Niemand fühlt sich zuständig

Stadt, Bahn oder Herr: Wer muss die Schleswiger Bahnhofs-Toilette putzen?

Stadt, Bahn oder Herr: Wer muss die Schleswiger Bahnhofs-Toilette putzen?

Wer muss die Schleswiger Bahnhofs-Toilette putzen?

SHZ
Schleswig
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Versifft, ekelhaft und seit Wochen nicht gereinigt: Das Damenklo im Schleswiger Bahnhof, bevor es Anfang der Woche zugeschlossen wurde. Foto: Lemke / SHZ

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Eine Lösung im Streit um die WCs im Schleswiger Bahnhof scheint weiter nicht gefunden – obwohl sich Stadt und Bahn jetzt zu einem Toiletten-Gipfel getroffen haben.

Jetzt hat er tatsächlich stattgefunden, der Toiletten-Gipfel im Schleswiger Bahnhof. Stadt und Deutsche Bahn wollten dabei beraten, wie sie die vertrackte Situation am Bahnhof lösen können. Im Mittelpunkt stand dabei aktuell die Frage, ob und unter welchen Bedingungen die WCs – nachdem Eigentümer Hubert Herr sie jahrelang gesperrt hatte – nun wieder dauerhaft geöffnet werden können. Ergebnis: Stadt und Bahn sprechen zwar jeweils von „konstruktiven Gesprächen“, ein Ergebnis gibt es jedoch nicht.

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Von Reinigung steht nichts im Kaufvertrag

Dafür aber hat zunächst einmal wieder Hubert Herr Fakten geschaffen. Nachdem er die Toiletten Ende Juni auf gerichtliche Anordnung geöffnet hatte, ließ er sie wie berichtet Anfang dieser Woche wieder zuschließen. Und das soll auch erst einmal so bleiben. Aus dem selben Grund, aus dem er sich schon 2016 zu diesem Schritt veranlasst fühlte: „Die WC-Anlangen sind total versifft. Einfach ekelerregend!“ Die Bahn, so Herr, sehe sich nicht in der Pflicht, für eine Reinigung zu sorgen. Tatsächlich habe dort seit der Öffnung im Juni niemand mehr geputzt. Er wiederum sei als Eigentümer nur dazu verpflichtet, die Räumlichkeiten kostenlos zur Verfügung zu stellen. „Mehr aber auch nicht!“


Das steht so auch im Kaufvertrag, den Herr unserer Zeitung vorlegte. Von einer Verpflichtung, die WCs oder auch die Wartehalle zu reinigen und anfallende Nebenkosten zu übernehmen, ist darin – zumindest explizit – nichts zu lesen. Deshalb hat Herr jetzt seinen Anwalt eingeschaltet. Sollte er dennoch erneut kurzfristig gerichtlich dazu aufgefordert werden, die Toiletten zu öffnen, werde er das machen. „Aber in dem Zustand, in dem sie zurzeit sind. Und das will niemand“, sagt Herr und fügt an: „Die Klos sind so dreckig, dass es gefährlich ist, sie zu benutzen. Da kann man sich wer weiß was einfangen.“


Bahn geht auf das Thema Toiletten nicht ein

Die Bahn äußert sich auf Nachfrage indes wieder einmal nur zurückhaltend. „Wir möchten auf das Thema Toiletten nicht im Detail eingehen, da es dazu derzeit juristische Prüfungen gibt“, sagt eine Sprecherin lediglich. Bezugnehmend auf das Gespräch mit der Stadt fügt sie an: „Gemeinsam werde man alle Möglichkeiten in Betracht ziehen, die Situation am Bahnhof zu lösen.“ Wie das gehen könnte und warum die Bahn seit Jahren nicht wirklich Interesse daran zeigt, zu einer Lösung beitragen zu wollen, um den Streit rund um den Schleswiger Bahnhof zu lösen? Keine Antwort.

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Bürgermeister Stephan Dose wird da schon ein wenig konkreter. Er sehe die Stadt zumindest mit Blick auf die WCs nicht in der Pflicht. „Das muss zwischen der Bahn und Herrn Herr geklärt werden“, sagt er. Dennoch wolle man auch im Rathaus, dass die Menschen, die den Schleswiger Bahnhof nutzen, eine saubere Toilette nutzen können. Deshalb habe man bereits vor Jahren einen Container neben dem Haupthaus aufgestellt. 60.000 Euro zahlt die Stadt für dessen Miete und Reinigung. Für Hubert Herr ist das „eine Verschwendung von Steuergeldern“. Er vermute, würde die Stadt die Nebenkosten für die WCs im Bahnhof übernehmen, „käme man mit 10.000 Euro im Jahr hin“. In Preetz, wo ihm ebenfalls der Bahnhof gehört, würde die Stadt für die Unterhaltung der Toiletten aufkommen.

Eigentümer kritisiert die Bahn scharf

Dennoch will auch Herr die Bahn nicht aus der Pflicht nehmen. „Dort spart man ohne Rücksicht auf Verluste. Die lassen ja nicht nur in Schleswig die WCs verdrecken“, sagt er. Gleichzeitig beklagt er, dass weder die Bahn noch die Stadt das Gespräch mit ihm suchten. „Stattdessen versucht man, immer mir allein die Schuld dafür zu geben, dass die Situation so verfahren ist.“ Wenn sich aber alle Parteien – Bahn, Stadt und er als Eigentümer – vernünftig zusammensetzen würden, wäre zumindest eine Lösung des WC-Problems möglich.


Ob die Stadt sich davon aber tatsächlich schon verabschiedet hat und eigene Pläne wie etwa den Bau eines neuen Gebäudes samt Schalter und Toiletten plant? „Wir prüfen verschiedene Möglichkeiten“, sagt dazu Bürgermeister Stephan Dose. Man müsse den Gesamtzustand des Bahnhofs, auch unabhängig von den WCs, verbessern. „Der beste Weg wäre nach wie vor die Einreichung eines vollständigen Bauantrages durch Herrn Herr. Meine Gesprächsbereitschaft besteht nach wie vor. Weder Verwaltung noch Politik haben etwas gegen das Projekt ,Eventbahnhof' – ganz im Gegenteil.“

Von einer Einigung scheint man dennoch so weit entfernt zu sein wie Schleswig von Dubai. Dort nämlich realisiert Hubert Herr gerade ein neues Projekt. „Und zwar ohne Probleme“, wie er betont.

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Kommentar

Hannah Dobiaschowski
Hannah Dobiaschowski Projekte / Marketing
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