Sankelmark 2023

Bertel Haarder nennt Grenzkontrollen „verrückt“

Bertel Haarder nennt Grenzkontrollen „verrückt“

Bertel Haarder nennt Grenzkontrollen „verrückt“

Sankelmark
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Bertel Haarder hält die Grenzkontrollen für sinnlos. Foto: Karin Riggelsen

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Der Politveteran von Venstre sprach bei der Neujahrstagung in Sankelmark von den „sogenannten temporären Grenzkontrollen“, die so schnell wie möglich abgeschafft gehören.

Der Venstre-Politiker Bertel Haarder war schon immer dafür bekannt, dass die eigene Überzeugung ihm wichtiger ist als die Parteilinie. Nachdem er nach 47 Jahren politischer Karriere am 1. November das Folketing verlassen hat, ist das nicht weniger geworden.

So fand er dann bei der Neujahrstagung der deutschen Minderheit in Sankelmark deutlich Worte zu den Kontrollen an der Grenze, die von einer Venstre-geleiteten Regierung eingeführt wurden.

„Die sogenannten temporären Grenzkontrollen müssen entfernt werden. Ich sage ‚sogenannt‘, weil sie am 4. Januar 2016 eingeführt wurden und man nach mehr als sechs Jahren kaum noch von temporären Kontrollen sprechen kann“, so Haarder.

Beschluss aus der Hauptstadt 

Aus Randershof (Rønshoved) stammend, ist er ein Kenner des Grenzlandes und setzt sich dafür ein, dass die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zugunsten der Region gestärkt wird.

„Es ist so einfach, wenn man in der Hauptstadt sitzt und politische Handlung demonstrieren möchte, die Grenzen zu schließen. Die Bewohnerinnen und Bewohner des Grenzlandes dürfen es dann ausbaden“, so der Venstre-Veteran, der nichts von seiner rhetorischen Stärke eingebüßt hat.

„Sinnlos“

Einen Sinn und Zweck der Kontrollen kann er nicht erkennen.

„Es ist, als würde man in seinem Wintergarten mit einer Fliegenklatsche sitzen und versuchen, alle Wespen zu erschlagen. Es ist sinnlos, denn es kommen immer neue Wespen nach. Man sollte die Kräfte der Polizei dafür verwenden, das Wespennest zu finden und zu versuchen, es zu zerstören.“

Und das geschehe, indem man die polizeiliche Zusammenarbeit über die Grenze hinweg stärkt. Die Kriminellen würden zunehmend international operieren, das sollte die Polizei auch.

„Statt in Pässen zu blättern, sollten die Beamtinnen und Beamten dafür eingesetzt werden, Verbrecher aufzuspüren“, betonte Haarder.

Jubel bei Jungen Spitzen

Es ist mit sicher klar gewesen, dass er mit dem Thema bei einer Tagung des Bundes Deutscher Nordschleswiger (BDN) ein Heimspiel haben würde. Seine Aussagen kamen im Saal gut an. BDN-Chef Hinrich Jürgensen nickte wiederholt zustimmend. Die Vorsitzende der Jungen Spitzen, Katharina Kley, war begeistert.

„Es hat mich sehr gefreut, dass er über die Grenzkontrollen-Problematik gesprochen hat, da schlug mein Junge-Spitzen-Herz höher“, sagte sie im Anschluss an den Vortrag.

Løkke schließt Verlängerung nicht aus

Wie „Der Nordschleswiger“ am Freitag berichtete, will Außenminister Lars Løkke Rasmussen (Moderate) nicht ausschließen, dass die SVM-Regierung die Kontrollen im Mai ein weiteres Mal verlängert. Das veranlasst BDN-Generalsekretär Uwe Jessen zu der Frage, wie man sie davon überzeugen könne, dies nicht zu tun.

„Die erklärte Ausländerpolitik ist, dass sie straff, aber nicht verrückt sein soll. Sie muss davon überzeugt werden, dass die Kontrollen in die Abteilung ‚verrückt‘ fallen, denn das sind sie“, antwortete Bertel Haarder.
 

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