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Mit emotionaler Stärke zum größten Erfolg seit dem EM-Titel

Mit emotionaler Stärke zum größten Erfolg seit dem EM-Titel

Mit emotionaler Stärke zum größten Erfolg seit dem EM-Titel

dpa/jki
Baku
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Nationaltrainer freut sich, dass Kapitän Simon Kjær ebenso wie Yussuf Poulsen und Thomas Delaney wieder einsatzbereit ist. Foto: Liselotte Sabroe/Ritzau Scanpix

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Die dänische Auswahl habe bislang mit dem Herzen gespielt und alles dafür getan, damit das Land stolz auf die Mannschaft ist, meint Pierre-Emile Højbjerg, der gegen Tschechien den Sprung ins Halbfinale der Fußball-Europameisterschaft schaffen will.

Auf seiner EM-Reise im emotionalen Ausnahmezustand hat die dänische Fußball-Nationalmannschaft schon vor dem Viertelfinale gegen Tschechien den nächsten Gänsehautmoment.

Hunderte Fans haben ihre Lieblinge jubelnd mit zahllosen rot-weißen Luftballons und Fähnchen aus dem Teamquartier in Helsingør nach Baku verabschiedet. Seit dem Drama um Christian Eriksen werden die Dänen von einer landesweiten Woge der Zuneigung durchs Turnier getragen. Als Dank luden die Spieler sogar 50 der treuesten Anhänger per Facetime-Anruf zur Partie am Sonnabend ab 18 Uhr ein – Ticket und Flug zahlt der Verband.

Dänen fühlen die Energie

„Wir machen das nicht für mich oder für uns selber, wir tun dies für Dänemark“, sagte Nationaltrainer Kasper Hjulmand bei der Pressekonferenz mit Pathos über den nächsten EM-Auftritt: „Wir haben zwei Träume: Einmal, zu gewinnen, aber auch den Menschen Freude zu machen und Dänemark zu inspirieren. Wir fühlen die Energie von überall aus dem Land, von den Jungen und den Alten, wir machen dies alles zusammen. Wir sind dankbar für die Unterstützung.“

Eine wichtige Rolle für das Team habe dabei weiterhin Christian Eriksen. „Wir werden mit Christian in unseren Gedanken spielen“, betonte Hjulmand: „Er ist immer noch das Herz des Teams.“

Yussuf Poulsen, Pierre-Emile Højbjerg und Thomas Delaney beim Abschlusstraining in Baku. Foto: Liselotte Sabroe/Ritzau Scanpix

Mindestens 1000 dänische Fans wollen ihr Team an das mehr als 3.000 Kilometer Luftlinie entfernte Kaspische Meer begleiten.

„Wir haben bisher mit dem Herzen gespielt und alles dafür getan, damit das Land stolz auf uns ist. Das war eine kleine Achterbahnfahrt“, meint Pierre-Emile Højbjerg zur besonderen Verbindung bei dieser außergewöhnlichen EM.

Schick einer der EM-Stars

Bei den Tschechen scheiterten hingegen Pläne, Zuschauer mit einem Charterflug zum Spiel zu bringen, weil sich unter Corona-Bedingungen nicht genug Interessenten gefunden hatten. Wenn auch womöglich nicht auf der Stimmungsskala im Olympiastadion Aserbaidschans, so besitzt der leichte Außenseiter aber doch sportlich den stärksten Trumpf. Mit bislang vier Treffern gehört der Tscheche Patrik Schick zu den Überraschungsstars dieses Turniers. „Wir haben die Niederlande geschlagen, warum sollen wir nicht auch Dänemark bezwingen?“, sagte der 25-Jährige selbstbewusst.

„Ich denke, er ist einer der talentiertesten und vielversprechendsten Stürmer in Europa. Das zeigt er jetzt bei dieser EM“, warnt Kasper Hjulmand.

Ebenfalls in starker Verfassung mit bislang zwei Toren präsentierte sich Yussuf Poulsen, der allerdings beim lockeren 4:0 der Skandinavier über Wales im Achtelfinale angeschlagen pausieren musste. Auch wenn sein Ersatz Kasper Dolberg dabei gleich doppelt traf, drängt der 27-Jährige zurück in die Startelf.

Die Ansprache von Kasper Hjulmand beim Abschlusstraining. Foto: Ozan Kose/Ritzau Scanpix

„Ich glaube nicht, dass ich 90 Minuten spielen kann, aber ich werde 60 Minuten spielen können wie gegen Belgien und Russland“, sagte Poulsen. Am Freitag bestätigte der Nationaltrainer, dass der 27-Jährige voll im Training sei, über einen Einsatz aber erst am Spieltag entschieden werden solle.

Poulsen kennt Schick gut

In der Saison 2019/20 liefen Poulsen und Schick noch gemeinsam bei RB Leipzig auf. „Er ist gut und wir haben die Spielzeit zwischen uns geteilt – das sagt etwas aus, dass unser Trainer selbst nicht wusste, wer der beste von uns beiden war“, erinnerte Poulsen augenzwinkernd vor dem Wiedersehen.

Statistisch lag allerdings Schick mit zehn zu fünf Treffern in der gemeinsamen Zeit bei den Sachsen vorne. Und auch sonst spricht zumindest der Blick in die Vergangenheit für die Tschechen: Von 25 Partien gewann Dänemark nur zwei.

„Eine meiner schlimmsten Erinnerungen als Fan der Nationalmannschaft war 2004, als ich die Tschechen im Viertelfinale der EM gegen Dänemark gewinnen sah“, sagt Mathias  Jørgensen über das bislang größte Duell.

Nun beschwört ganz Fußball-Dänemark die gemeinsame emotionale Stärke für den größten Erfolg seit dem EM-Titel 1992, den das Team auch für seinen besten Spieler feiern will.

„Sein Platz ist immer noch da und wir vermissen ihn jeden Tag“, so Højbjerg über Eriksen, der nach seinem Zusammenbruch immer wieder mit der Mannschaft in Kontakt steht. „Wir tun dies hier für ihn und er bedeutet uns sehr viel.“

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