Deutsche Minderheit

Freiwilliges Soziales Jahr: Marlene und Lara wohnen auf dem Knivsberg

Freiwilliges Soziales Jahr: Marlene und Lara wohnen auf dem Knivsberg

Freiwilliges Soziales Jahr auf dem Knivsberg

Pauline Severin
Pauline Severin
Knivsberg /Knivsbjerg  
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FSJlerinnen Marlene Reissinger (l.) und Lara Behrens (r.) verbringen ihre nächsten zwölf Monate auf dem Knivsberg. Foto: Pauline Severin

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Studierendenwohnheim, Internat oder WG: Das Zusammenleben in der Minderheit sieht ganz unterschiedlich aus. „Der Nordschleswiger“ hat die verschiedenen Einrichtungen besucht und stellt diese in einer kleinen Serie vor. In diesem Teil zeigen Lara Behrens und Marlene Reissinger, wie es ist, an dem Ort zu wohnen, wo sie arbeiten.

Für Lara Behrens aus Nordrhein-Westfalen und Marlene Reissinger aus Bayern war es nach der Schule klar, dass sie ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) machen wollen. Weil ihnen Skandinavien besonders gut gefällt, sind sie daher frisch am Knivsberg in die FSJ-WG eingezogen.

Die Wahl für Nordschleswig

Die Bildungsstätte Knivsberg kannte davor keine der beiden. „Ich wollte hierher, weil es immer noch nahe an Deutschland ist“, so die 18-jährige Lara.

Marlene kommt aus Süddeutschland, und für sie war der Norden das Ausschlaggebende. „Ich war hier noch nicht oft und wollte daher hierher. Von dem, was ich gelesen und gehört hatte, klang es sehr cool, sodass ich dachte, das wäre was für mich“, sagt sie.

Erstes Mal allein leben

Für beide Mädchen ist es die erste WG und eine neue Erfahrung, ohne die Eltern zu leben. „Ich habe gerade Abitur gemacht, und das ist jetzt das erste Mal, dass ich allein wohne“, erzählt Lara.

 

Lara lebt seit sechs Tagen in der FSJ-WG. Foto: Pauline Severin

Eine kleine Erleichterung war, dass die beiden einander bereits kannten. „Wir sind uns nicht ganz fremd – wir waren schon auf dem Vorbereitungsseminar zusammen. Das war zehn Tage lang in Deutschland, wo wir auch viele andere Freiwillige aus ganz Europa kennengelernt haben“, meint Lara. 

Auf die Frage, wie das Zusammenleben der beiden sei, meinte Marlene nur: „Man hat immer Arbeit und ist nicht den ganzen Tag in der Wohnung. Man bleibt hier nicht hocken, sondern hat auch was zu tun.“ Daher besteht keine Sorge, dass den beiden 18-Jährigen die Decke auf den Kopf fallen wird.

Marlenes Zimmer Foto: Pauline Severin

Das neue Zuhause

In der oberen Etage des „Hauses Knivsberg“ gibt es zwei Wohnungen, von denen eine für die FSJlerinnen reserviert ist. Sie ist voll möbliert und mit Kochtöpfen bis hin zu Bildern ausgestattet.

 „Ich weiß noch, ich war ziemlich überwältigt, weil alles so hübsch war – schon so fast unwirklich, weil ich mir dachte: Okay, das ist jetzt meine Wohnung“, erinnert sich Lara.

„Wir haben einfach das Glück, dass wir so schöne helle Räume haben. Du kannst in dein Zimmer gehen, wenn du allein sein willst, oder du setzt dich ins Wohnzimmer, und es kommt die andere dazu. Wir haben auch Platz, dass hier Leute übernachten und uns besuchen können. Das finde ich sehr nice“, so Marlene, die sich von Anfang an sehr wohlgefühlt hat.

