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Angebot für Unternehmen: Die eigene Kultur und Geschichte als Marketing-Pfund

Angebot für Unternehmen: Die eigene Kultur und Geschichte als Marketing-Pfund

Die eigene Kultur und Geschichte als Marketing-Pfund

Sonderburg/Sønderborg
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Professorin Klarissa Lueg nach Erhalt des „BHJ-Underviserpris 2022“ an der SDU (Syddansk Universitet) in Sonderburg Foto: Klarissa Lueg

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Viele Firmen unterschätzen, wie wertvoll es sein kann, Betriebskultur und -geschichte anzupreisen. Im Rahmen eines Forschungsprojektes bietet SDU-Professorin Klarissa Lueg Bürgerinnen und Bürgern jetzt kostenloses Lehrmaterial an – und unterstützt sie dabei, ein individuelles Image nach außen zu tragen.

Klarissa Lueg ist Professorin an der SDU (Syddansk Universitet) in Sonderburg, wo sie unter anderem Unternehmenskommunikation lehrt und „Cultural Heritage Marketing“ als einen ihrer Forschungsschwerpunkte hat. Aktuell arbeitet sie an einem Projekt, durch dessen Hilfe Unternehmen die eigene Kultur und Geschichte noch besser vermarkten können.

„Ich würde sehr gerne Unternehmen aus Nordschleswig in das Projekt einbeziehen. In Zusammenhang mit meiner Forschung biete ich ausgewählten Unternehmen kostenlose Workshops und Beratungen an. Bei einer Zusammenarbeit würde ich Fragen beantworten, mir gemeinsam mit den Personen die Internetseiten angucken und überlegen, wie man die Geschichte und Kultur des Unternehmens am besten kommunizieren könnte“, sagt Klarissa, laut der sich vor allem die jüngere Generation heute nicht nur für die Produkte eines Unternehmens interessiert, sondern auch für die Geschichte, für die Werte, für Nachhaltigkeit und Transparenz.

Kundinnen und Kunden wollen sich der SDU-Professorin zufolge in den Eigenschaften des Unternehmens widerspiegeln können. Deshalb sei gute und glaubwürdige Unternehmenskommunikation wichtig.

Internetseite mit kostenlosem Lehrmaterial

Auf der Internetseite www.marher.eu können Bürgerinnen und Bürger, die sich hinsichtlich der Kulturvermarkung von Unternehmen weiterbilden wollen, zudem auf einen kostenlosen Lehrgang zugreifen.

Zwischen Krusau und Sonderburg gibt es etliche interessante Unternehmensgeschichten, die es wert wären, erzählt zu werden.

Klarissa Lueg, SDU-Professorin

„Wir haben bei einem länderübergreifenden europäischen Projekt, das gerade abgeschlossen wurde, einen Online-Lehrgang entwickelt, mit dessen Hilfe man Tipps erhalten kann, wie man die eigene Unternehmenskultur auch ohne große ökonomische Ressourcen vermarktet. Das Ziel ist es, kleinen und mittelständischen Unternehmen – vor allem auch in ländlichen Regionen – zu helfen, ihre eigene, ganz individuelle Unternehmensgeschichte und -kultur kreativ zu vermitteln. Das möchte ich nun auch in der Region Nordschleswig noch ein bisschen besser etablieren, denn gerade hier an der deutsch-dänischen Grenze gibt es so viel Kulturbezug und Geschichte“, meint Klarissa.

Museen, Fotogalerien, Zeitleisten und soziale Medien

Der Lehrgang könnte nach Meinung der SDU-Professorin vor allem für Unternehmen interessant sein, die sich keine eigene PR-Abteilung leisten können, aber auch für engagierte Familienunternehmerinnen und -unternehmer oder Quereinsteiger.

„Zwischen Krusau und Sonderburg gibt es etliche interessante Unternehmensgeschichten, die es wert wären, erzählt zu werden. Solchen Unternehmen biete ich im Rahmen des Projektes gratis Beratung und Ideen an“, erklärt Klarissa.

Meistens steht auf den Internetseiten der Unternehmen nichts über die eigene Geschichte und Verankerung in der lokalen Kultur. Da möchte ich jetzt noch mehr Schwung hineinbringen.

Klarissa Lueg, SDU-Professorin

Die Kulturvermarktung oder Präsentation der Familiengeschichte könne beispielsweise mithilfe eines Unternehmensmuseums geschehen, mit einer Fotogalerie im Laden, mit einer Zeitleiste auf der Internetseite oder mithilfe von sozialen Medien, in denen Bilder und Nachrichten veröffentlicht werden. Bei vielen Unternehmen sei laut Klarissa diesbezüglich Verbesserungsbedarf.

Finanzen sind nicht entscheidend

„Meistens steht auf den Internetseiten der Unternehmen nichts über die eigene Geschichte und Verankerung in der lokalen Kultur. Da möchte ich jetzt noch mehr Schwung hineinbringen, und dies in den Mittelpunkt stellen. Gerade kleinere Familienunternehmen unterschätzen oft, welchen Wert dies haben kann“, berichtet Klarissa.

Im Rahmen des Forschungsprojektes hat sich die SDU-Professorin auch mit mehreren Unternehmen auseinandergesetzt, die ihre Kultur und Geschichte bereits bewusst hervorheben. Diese Beispiele würden zeigen, wie man mit „wenig Geld etwas Interessantes für die Kundinnen und Kunden zusammenstellen kann“.

Zusammenarbeit mit Unternehmen aus Nordschleswig

„Ein gutes und bekanntes Beispiel aus Dänemark ist „Lakrids by Bülow“, die auf ganz witzige Weise mit ihrem Verhältnis zur dänischen Kultur und zum Kulturgut Lakritz spielen. Lokalere Beispiele, über die wir auch auf unserer Homepage berichten sind der Klavierhändler Juhl-Sørensen mit einem Familienjahrbuch in Aarhus, Dänemarks erstes Weingut, Skærsøgaard in Dons, Gram Slot bei Kolding oder der Rumhandel Johansen in Flensburg“, erzählt die Professorin und Forscherin.  

„Toll wäre es, wenn sich noch weitere Personen auf diesen Artikel hin bei mir melden, die ein Unternehmen mit einer reichen Geschichte besitzen und sich Unterstützung bei der Kulturvermarktung wünschen oder darüber berichten möchten, wie sie ihre Geschichte und Kultur bereits erfolgreich vermarkten. Wir haben eine interaktive Karte mit den besten Beispielen kreiert, und da würde ich auch sehr gerne Unternehmen aus Nordschleswig hinzufügen“, so Klarissa.

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