Wort zum Sonntag

„Kirche feiert 75 Jahre Frauenordination in Dänemark“

Kirche feiert 75 Jahre Frauenordination in Dänemark

Kirche feiert 75 Jahre Frauenordination in Dänemark

Hauptpastorin Dr. Rajah Scheepers der Sankt Petri Kirche, Die deutschsprachige Gemeinde in der Dänischen Volkskirche
Rajah Scheepers
Kopenhagen
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Mehr als die Hälfte der Pastoren in der dänischen Volkskirche sind inzwischen Frauen. Es hat sich also viel getan, seitdem am 28. April 1948 die ersten Frauen in Dänemark zu Pastorinnen ordiniert wurden. Doch es gebe noch viel zu tun, sagt die ​​​​​​​Hauptpastorin Dr. Rajah Scheepers der Sankt Petri Kirche.

In diesem Monat feiern wir 75 Jahre Frauenordination in Dänemark, mit vielen festlichen Gottesdiensten, Diskussionen und Ausstellungen, hier in Kopenhagen zum Beispiel in der Domkirche in Anwesenheit der Kronprinzessin.

Mehr als die Hälfte der Pastor:innen in der dänischen Volkskirche sind inzwischen Frauen. Es hat sich also viel getan, seitdem am 28. April 1948 die ersten Frauen in Dänemark zu Pastorinnen ordiniert wurden.

Aber Frauen und das Pfarramt – das ist immer noch ein Thema. Die Volkskirche ist, wie andere Religionsgemeinschaften auch, vom Gleichbehandlungsgesetz ausgenommen, so dass es den Gemeinderäten gesetzlich erlaubt ist, Frauen aufgrund ihres Geschlechts nicht als Pastorinnen einzustellen. Die Bischöfe des Landes halten diese Ausnahmeregelung für überholt und haben den Kirchenminister aufgefordert, sie aufzuheben, da sie ein falsches Signal für die dänische Volkskirche darstelle. Andere sind der Meinung, dass dadurch die Inklusivität der Volkskirche zerstört werde.

Am Freitag hatte ich die Ehre, dabei zu sein, als die Beauftragte für die deutsche Minderheit, Andrea Berdesinski, das Frauennetzwerk Nordschleswig in der Botschaft in Kopenhagen empfing. Eine Gruppe hoch engagierter Frauen jeden Alters. Wahrlich beeindruckend!

Das Thema war, wie es ist, eine Frau in der Diplomatie und in der Kirche zu sein. Zu letzterem durfte ich sprechen. Und das habe ich gerne getan, denn einerseits ist in diesem Bereich in den letzten 120 Jahren so viel passiert wie in den fast zweitausend Jahren davor nicht – und andererseits gibt es noch viel, viel zu tun.

Die ersten drei Pastorinnen, Johanne Andersen, Ruth Vermehren und Edith Brenneche Petersen wurden von Bischof Hans Øllgaard am 28. April 1948 ordiniert. Noch im Jahr 1947 unterzeichneten 514 Priester, ein Drittel der damaligen Pfarrerschaft, einen Protestes gegen weibliche Pastoren.

Heute sind mehr als die Hälfte der Pastor:innen Frauen, und die erste Ordination von Pastorinnen war ein entscheidendes Ereignis – sowohl in Bezug auf die Kirchenpolitik als auch auf die Gleichstellung der Geschlechter im Allgemeinen.

Bis in die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts galt übrigens in Deutschland die sog. Zölibatsklausel – mit der Eheschließung verlor die Pastorin ihre Ordinationsrechts und schied aus dem Amt. Und ein Blick in andere Länder – so Australien – zeigt, dass die Frauenordination in der protestantischen Kirche weltweit mehrheitlich nicht befürwortet wird. Die lutherische Kirche in Lettland beschloss 2016, das Frauenordinariat wieder abzuschaffen, in Polen wurde sie letztes Jahr erlaubt.

Es gibt es in der evangelischen Kirche in Sachen Gleichstellung von Frauen und Männern noch viel zu tun und zwar in die Richtungen beider Geschlechter: Leitungspositionen müssen so beschaffen sein, dass moderne Frauen und Männer sie überhaupt innehaben wollen, und junge Männer müssen für das Theologiestudium begeistert werden, damit das Pfarramt nicht vom Männerberuf zum Frauenberuf wird, sondern ein Amt bleibt, das für beide Geschlechter zugänglich und attraktiv ist.

Martin Luther haben wir das Priestertum aller Gläubigen zu verdanken, für das Priesteramt der Männer und Frauen gibt es noch viel zu tun. Denn nur dann wird die Kirche weiblich und männlich sein, wird sich zeigen können, dass der Geist Gottes auf die Söhne und Töchter ausgegossen wurde, wie es beim Propheten Joel im zweiten Kapitel heißt. Dafür lasst uns einsetzen in den nächsten 75 Jahren!

Hauptpastorin Dr. Rajah Scheepers der Sankt Petri Kirche,
Die deutschsprachige Gemeinde in der Dänischen Volkskirche

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