichen

Ärger um alte Bäume: Buchen sollen Bauwerk weichen

Woyens/Vojens
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Geht es nach der Ausschussmehrheit, teilen zwei Buchen das Schicksal dieser Bäume. Foto: Ute Levisen

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Zwei Bäume sollen dem Bauvorhaben eines privaten Investors in Woyens weichen. Der Technische Ausschuss besiegelte das Schicksal der alten Buchen – mit einer Gegenstimme. Die Baumgruppe in der Kommune reagiert bestürzt, denn nach Einschätzung der Verwaltung ließe sich das Projekt durchaus umsetzen, ohne die Bäume zu fällen.

Helene Hellesøe Appel von der Einheitsliste kämpfte brav, doch als Einzige für die alten Buchen am P. N. Lagonisvej 1 in Woyens. Zwei der insgesamt fünf als bewahrenswert eingestuften Bäume sind etwa 80 Jahre alt und stehen dem Bauvorhaben eines privaten Investors im Wege. Im wahrsten Sinne des Wortes. Auf der Grünfläche soll eine Siedlung mit zwölf Wohnungen entstehen.

Aller guten Dinge sind drei

Dreimal bereits hatte der Ausschuss für Technik und Klima den Antrag des Projektträgers behandelt. Im dritten Anlauf stimmte das Gremium auf seiner jüngsten Sitzung dafür, dass die beiden Buchen gefällt werden dürfen.
 

Auf diesem Grundstück am P. N. Lagonisvej möchte ein privater Investor bauen. Fünf Bäume von Erhaltungswert stehen auf dem Gebiet. Zwei von ihnen sollen dem geplanten Bau weichen. Foto: Ute Levisen

„Stattdessen sollen Ersatzbäume gepflanzt werden, deren Wert für die Biodiversität mindestens genauso hoch ist“, sagt der Vorsitzende Carsten Leth Schmidt von der Schleswigschen Partei (SP).

Seine Ausschusskollegin Helene Hellesøe Appel von der Einheitsliste (EL) stimmte als Einzige dagegen: „Natürlich möchten wir eine Kommune sein, die wächst, aber nicht um jeden Preis!“, betont die Politikerin. „Wir müssen auf unsere Natur achtgeben, denn sie ist für viele Zuzüglerfamilien ein wichtiger Grund, sich bei uns niederzulassen.“

EL: „Leichtfertiger Umgang mit natürlichen Schätzen“

Die Kommunalpolitikerin bezeichnet den Umgang der Politik mit den natürlichen Schätzen als leichtfertig: „Hier ist ein Baum schnell gefällt. Wie aber möchte man den Verlust wettmachen? Wie ersetzt man 80 Jahre alte Bäume? Man kann zwar Ersatzbäume pflanzen, aber das ist nicht dasselbe – und schon gar kein Ersatz für alte, gesunde Bäume.“
Hellesøe Appel verweist auf die Baumgruppe der Kommune, „Trægruppen Haderslev“. Sie besteht aus Menschen, die sich mit Bäumen auskennen: „Ich wünschte, die Kommune würde des Öfteren auf die Expertise dieser Gruppe zurückgreifen.“

 

Helene Hellesøe Appel von der Einheitsliste stimmte als Einzige dafür, die Bäume zu erhalten. Foto: Ute Levisen

Bestürzung in „Trægruppen Haderslev“

In der Baumgruppe ist die Bestürzung groß, nachdem der Ausschuss das Schicksal der Bäume mehrheitlich besiegelt hat – und zwar gegen die ausdrückliche Empfehlung der technischen Verwaltung.

„Wir haben eine konstruktive Zusammenarbeit mit der Verwaltung“, sagt Flemming Nissen, Vorsitzender von „Trægruppen“, doch es sei die Politik, die Kopfzerbrechen bereite, obwohl die Gruppe in engem Austausch mit dem Ausschuss stehe: „Dennoch beschleicht mich zuweilen das Gefühl, dass man dort im Grunde gleichgültig ist. Wir haben eine Baumpolitik, nur haben die Politiker offenbar vergessen, sie zu verinnerlichen.“

 

Projektträger: „Einwände berücksichtigt“

Dabei könnte das Bauvorhaben – mit gewissen Einschränkungen – auch umgesetzt werden, ohne die Buchen zu fällen, stellt die Kommunalverwaltung fest.

Allein der Investor, die Rothenkruger Baufirma „Alterna Huse“, hält an dem jüngsten Projektvorschlag fest und argumentiert unter anderem damit, man habe Einwänden bereits Rechnung getragen und die Bauhöhe auf eine Etage beschränkt. Auch wünscht der potenzielle Bauträger, so heißt es in der Argumentation, keine geringere Ausnutzung der Fläche.

 

Die alte Weide am Reithaus ist gefällt worden – und dies ohne Grund, so die Baumgruppe. Der Pilzbefall sei harmlos gewesen, stellt ihr Vorsitzender Flemming Nissen fest. Foto: Ute Levisen

Verwaltung befürchtet Präzedens

Die Verwaltung hält ihrerseits dagegen, der Projektträger habe nicht nachgewiesen, dass es unmöglich sei, die Bäume im Rahmen des Projektvorschlags zu erhalten.

Schlussendlich argumentiert sie, der Projektentwurf verstoße gegen die Baumschutzpolitik der Kommune und schaffe einen Präzedenzfall, indem Bäume von hohem Erhaltungswert und biologischer Vielfalt gefällt werden, die nicht durch neu gepflanzte Bäume ersetzt werden können.

Vorsitzender: „So sollte man es nicht machen“

Carsten Leth Schmidt räumt ein, dass der Fall der Bäume vom Lagonisvej ein anschauliches Beispiel dafür sei, wie man es nicht machen sollte: „Wir haben daraus einiges gelernt“, stellt der Politiker fest. „Künftig müssen wir bei Verkäufen von Grundstücken deutlich hervorheben, wenn es dort Bäume von Erhaltungswert gibt."

Kommunale Baumschutzpolitik in der Revision

Auch plädiert er für ein Baumregister, das den Erhaltungswert von Bäumen in der Domstadtkommune definiert. Leth hofft, dass ein solches Register in einer Neuauflage der bisherigen Baumpolitik berücksichtigt wird.

Eine Revision der kommunalen Baumpolitik steht ab Mai auf der Tagesordnung des Ausschusses.

Für den Investor waren somit aller guten Dinge drei. Der Ausschussvorsitzende befürchtet, dass es ein viertes Mal nicht geben könnte und die Baufirma das Projekt zu den Akten legt.

„Dann ist das eben so, aber wir sollten unsere Natur nicht leichtfertig aufs Spiel setzen“, kontert Helene Hellesøe Appel diese Bedenken.

Unterstützung bekommt sie vom Vorsitzenden der Baumgruppe: „Hadersleben brüstet sich damit, eine Klimakommune zu sein“, sagt Flemming Nissen, „fegt aber allzu oft Kritik einfach vom Tisch.“
 

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