Deutsche Minderheit

Alte DR-Dokumentation stellt Minderheit in einem schlechten Licht dar

Alte DR-Dokumentation stellt Minderheit in einem schlechten Licht dar

Dokumentation stellt Minderheit in schlechtem Licht dar

Apenrade/Aabenraa
Zuletzt aktualisiert um:
Eine 13 Jahre alte Dokumentation wurde in der vergangenen Woche ausgestrahlt. Doch die DR-Sendung basiert auf nachweislich falschen Quellen, so Jon Thulstrup. Foto: Gonzales Photo Dejan Obretkovic/Gonzales Photo/Ritzau Scanpix

Nach der erneuten Ausstrahlung einer Sendung, die auf nachweislich falschen Quellen beruht, fordert der Bund Deutscher Nordschleswiger eine Entschuldigung von Danmarks Radio.

In der zweiteiligen DR-Dokumentation „Mindretal“ von 2007, die am vergangenen Freitag erneut beim Sender DR2 ausgestrahlt wurde, wird insbesondere im zweiten Teil die Geschichte der deutschen Minderheit falsch dargestellt. Zu diesem Ergebnis kommt Jon Thulstrup, Doktorand der Süddänischen Universität, der in Zusammenarbeit mit dem Bund Deutscher Nordschleswiger (BDN) die deutsche Minderheit im Zweiten Weltkrieg unter die Lupe nimmt.

„Die Dokumentation ist imageschädlich für die Minderheit. DR hat eine Sendung ausgestrahlt, in der die Hauptinformationsquelle schon vor Jahren als Hochstapler enttarnt wurde“, berichtet Jon Thulstrup.

Die Sendung beruht unter anderem auf den Aussagen des verstorbenen Stasi-Offiziers Eckardt Nickol. Dieser behauptet in der Serie, dass er und die Stasi bedeutende Persönlichkeiten in der Minderheit als Agenten für den Dienst bei der Stasi anwerben konnten. Auch Studenten aus der Minderheit soll er überredet und mit Reisen in die DDR beeindruckt haben.

Als Hochstapler enttarnt

Nach der Erstausstrahlung 2007 ist Eckardt Nickol als Hochstapler enttarnt worden. Das zeigen wissenschaftliche Untersuchungen von Thomas Wegener Friis und Prof. Dr. Helmut Müller-Engbers, die belegen können, dass Nickol zwar Stasi-Mitarbeiter war, aber kein hochrangiger und nichts mit Dänemark oder der Minderheit zu tun hatte. Auch Dokumente, die er vorweisen konnte, erwiesen sich als Fälschungen. DR selbst hat über diese Fälschungen in einer Radiosendung berichtet.

Der Doktorand stellt sich nun die Frage, warum ein durchaus glaubwürdiges Medium wie DR trotz dieser Kenntnisse die Doku-Serie erneut ausgestrahlt hat, und dadurch sowohl Einzelpersonen als auch die gesamte deutsche Minderheit in einem schlechten Licht darstellt.

BDN wendet sich an DR

„Die Tatsache, dass eine Institution wie DR auf diese Weise dazu beiträgt, falsche Nachrichten zu verbreiten, ist mehr als kritisch“, heißt es in einem Brief vom Bund Deutscher Nordschleswiger an Danmarks Radio. „Es sollte für alle Verantwortlichen klar sein, dass in Dokumentationen, die mehr als 13 Jahre alt sind, Einzelheiten enthalten sein können, die überholt sind und nicht mehr dem heutigen Wissensstand entsprechen. Man sollte als Minimum erwarten, dass solche Beiträge nicht einfach wieder ausgestrahlt, sondern dass neue Erkenntnisse eingebaut werden. In diesem Fall, in dem die Hauptquelle als Lügner enttarnt wurde, hätte es klar sein sollen, dass eine Wiederausstrahlung nicht zur Diskussion steht“, heißt es in dem Brief weiter.

„Wir fordern nun eine Entschuldigung und hoffen, dass DR sich damit auseinandersetzt, wie leicht man hereingelegt werden kann und wie schnell es passiert, dass man sich auf falsche Quellen verlässt“, so Harro Hallmann, Kommunikationschef des BDN.

Mehr lesen