Natur an der Westküste

Vorbereitungen für mehr Urwald im Hönninger Forst

Vorbereitungen für mehr Urwald im Hönninger Forst

Vorbereitungen für mehr Urwald im Hönninger Forst

Arrild
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In der insgesamt waldarmen Kommune Tondern finden sich nördlich von Arrild große Waldbestände. Schon vor der Deklaration als Urwald, in dem menschliche Eingriffe unterbleiben, gibt es dort ansehnliche Gehölze, in denen auch eisenzeitliche Grabhügel als Hinweise auf menschliche Besiedelung vor über 2000 Jahren zu sehen sind. Foto: Volker Heesch

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Die staatliche Naturbehörde bereitet die Umwandlung bisheriger Nadelwälder nördlich von Arrild in künftig unberührte Lebensräume vor. Auch im Linneter Wald wird in weiteren Bereiche kommerzielle Forstwirtschaft eingestellt.

Bei der staatlichen Naturbehörde Naturstyrelsen ist die Anhörungsphase für die Schaffung von deutlich mehr Urwäldern ausgelaufen. Damit ist der Weg frei für eine Verdoppelung der staatlichen Waldflächen, die aus der kommerziellen Forstwirtschaft ausscheiden. Das betrifft in der Kommune Tondern staatliche Wälder nördlich von Arrild. „Es geht um Bereiche im Hönninger Wald (Hønning Plantage) und im Linneter Wald (Lindet Skov)“, berichtet der Leiter der Niederlassung der Naturbehörde im westlichen Nordschleswig, „Naturstyrelsen Vadehavet“, Bent Rasmussen dem „Nordschleswiger“.

Im vergangenen Sommer 2020 hatten sich die Regierung, Radikale Venstre, Einheitsliste und SF im Folketing darauf verständigt, die kommerzielle Nutzung von 9.000 Hektar Wald in 24 Staatswäldern Dänemarks einzustellen. Damit sollte die Fläche mit dem Status „unberührter Urwald“ um 50 Prozent erhöht werden.

Urwaldkommune Tondern

In der Kommune Tondern existiert bereits der Drawitter Wald (Draved Skov) bei Lügumkloster als staatlicher Wald mit dem Status Urwald, der bekannt für seine besonders artenreiche Tier- und Pflanzenwelt ist. Der Hönninger Wald, der größtenteils als Aufforstung seit dem 19. Jahrhundert entstanden ist, umfasst aber auch rund 63 Hektar Eichenkratt, natürlich entstandener Eichenbestände, die auf den mageren, nährstoffarmen Böden nur eine geringe Höhe erreichen. In früheren Zeiten wurden solche Gehölze auch durch Beweidung „gestutzt“. Das Hönninger Kratt ist eine Besonderheit, weil in ihm auch Buchen und Linden vorkommen.Es dürfte für Botaniker interessant sein, ob diese Baumwarten sich auch ausbreiten, wenn mit dem Status Urwald die Forstmitarbeiter ihre Aktivitäten einstellen.

Interessante Heiden

Innerhalb der Aufforstungen mit Nadelgehölzen, die bereits nach schweren Sturmschäden im Dezember 1999 als offene Landschaft gepflegt oder mit Laubgehölzen bepflanzt wurden, liegen noch Heideflächen. Teilweise liegen diese auf Inlandsdünen, die in der Nacheiszeit, aber auch nach weitgehender Abholzung der westschleswigschen Geestlandschaft seit dem Mittelalter, den Bewohnern das Leben schwer machen konnten. Einige der erhaltenen Heidegebiete werden von Rubustrindern beweidet, damit diese in Zeiten nährstoffreicher Niederschläge nicht von Weiden und Birken überwuchert werden.

Diese Karte der Naturbehörde zeigt, wo bereits nach 1999 die Nadelholzgebiete verkleinert wurden, um natürlich vorkommenden Laubbäumen Raum zu geben. Foto: Naturstyrelsen

 

Die Heideflächen im Hönninger Forst sind bekannt für Vorkommen der seltenen Heidelerche, Schwarzkehlchen und Neuntöter. In den Hochwaldabschnitten kommt auch der Uhu vor. Der dänische Vogelschutzverband DOF hat die Vogelbestände in dem Gebiet erfasst und unternimmt dorthin auch Exkursionen. 

 

Auf dem Foto des nordschleswigschen Eulenschützers Klaus Dichmann ist ein Uhu zu sehen. Die größte einheimische Eule lässt ihren Ruf ab März in den Wäldern nördlich von Arrild erklingen. Foto: DOF / Klaus Dichmann

 

Auch Sonnentau und Glockenheide gibt es in moorigen Bereichen. „Bevor die Umwandlung der Flächen in Urwald anläuft, werden noch Versammlungen mit dem örtlichen Nutzerrat stattfinden“, berichtet Bent Rasmussen und fügt hinzu, dass es längere Übergangsphasen geben werde. Die Flächen sind bereits heute als Natura-2000-Gebiete im Rahmen des EU-weiten Schutzkonzeptes klassifiziert, vor allem wegen der besonderen Pflanzenwelt in einigen Bereichen des Waldes. Geplant ist, die gebietsfremden Baumarten noch zu fällen und das Holz wirtschaftlich zu nutzen. Betroffen sind Rotfichten, Sitkafichten und auch Lärchen.   

Heiden wurden „urbar“ gemacht

Die Heiden waren allerdings immer mehr geschrumpft, seit den 1920er Jahren waren große Flächen durch Tiefpflügen und Aufbrechen des in Heiden entstandenen Ortsteins „urbar“ gemacht worden, um eine forstwirtschaftliche Nutzung zu ermöglichen. Bereits vor fast 100 Jahren hatte es Proteste gegen die Maßnahmen gegeben. Auch im Linneter Wald hatte bereits der Sturm 1999 eine Umwandlung des Waldes in einen naturfreundlicheren Betrieb eingeleitet. Es waren damals aber nicht nur Nadelbäume, vor allem Fichten, umgeworfen worden. Auch alte Buchenbestände waren verwüstet worden. Die Waldgebiete nördlich von Arrild sind beliebte Ausflugsziele. Einschränkungen für den Publikumsverkehr sind im Urwaldprogramm der Regierung nicht erwähnt worden.    

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