Porträt

Forscherin im Grenzland: „Region hat ein einzigartiges unternehmerisches Kulturerbe“

Forscherin im Grenzland: „Region hat einzigartiges unternehmerisches Kulturerbe“

Forscherin im Grenzland: „Unsere Region ist einzigartig"

Kilian Neugebauer
Kilian Neugebauer
Sonderburg/Sønderborg
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Klarissa Lueg im Alsion in Sonderburg Foto: Kilian Neugebauer

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Die deutsch-dänische Grenzregion steht im Fokus der Arbeit von Klarissa Lueg – ob als Forscherin, Studiengangsdirektorin oder Professorin in Sonderburg. In welchen Punkten das Grenzland noch mehr aus seinem Potenzial schöpfen kann und wie ihr Alltag in der Forschung aussieht, erzählt sie dem „Nordschleswiger“.

„Ich möchte regionale Ideen und die Kultur hier vor Ort noch zugänglicher für die Allgemeinheit machen“, antwortet Klarissa Lueg auf eine Frage bezüglich ihrer Forschung im Grenzland. Sie ist vor elf Jahren nach Dänemark gezogen, um an der Universität in Aarhus zu arbeiten. Inzwischen ist sie Professorin, Forscherin, Studiengangsdirektorin sowie ein Teil der deutschen Minderheit. Im Zentrum ihrer Arbeit steht vor allem eins: die deutsch-dänische Grenzregion.

„Potenzial der Grenzregion ist noch nicht ausgeschöpft“

In ihrer Tätigkeit als Forscherin befasst sich Lueg mit dem Thema der „Cultural Heritage“, noch konkreter und verständlicher mit der Frage: „Wie können Unternehmen zum Wohl der umliegenden Gesellschaft mit kleinen Mitteln etwas beitragen und nachhaltiger werden?“, berichtet sie. 

Dafür setzt sie sich momentan besonders mit dem Kulturerbe und der Geschichte von kleinen regionalen Unternehmen auseinander. Gerade in Nordschleswig seien viele Firmen beheimatet, die ihr volles Potenzial noch nicht ausschöpfen. „Ich stelle mir vor, dass Unternehmen kleine Mikro-Museen in ihren Schaufenstern haben oder ihre Geschichte aktiver kommunizieren und in ihre Identität einbringen – das wäre eine kulturelle Bereicherung für die umliegende Gesellschaft“, so Lueg.

So wäre es von Vorteil für die Region, wenn die Unternehmen ihre Entstehungsgeschichte aufarbeiten oder erklären, wie es zu den Produkten kam: Wie ist die Gründungsgeschichte des Unternehmens? Welche Menschen haben die Firma geprägt, und wie hat die Firma die lokale Umgebung beeinflusst? Wie hat sich das Unternehmen im Laufe der Zeit entwickelt?

Diese Neugierde ist es, die den Alltag der Forscherin prägt: „Wenn ich unterwegs bin, fallen mir laufend Fragen ein – so entstehen dann einige meiner Forschungsideen“, erklärt Lueg. Nebenher arbeitet sie an der Veröffentlichung ihres Buches über gute Arbeitsbedingungen und die Nachhaltigkeit von Unternehmen sowie an der Veröffentlichung eines wissenschaftlichen Journals – eine Kooperation deutscher und dänischer Forscherinnen und Forscher.

„Zum Alltag einer Forscherin gehört auch das Privileg, auf Reisen zu gehen, um bei Konferenzen, Präsentationen oder Auslandsprojekten neue Eindrücke zu sammeln und meine Forschung vorzustellen“, so Lueg.

Für ihre Forschungsergebnisse erhielt sie vor einigen Wochen den BHJ-Preis, der Forschende in Südjütland auszeichnet, die die Region stärken. Foto: SDU

Respektvoller Kontakt auf Augenhöhe

„Drei Wochen dauerte es vom Bewerbungsgespräch bis zum Umzug von Nordrhein-Westfalen nach Aarhus, es ging alles ziemlich schnell“, erinnert sich Lueg. Mindestens genauso schnell fiel ihr auf, dass die Hierarchien in der Bildung und Wissenschaft flacher sind als in Deutschland: „Ich schätze den respektvollen Kontakt mit den Studierenden. Hier in Dänemark herrscht ein respektvoller Kontakt auf Augenhöhe.“

Nach einigen Jahren zog es sie zurück in die Grenzregion. Heute fühlt sie sich in Nordschleswig wohl: „Das Zusammenspiel aus Stadt und Land gefällt mir wahnsinnig gut.“

Seit 2019 arbeitet Lueg im Sonderburger Alsion und ist seit diesem Jahr Studiengangsdirektorin für die grenzübergreifenden Wirtschaftsstudiengänge, die in Kooperation mit der Europa-Universität Flensburg angeboten werden.

Seit 2016 arbeitet Klarissa Lueg an der Süddänischen Universität, 2019 wechselte sie an den Sonderburger Standort in der Grenzregion. Foto: Kilian Neugebauer

Damit steht sie in direktem Kontakt mit Studierenden, die eine Vorbildfunktion für das kulturelle Verständnis in dieser Region übernehmen können, und damit auch zu ihrer Forschung beitragen. „Meine Arbeit ist eine wertschöpfende Aufgabe. Wir vermitteln Fähigkeiten in Wirtschaft, Kultur und Sprache, die sich in der Grenzregion direkt anwenden lassen und diese mitprägen“, so Lueg.

Ob in der Forschung oder als Professorin und Studiengangsdirektorin: Die grenzübergreifende Zusammenarbeit steht im Zentrum ihrer Aufgaben. Aktiv setzt sie sich für eine lebhafte Kooperation zwischen der Universität Flensburg und Süddänischen Universität ein und sorgt für neue Initiativen zur Stärkung der deutsch-dänischen Studiengänge.

„Dänemark mag für Außenstehende klein wirken, und doch denkt es – gerade die Universitäten und Hochschulen – sehr international“, meint Lueg. In Zukunft möchte sie öfter mit lokalen Unternehmen kooperieren und damit zur Region und ihrer Forschung beitragen.

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