Deutsche Minderheit

Wie die Corona-Krise die deutsche Minderheit finanziell beeinflusst

Wie die Corona-Krise die deutsche Minderheit finanziell be

Wie die Corona-Krise die Minderheit finanziell beeiflusst

Apenrade/Aabenraa
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Umsatzverlust, Kompensation, Mehrkosten: Die Corona-Krise geht ins Geld. Foto: Adobe Stock

Das Coronavirus prägt seit zwei Monaten unseren Alltag. „Der Nordschleswiger“ hat beim Bund Deutscher Nordschleswiger nachgefragt, was das Virus für die finanzielle Lage der Minderheit bedeutet.

Während der Pandemie ist plötzlich alles anders: Sitzungen sind abgesagt, Feste können nicht gefeiert werden, die Gruppen in den Kindergärten sind kleiner als bisher. „Der Nordschleswiger“ hat bei Uwe Jessen, Generalsekretär des Bundes Deutscher Nordschleswiger, nachgehakt, inwiefern das die deutsche Minderheit finanziell betrifft. „Zuerst einmal kann man nicht sagen, dass die Krise DIE Minderheit finanziell beeinflusst, denn es sieht in den verschiedenen Bereichen sehr unterschiedlich aus“, erklärt Jessen.

Kompensation beantragen

Beim Sozialdienst kommt es beispielsweise aufgrund des Haus Quickborns zu Umsatzverlusten. „Alle Buchungen wurden storniert. Im Haus Quickborn finden zurzeit keine Veranstaltungen statt, deswegen haben wir auch keine Einnahmen. Wir können allerdings vom Staat Kompensation beantragen, und das werden wir auch tun“, berichtet der BDN-Generalsekretär.

Ein ähnliches Problem hat auch der Jugendverband. Auf dem Knvisberg finden aufgrund der coronabedingten Einschränkungen ebenfalls keine Veranstaltungen statt. „Wir haben dadurch knapp 900.000 Kronen weniger Umsatz. Ob wir dafür eine Kompensation beantragen können, steht noch nicht fest, da der Knivsberg durch öffentliche Gelder bezuschusst wird“, so Uwe Jessen. Auf der anderen Seite fällt auch das Knivsbergfest aus, wodurch es Einsparungen gibt.

Mehr Geld für Personal

Der Deutsche Schul- und Sprachverein für Nordschleswig muss in der Corona-Krise mehr Geld für Personal ausgeben. „Die Gruppen müssen kleiner sein, dadurch wird mehr Personal benötigt, um die Kinder zu beaufsichtigen. Es wird auch mehr Geld gebraucht, um für die vermehrten Reinigungsmaßnahmen aufzukommen“, berichtet Jessen. Er fügt hinzu, dass Mitarbeiter der Büchereien, des Jugendverbandes und des Sozialdienstes sich gegenseitig zum Beispiel bei der Reinigung aushelfen.

Beim Bund Deutscher Nordschleswiger selbst gebe es zurzeit keine Extraausgaben. Veranstaltungen sind abgesagt, es gibt keine Fahrt- oder Sitzungskosten. „Allerdings haben wir für abgesagte Veranstaltungen etwa eine Stornogebühr bezahlt“, so der Generalsekretär. „Wir merken auch, dass der Verkauf für das Theaterabo für die nächste Saison schleppend läuft. Die Menschen haben Angst, dass die Veranstaltungen abgesagt werden.“ Jessen verspricht allerdings, dass die Abonnenten ihr Geld zurückbekommen, falls es nicht klappt.

Für die Büchereien und die Schleswigsche Partei gebe es während der Corona-Krise keine großen Mehrkosten. Beim „Nordschleswiger“ gingen hingegen die Anzeigenverkäufe zurück. Da könne man im Nachhinein aber ebenfalls Kompensation vom Staat beantragen.

Ausgang unklar

Die Deutsche Nachschule Tingleff sollte eigentlich Essensgeld an die Eltern zurückzahlen, da die Einrichtung ebenfalls geschlossen wurde, doch die Eltern haben darauf verzichtet. Sobald die Nachschule allerdings wieder öffnet, sei auch dort mit Mehrkosten zu rechnen.

Einen Strich unter die Rechnung zu setzen und eine Summe zu benennen, das traut sich der Generalsekretär im Moment noch nicht zu. „Jeden Tag ändert sich etwas, es gibt neue Maßnahmen und angepasste Vorschriften. Wie es am Ende der Corona-Krise finanziell aussieht, kann ich nicht sagen.“

Als Beispiel nennt er die Buskosten, die für die Kindergartenkinder aus Rothenkrug/Rødekro und Pattburg/Padborg entstanden sind. Die Räumlichkeiten sind zu klein, um die Corona-Richtlinien einzuhalten, deswegen findet die Betreuung in der kommenden Zeit auf dem Knivsberg und dem Gelände des Hauses Quickborn statt. Der BDN-Hauptvorstand hat aus diesem Grund 200.000 Kronen für Beförderungskosten bereitgestellt. „Es kann entweder sein, dass die Maßnahmen verkürzt werden oder eben verlängert. Dann könnten weitere Kosten auf uns zukommen“, spekuliert Uwe Jessen.

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