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Fördergelder vergeben: Aarö schaut in die Röhre

Fördergelder vergeben: Aarö schaut in die Röhre

Fördergelder vergeben: Aarö schaut in die Röhre

Hadersleben/Aarö
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Zehn Sozialwohnungen hatten auf der Insel Aarö entstehen sollen. Daraus wird vorläufig nichts. Foto: Ute Levisen

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Zehn Sozialwohnungen hatten auf der Insel Aarö entstehen sollen. Doch außer Spesen nichts gewesen: Die großen Inselkommunen haben das staatliche Konto für den Inselwohnungsbau geleert – und fast alle kleinen Inseln sind leer ausgegangen.

Das Interesse ist enorm, und alle Formalitäten sind geregelt: Auf der Insel Aarö wollte die Haderslebener Wohnungsbaugesellschaft HAB mit Unterstützung der Kommune zehn gemeinnützige Wohnungen bauen.
Daraus wird vorerst nichts. Die großen Inselkommunen haben das dafür bereitgestellte staatliche Förderkonto längst geleert.

SF fordert eine Erklärung

„Alle kleinen Inseln mit Ausnahme von Årø sind dabei leer ausgegangen. Das war nicht im Sinne des Erfinders“, sagt Hanne Pedersen. Die Spitzenkandidatin der Volkssozialisten (SF) zur Kommunalwahl hat sich daher hilfesuchend an ihre Parteifreunde auf Christiansborg gewandt. Mit Erfolg: Die Vorsitzende des Landdistriktausschusses des Folketings, Karina Lorentzen Dehnhardt (SF), verlangt von Wohnungs- und Innenminister Kaare Dybvad (Sozialdemokratie) eine richtig gute Erklärung für das Vorgehen.

Martin Holm Rønne, Nr. 4 auf SFs Kandidatenliste, Karina Lorentzen Dehnhardt und Hanne Pedersen beim Wahlkampf in der Haderslebener Innenstadt Foto: Pressefoto

Verwunderung vor Ort

„Wir wundern uns! Aarö hat bei der Antragstellung alles schnell und richtig gemacht. Das Inselförderungskonto gilt bis 2026, eine Deadline für die Antragstellung gibt es nicht“, sagt Hanne Pedersen: „Und dann stellt sich heraus, dass alle auf einmal vergeben worden sind.“
Die großen Inselkommunen hätten offenbar Pläne in der Schublade gehabt, die sie nur hervorzuholen brauchten: „Aarö aber musste alles von Grund auf regeln, und das dauert seine Zeit.“

Ohne Förderung kein sozialer Wohnungsbau

Ohne staatliche Fördergelder, das hatte HAB-Direktor Christian Skovfoged bereits bei der Präsentation der Pläne vor ein paar Monaten betont, lasse sich das Projekt nicht umsetzen.
Dabei ist der Bedarf an Sozialwohnungen auf der Insel enorm – das Interesse ebenso. Die Wohnungen hätten dazu beitragen sollen, der Entvölkerung der Insel im Kleinen Belt entgegenzuwirken.

 

Mit dem Bauvorhaben sollte der Entvölkerung der kleinen Insel Einhalt geboten werden. Foto: Ute Levisen

Aarö – ein Fall für Christiansborg

Auch Karina Lorentzen macht aus ihrem Ärger keinen Hehl. SF gehört zu den Parteien, die diese Inselförderung politisch abgesegnet hatten: „Die großen Inselkommunen haben den kleinen Inseln die Gelder vor der Nase weggeschnappt.“

Der Minister sei bislang nicht willens, weitere Fördergelder für den Inselwohnungsbau abzusetzen, so Lorentzen. Sie macht das „seltsame" Vergabeverfahren zum Tagesordnungspunkt der Fragestunde mit dem Wohnungsminister: „Bei 22.000 geplanten Sozialwohnungen in den größten Städten muss es Spielraum geben, einen winzigen Teil davon den kleinen Inseln vorzubehalten.“

Allan Emiliussen (rechts), hier zu sehen mit Kommunaldirektor Peter Karm, hat angekündigt, das Bauvorhaben erneut vor den kommunalen Finanzausschuss zu bringen. Foto: Ute Levisen

Venstre-Chef: Förderkriterien missachtet

Sauer reagiert auch Allan Emiliussen, Venstres Fraktionschef und als HAB-Abteilungsleiter zudem zuständig für sozialen Wohnungsbau: „Ich bin angepisst – dafür möchte ich gern zitiert werden! Bei der Vergabe dieser Fördergelder hat man die dafür aufgestellten Kriterien missachtet. Jene Inseln, die noch keine Sozialwohnungen haben, sollten bevorzugt behandelt werden. Das ist nicht geschehen.“

Emiliussen hat ebenfalls seinen Parteifreund eingeschaltet: Hans Christian Schmidt, Mitglied des Landdistriktausschusses des Parlaments, hat seinen Beistand zugesichert – und den von politischen Sprechern, deren Unterstützung relevant sein könnte: „Wir sind dran!“ Zugleich wolle er, so Emiliussen, die Pläne für sozialen Wohnungsbau auf Aarö erneut vor den kommunalen Finanzausschuss bringen: „Jetzt, da sich die Voraussetzungen grundlegend geändert haben.“

Für die Wintermonate müssen sich die Insulaner einiges einfallen lassen, um auf der Insel gewerblich überleben zu können. Foto: Ute Levisen
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