Kreativität

Strick-Festival in Tondern: „Maschen in der Marsch“ mit Anziehungskraft

Strick-Festival in Tondern: „Maschen in der Marsch“ mit Anziehungskraft

Strick-Festival: „Maschen in der Marsch“ mit Anziehungskraft

Tondern/Tønder
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Kirstine Rechtnagel (l.) und Lene Bruun Clausen sind an allen Festivaltagen mit von der Partie. Foto: Jane Rahbek Ohlsen

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Das Tonderner Strick-Festival mit verschiedenen Veranstaltungsorten hat bei der Premiere am Freitag einen guten Start hingelegt. Feriengäste aus Berlin verlängerten wegen des Events spontan ihren Urlaub.

Die Kirchenuhr in Hoyer (Højer) gab mit zwölf Schlägen das entscheidende Zeichen, und Initiatorin Marianne Rosalie Kalb schritt zur Eröffnung der ersten Ausgabe des Strickfestivals „Masker in Marsken“.

Zur gleichen Zeit, aber an einem anderen Ort, eröffnete die Vorsitzende des Strickfestivals, Kirsten von Wildenrath, an diesem herbstlichen Freitag das dreitägige Event. Das war auf dem Marschhof Klægager in Ballum der Fall.

„Es ist schön, euch zu sehen“, begrüßte Marianne Kalb die Besucherinnen vor der alten Fabrikshalle „Væveriet“ der Designnachschule zu Maschen in der Marsch, Mindfulness, Menschen, Meinungen und Mut.

Initiatorin Marianne Rosaline Kalb mit der Girlande, für die die Damen in der Deutschen Bücherei Tondern die Stricknadeln klimpern ließen. Foto: Jane Rahbek Ohlsen

Mit Knall eröffnet

Bevor zwei Rohre mit Konfetti „abgefeuert“ wurden, durchtrennte sie die Girlande mit Wimpeln, die das strickende Team in der Deutschen Bücherei in Tondern gefertigt hatte.

Ein Hund quittierte den Knall mit einem Bellen, während die Gäste klatschten. Danach ging es in das Eldorado für strickende Anhängerinnen, die das bunte Bild bestimmten.

Zu den Gästen der ersten Stunde gehörten Kirstine Rechtnagel aus Roskilde und Lene Bruun Clausen aus Silkeborg, die beide – je auf ihrer Ebene – aktive Strickerinnen sind.

Interessierte Damen in der alten Fabrikshalle in Hoyer Foto: Jane Rahbek Ohlsen

Premiere mit Anziehungskraft

Die beiden Frauen, die früher das Strickfestival auf Fanø besucht haben, fühlten sich unter anderem durch den Premiereneffekt des Festivals angesprochen.

„Dann ist es toll, dass es an verschiedenen Orten in der Umgebung ausgerichtet wird“, sagt Kirstine.

„Wir unternehmen jedes Jahr im Herbst eine Stricktour und waren außer auf Fanø zum Beispiel auch in Irland“, berichtet Lene. Die beiden, deren Männer aus Nordschleswig kommen, begnügen sich nicht damit, Tagesgäste zu sein.

Wolle, so weit das Auge reicht Foto: Jane Rahbek Ohlsen

Farbenfrohe Reste verstrickt

Während sie sich an einem der vielen Stände umschauen, lobt die Geschäftsfrau den farbenfrohen Pulli von Kirstine. „Den habe ich aus meinen Resten gestrickt“, sagt sie.

Sie machen das volle Programm mit. „Wir sind Donnerstag gekommen und reisen Sonntag wieder ab.“ Sie haben sich in einer Airbnb-Unterkunft einquartiert. „Wir wohnen total gemütlich, mit den Schafen direkt vor der Haustür“, sagen sie mit einem Lächeln.

Die strickende Geschäftsfrau Gitte Weber aus Hadersleben (Haderslev) Foto: Jane Rahbek Ohlsen

Für Strickfestival einen Tag drangehängt

Wegen des Strickfestivals haben Birge Amondson und ihre Kinder Nova und John aus Berlin ihren Urlaub in Hoyer extra um einen Tag verlängert.

Sie haben am Vortag bei einem Spaziergang durch den Marschenort zufällig von dem Strickfestival gehört, als sie einer der Organisatorinnen begegneten. „Da es das erste Mal war, wollten sie es besuchen. Ich liebe Stricksachen und finde es sehr inspirierend“, so Birge Amondson.

Birge Amondsen und ihre Tochter Nova fühlten sich inspiriert. Foto: Jane Rahbek Ohlsen

Jugendliche auf dem Laufsteg

Durch die tolle Auswahl fühlt sie sich nahezu dazu animiert, wieder mit dem Stricken anzufangen. Während bei ihr die Stricknadeln seit der Kindheit ruhen, strickt ihre zwölfjährige Tochter.

„Wir wollen uns auch unbedingt die Modenschau anschauen“, berichtet Birge Amondson, während ihre Tochter zustimmend nickt. Die Jugendlichen der Designnachschule präsentieren während des Festivals mehrmals auf dem Laufsteg die gestrickte Kollektion.

Die Familie war das erste Mal in Hoyer. „Wir kommen aber wieder“, versichert Birge Amondson.

Ein Plätzchen zum Stricken findet sich überall. Foto: Jane Rahbek Ohlsen

Energiepreise verleiten zum Stricken

Zu den Ausstellenden gehört Helle Bonde-Petersen. Sie übernahm im April den Wollladen an der Ecke Yarn.

„Ich habe auch Kunden, die sagen, dass sie sich jetzt einen warmen Pullover stricken wollen.“ Auslöser dafür seien die steigenden Energiepreise.

„Auch gibt es Leute, die kommen, um ihren Bestand an Garnresten mit neuer Wolle zu ergänzen. Das ist ja eine gute Tendenz und schön, wenn die Wolle dann gebraucht wird“, so Helle Bonde-Petersen.

Die Tonderner Geschäftsfrau Helle Bonde-Petersen Foto: Jane Rahbek Ohlsen

Internetportal als Lehrmeister

Bei ihr schneien auch junge Kauflustige herein. „Zu mir kommen Jugendliche, die das Häkeln für sich entdeckt haben. Sie haben es dann auf Youtube gelernt.“ Was in einigen Fällen vielleicht früher die Mutter oder die Oma gemacht hat, bewerkstelligt nun das Internetportal für Videofilme.  

„Ich habe einen guten Start gehabt“, berichtet Helle Bonde-Petersen, die im April das Geschäft von Kirsten Andresen übernahm. Dies sei auch ihrer Vorgängerin zu verdanken, die den Laden hütet, während Helle Bonde-Petersen beim Strickfestival Flagge zeigt.

Die Bänke im Freien luden zum Verweilen mit und ohne Strickzeug ein. Foto: Jane Rahbek Ohlsen

Gemäß dem Motto „Alles, was das Herz einer Strickerin begehrt“, hörte man bei den verschiedenen Ständen mit Wolle in unterschiedlicher Qualität, einer fantastischen Farbsinfonie und einer Vielfalt an kreativen Kreationen begeisterte Ausbrüche.

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