Leitartikel

Jungs – zügelt euch

Jungs – zügelt euch

Jungs – zügelt euch

Apenrade/Aabenraa
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Foto: dpa (Symbolfoto)

Nicht überall scheint die Botschaft der #metoo-Welle angekommen zu sein. Das zeigen die Geschichten der letzten Tage über die Rituale an einigen dänischen Gymnasien, meint Chefredakteur Gwyn Nissen.

Wir schreiben 2018 und seit gut einem Jahr rollt in der ganzen Welt die #metoo-Welle. Frauen (und auch Männer) sagen damit der sexuellen Belästigung und Erniedrigung von Frauen den Kampf an. Doch nicht überall scheint diese Botschaft angekommen zu sein.

Das zeigen die Geschichten der letzten Tage über die Rituale an einigen dänischen Gymnasien. Bei den sogenannten Begrüßungsveranstaltungen „putte-middage“ – die 1G-Schüler werden als Küken (Dänisch: puttehøne) bezeichnet – werden 15-,16-jährige Mädchen als Kellnerinnen für  erwachsene 3G-Schüler ausgesucht. Sie müssen einem Dresscode folgen (zum Beispiel rote Unterwäsche) und in einer Einladung aus Nordseeland heißt es sogar: Ohne Schamhaare. Während des Essens werden die jungen Mädchen sexuell belästigt, beleidigt und ihre Blusen aufgerissen.

Denn sie wissen nicht was sie tun ... hieß es damals in den 50er Jahren, als James Dean für die „stumme Generation“ rebellierte. Die Jugend von heute ist aber alles andere als stumm und es gibt auch keinen Grund zur Rebellion. Aber sie sollten wissen was sie tun. Alles nur ein harmloses Spiel, heißt es immer wieder von den Jugendlichen – meist junge Männer, die es immer noch nicht verstanden haben: Die Mädchen könnten auch einfach Nein sagen. Nur wer will macht mit. Fellatio mit der Gurke oder Banane ist doch nichts schlimmes. Ein Partyspiel eben.

Was sich aber nach jugendlichen Spielereien anhört,  hat  einen weitaus ernsteren Hintergrund. Nämlich der Respekt anderen Menschen gegenüber und das Verständnis dafür, dass zum Spaß immer zwei gehören: Absender und Empfänger. Vor allem Frauen müssen sich – so die aktuellen Beispiele –  immer noch damit abfinden, dass ihre sexuellen Grenzen unfreiwillig überschritten werden.

Klar, in dem Alter funkt es auch sexuell zwischen den beiden Geschlechtern. So soll es auch sein. Aber darum geht es gar nicht. Es geht um den respektvollem Umgang mit  Frauen und den müssen junge Männer schon früh verinnerlichen – sonst haben wir aus der   #metoo-Bewegung nichts gelernt.

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