Gesundheitswesen

„Wir stellen sicher, dass unsere Ärzte sprachlich fit sind“

„Wir stellen sicher, dass unsere Ärzte sprachlich fit sind“

„Wir stellen sicher, dass unsere Ärzte sprachlich fit sind“

jt/swa
Kopenhagen
Zuletzt aktualisiert um:
Ärzte müssen schnell Entscheidungen treffen – sprachliches Verständnis ist da eine Grundvoraussetzung. Foto: Morten Stricker / Ritzau Scanpix

Bjarne Dahler-Eriksen ist fachärztlicher Direktor am Sygehus Sønderjylland. Wie geht das Krankenhaus für Nordschleswig mit den Sprachfähigkeiten ausländischer Ärzte um? Die zuständige Ministerin gibt indes den Schwarzen Peter an die Regionen weiter.

„Bei uns erhalten alle Ärzte aus dem Ausland zunächst einmal drei Monate Sprachunterricht, bevor sie überhaupt arbeiten. Wir haben einen eigenen Sprachlehrer eingestellt, der dafür zuständig ist.“ Das sagt Bjarne Dahler-Eriksen, fachärztlicher Direktor am Sygehus Sønderjylland.

Nach den ersten drei Monaten gehe der Arzt zusammen mit dem Sprachlehrer in erste Gespräche mit Patienten. „So sichern wir ab, dass jemand dem Arzt zur Seite steht, falls er etwas nicht versteht“, so der Direktor.

Der Sprachlehrer bewerte dann letztendlich, inwieweit ein Arzt bereit ist, um alleine, sprich ohne Sprachhilfe, zu arbeiten. „Denn es geht ja nicht nur um den Umgang mit Patienten“, gibt Dahler-Eriksen zu bedenken.

„Ein Chirurg muss sich bei einer Operation ohne Einschränkungen mit seinen Kollegen verständigen können und ein Arzt muss am Telefon schnelle Anweisungen geben oder verstehen. Wir stellen sicher, dass unsere Ärzte sprachlich fit sind, bevor sie in solche Situationen kommen.“

61 neue Ärzte am Sygehus Sønderjylland

Generell begrüßt er aber die Forderung des dänischen Ärztevereins nach einer gesetzlich geregelten Sprachanforderung, sprich einem Sprachtest für alle Ärzte aus dem Ausland. Angst, dass es dann schwieriger wird, Ärzte aus dem Ausland anzustellen, hat er nicht. „Wir haben in den vergangenen zwei Jahren 61 neue Ärzte für uns gewinnen können, das ist ein Plus von 17 Prozent. Wir haben derzeit also keinerlei Probleme, gute Ärzte an uns zu binden. Ein Sprachtest würde daran nichts ändern.“

Wie viele ausländische Ärzte das Sygehus Sønderjylland beschäftigt, sei schwer zu sagen. „Wir erfassen die Nationalität unserer Ärzte nicht. Es ist auch schwer zu benennen – manche Ärzte haben zwar in Deutschland studiert, ihre Facharztausbildung aber komplett in Dänemark absolviert.“

 

 

 

 

Ein Chirurg muss sich bei einer Operation ohne Einschränkungen mit seinen Kollegen verständigen können und ein Arzt muss am Telefon schnelle Anweisungen geben oder verstehen.

Bjarne Dahler-Eriksen, fachärztlicher Direktor am Sygehus Sønderjylland

Der wer ist letztendlich verantwortlich dafür, dass die Ärzte sprachlich fit sind? Die Regionen seien dafür verantwortlich, dass das Gesundheitspersonal auf Dänisch mit den Patienten kommunizieren kann. Das meint die Regierung, nachdem der Ärzteverein am Montag dazu aufgefordert hatte, Ärzte aus dem Ausland im Bereich der Sprachanforderungen gleichzustellen. Bisher mussten Ärzte aus EU-Ländern nicht wie ihre Kollegen außerhalb Europas die Dänischprüfung 3 bestehen.

Deshalb hat die zuständige Gesundheitsministerin Ellen Trane Nørby (Venstre) nun einen Gesetzesvorschlag zur Anhörung vorgelegt, der die Verantwortung diesbezüglich bei den Regionen platziert. „Ausländische Ärzte sollen die dänische Sprache beherrschen. Die Patienten sollen ihren Arzt verstehen können und dieser sollte mit seinen Kollegen ordentlich kommunizieren können“, erklärt Trane in einer Pressemitteilung.

Die Sprache sei ihr zufolge genauso wichtig, wie die ärztefachlichen Kenntnisse. Laut dem Vize-Fraktionsvorsitzenden der Einheitsliste, Nikolaj Villumsen, ist der Vorschlag der Regierung unrealistisch. „Ich finde es zutiefst unverantwortlich, dass die Gesundheitsministerin versucht, die Verantwortung auf die Regionen zu schmieren. In der Realität ist es unmöglich für die Regionen komplizierte Sprachentests in den Krankenhäusern außerhalb Dänemarks zu machen“, so Villumsen.

Mehr lesen

Ehrenamt

Flucht vor häuslicher Gewalt – die Freiwilligen im Frauenhaus Apenrade haben immer ein offenes Ohr

Apenrade/Aabenraa Damit ein Frauenhaus funktioniert und zu einem sicheren Ort wird, müssen viele verschiedene Leute zusammenarbeiten. Für die Einrichtung in Apenrade sind das nicht nur festangestellte Fachkräfte, sondern auch engagierte Freiwillige. Warum sie für das Apenrader Frauenhaus so wichtig sind und die Arbeit vor Ort nachhaltig unterstützen, erklären Hanne Frederiksen und Henriette Tvede Andersen.