Der Flur der FSJ-WG Foto: Pauline Severin

Die Mädchen freuen sich nicht nur über die eigenen vier Wände, sondern auch über die Community. „In der Wohnung gegenüber wohnen ein Mitarbeiter vom Knivsberg und seine Freundin. Wenn wir etwas brauchen, dann können wir einfach klopfen und die helfen uns – gestern durfte ich mir zum Beispiel zwei Stühle leihen“, so die Bayerin. Aber auch den Akkuschrauber oder etwas Tape nach dem Faustballspielen haben die FSJlerinnen von ihrem Nachbarn bekommen.

Das Wohnzimmer lädt zum Filmegucken und einem gemütlichen Abend ein. Foto: Pauline Severin

Alltag und Freizeit

Rasen mähen, Unkraut jäten, Spiele vorbereiten, sich Programm für die Gäste ausdenken: Die Arbeit auf dem Knivsberg ist sehr vielfältig.

„Normal starten wir um 8 Uhr und arbeiten dann bis 15.30 Uhr. Es sind verschiedene Aufgaben, die wir machen – wir sind jetzt aber aufgrund der kurzen Zeit noch nicht überall eingearbeitet worden ­– generell sind wir oft draußen. Am Wochenende waren Gäste hier, und für die haben wir Spiele vorbereitet, und dann hatten wir so eine Art Schnitzeljagd geplant“, erzählt Lara, die mit Marlene erst seit sechs Tagen in Nordschleswig lebt.

Ich weiß noch, ich war ziemlich überwältigt, weil alles so hübsch war – schon so fast unwirklich.

Lara Behrens, FSJlerin

„Es macht richtig Spaß hier! Wir waren am Freitag beim Faustball dabei und haben das ausprobiert. Es gibt auch einen VW-Bus, mit dem durften wir auch schon Ausflüge machen. Wir haben also auch die Möglichkeit, von hier wegzufahren und uns das Land ein wenig anzuschauen“, so Marlene. Oft suchen sich die beiden auch einfach einen gemütlichen Platz auf dem Knivsberg und lesen ein Buch.

Neben dem neuen Bad gefällt den Mädchen auch die neue Küche sehr gut. Foto: Pauline Severin

Pläne für das Jahr

„Ich habe Lust – wenn ich mal ein Wochenende oder drei Tage Zeit habe – mir einfach einen Rucksack zu packen und dann durchs Land zu gehen und irgendwo zu campen. Man darf hier auf dem Knivsberg auch selbstständig Projekte entwickeln, und ich möchte hier kreativ werden und schauen, was mir so einfällt“, so Marlene über ihre To-do-Liste in Dänemark.

Lara hat ebenso ein paar Wünsche für die nächsten zwölf Monate: „Wir haben Freunde – andere FSJler – in Aarhus, und die möchten wir auf jeden Fall noch besuchen. Es gibt auch die Möglichkeit, dass wir woanders ein bisschen arbeiten, etwa in einer deutschen Schule oder einem deutschen Kindergarten. Da hätte ich auch voll Lust, reinzuschnuppern.“

Marlene (l.) und Lara (r.) werden ein Jahr lang zusammenwohnen. Foto: Pauline Severin

So viele neue Eindrücke kommen gerade auf mich zu. Es ist gerade einfach nur schön!

Marlene Reissinger, FSJlerin

Fazit der ersten Woche

„Ich finde es unglaublich schön hier! Die Menschen sind freundlich und offen. Es ist auch sehr toll, diese neuen Erfahrungen zu machen, in einem anderen Land zu leben, eine eigene Wohnung zu haben und nicht mehr bei den Eltern zu wohnen. So viele neue Eindrücke kommen gerade auf mich zu. Es ist gerade einfach nur schön!“, schwärmt Marlene.

Auch Lara ist mehr als zufrieden: „Man wurde von allen wirklich schön empfangen, und ich finde es gut, dass wir so viele Möglichkeiten und einen großen Freiraum haben. Ich hoffe, dass wir noch viel kennenlernen werden, und denke, dass es ein gutes Jahr wird.“

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Cornelius von Tiedemann
Cornelius von Tiedemann Stellv. Chefredakteur
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