Gastronomie

Ein Berater soll es richten: Künftig mehr Restaurants auf Föhr?

Ein Berater soll es richten: Künftig mehr Restaurants auf Föhr?

Berater soll's richten: Künftig mehr Restaurants auf Föhr?

Anna Goldbach/shz.de
Föhr
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Im vergangenen Jahr wurde immer wieder beklagt, dass es auf Föhr zu wenig Restaurants gebe. Damit sich das ändert, hat Jochen Gemeinhardt, FTG-Chef, sich etwas überlegt. Foto: Anna Goldbach/shz.de

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Er habe Kontakt zu einem Gastronomie-Berater aufgenommen und einen Vor-Ort-Termin ausgemacht, berichtete FTG-Chef Jochen Gemeinhardt bei der jüngsten Sitzung des Tourismuszweckverbands. Was dabei herauskam und wie es weitergeht.

Während der Hauptsaison sowie zum Jahreswechsel des vergangenen Jahres war das Geschrei groß: Föhr habe zu wenig Gastronomie, zu Silvester und Weihnachten seien keine Tische zu bekommen, weil ein Großteil der Restaurants geschlossen hatte und diese ja ohnehin Mangelware seien. Ein Schlag ins Gesicht für die Gastronomen, ein Weckruf für die Föhr Tourismus GmbH.

Wo gibt es Restaurants? Wo Leerstand?

„Fachkräftemangel und Gastro, das ist momentan worum es geht“, sagt Jochen Gemeinhardt nur wenige Minuten nachdem er am Freitag vom Tourismustag Schleswig-Holstein zurück auf die Insel gekommen. Die Frage, die man sich auch dort stellte: Wie geht man daran?

Im Fall der Insel Föhr mit einem Gastronomieberater, der eigentlich privatwirtschaftlich agiert und auch auf der Insel bereits Unternehmen — das Störtebecker und den Heimathafen – betreute. Gregor Raimann heißt der Mann, der sich bei „Raimann Concepts“ von „Schulverpflegung zum Fine Dining, über die mittelständische Gastronomie zur Systemgastronomie, bis hin zur Verpflegung auf Kreuzfahrtschiffen“ kümmert. Und nun auch um eine ganze Insel.

In der vergangenen Woche kam Raimann also in den hohen Norden — dabei ging es dann erst einmal darum, das Raimann ein Gefühl für die Insel bekam, wie Gemeinhardt berichtet. Gemeinsam seien sie Föhr und die örtliche Gastronomie abgefahren, bevor es dann an erste Überlegungen ging. „Witzigerweise hat er hier mal einen Betrieb betreut für den es dann gleich fünf oder sechs Anfragen gab, Föhr scheint für Gastronomen also durchaus interessant zu sein“, so Gemeinhardt.

Das bestätigt auch Raimann selbst bei einem Telefonat. Und macht Hoffnung: Er habe ein Unternehmen auf Spiekeroog beraten, dabei sei die Suche nach Pächtern recht schwierig gewesen, weil in der Nebensaison kaum etwas auf der ostfriesischen Insel los sei — die Restaurants demnach dann leer bleiben. „Auf Föhr ist das zum Glück anders und somit auch etwas einfacher“, so Raimann, der selbst gelernter Koch ist und seit 12 Jahren als Gastronomieberater tätig.

Größere Auswahl und ganzjährige geführte Gastronomie

Zunächst müsse eine Bestandsaufnahme durchgeführt werden – wo gibt es Gastronomie, wo Leerstand, wo werden Betriebe zeitnah aufgegeben ohne gesicherte Nachfolge und was will Föhr überhaupt an gastronomischen Angeboten haben? „Vieles hier ist austauschbar – das ist immer Currywurst Pommes als Strandversorgung und genau darum geht es: auch mal etwas anderes hier her zu bekommen, um eine größer Auswahl anbieten zu können“, so der FTG-Chef.

Das sieht auch Raimann: „Föhr ist da irgendwie vor zehn Jahren stehen geblieben“, lautet die Einschätzung des Experten. Häufig würde versucht möglichst alle Gäste – von jungen Leuten über Familien mit Kindern oder eben ältere Menschen — mit dem Angebot zu bedienen. „Klassisches Tourismuskonzept“ nennt Raimann das.

Zielführender sei allerdings sich vor Augen zu führen, welche Zielgruppen wo sind. Sprich: In welchen Ort Urlauben die besser betuchten Gäste, welchen Anspruch an Essen gehen haben junge Menschen und was muss ich bieten, damit Familien mit Kindern kommen? „Wenn man die Gäste halten möchte, muss man auch etwas bieten können“, sagt der Experte. Und dafür brauche es ein breiteres Angebot.

Basierend auf Bestand, Zielgruppen- und Konkurrenzanalyse soll dann ein Konzept entwickelt „mit dem wir dann bundesweit agieren können“, so Gemeinhardt. Schließlich habe Raimann „einen Riesenpool von Betreibern und Unternehmen, die auch expandieren wollen“. Wünschenswert wäre vor allem, dass man ganzjährig Gastronomieangebote schaffen könne.

Nicht nur Restaurants: Auch Bars oder Cafés sollen entstehen

Auch was die Strandversorgung angeht hat Gemeinhardt Ideen: „An der Ostsee die Kollegen haben Beach-Bars, die für die Saison am Strand aufgebaut werden“, erzählt er, „wieso sollen wir nicht auch an der einen oder anderen Stelle noch eine Strandbar installieren?“. Denn auch da gebe es laut FTG-Chef und Gastronomieberater auch einen Bedarf.

Raimann fungiert, wenn man so will, also als Vermittler – ist zuständig für die Ausschreibungen, „aber auch um zu sagen: das funktioniert hier nicht“, wenn Vorstellungen nicht mit Zielgruppen oder Ort vereinbar sind.

Einen konkreten Zeitrahmen gebe es nicht, sagt Jochen Gemeinhardt, viel mehr schwebt ihm ein fließendes Konzept vor: „Wenn Gregor Raimann jetzt sagt, er habe Interessenten für Föhr und wir wissen beispielsweise von einem Leerstand, dann kann es ja sofort losgehen“, so Gemeinhart, der auf eine langfristige Zusammenarbeit hofft. „Es fängt jetzt an.“

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