Umweltpolitik

Protest gegen Symbolpolitik – deutsche Landwirte demonstrieren mit

Protest gegen Symbolpolitik – deutsche Landwirte demonstrieren mit

Deutsche Landwirte demonstrieren in Gravenstein

Gravenstein/Gråsten
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Die rund 350 Traktoren wurden rund um die Landwirtschaftsschule platziert. Foto: Sara Wasmund

Rund 600 Landwirte demonstrierten am Montag in Gravenstein gegen geplante Gesetze der Regierung. Eine Gruppe aus Nordfriesland demonstrierte Solidarität.

Warm anziehen musste sich am Montag nicht nur Umweltministerin Lea Wermelin (Soz.) , als sie sich in der Landwirtschaftsschule in Gravenstein den Fragen der Demonstranten stellte.

Auch die Landwirte waren bei 6 Grad und Nieselregen nicht nur sinnbildlich warm angezogen, um ihre Unzufriedenheit mit jenen Gesetzen auszudrücken, die von der sozialdemokratischen Regierung für 2020 geplant sind.

Das Bündnis „Agerskovgruppen“ hatte die Ministerin zum Dialog eingeladen und in diesem Zusammenhang zur Demonstration gebeten. Rund 600 Landwirte auf etwa 350 Traktoren folgten diesem Aufruf.

 

Demo-Teilnehmer auf dem Weg zur Landwirtschaftsschule Foto: Sara Wasmund

Darunter befanden sich die Junglandwirte Charlotte Daabeck und Maria Hollænder, die an der Landwirtschaftsschule derzeit den ersten Hauptverlauf absolvieren und in zwei Wochen in ihren Ausbildungsbetrieben starten.

„Wir sind hier, um bessere Rahmenbedingungen zu schaffen. Wenn die neuen Gesetze kommen, dann wird es schwierig für viele Landwirte. Sie können dann beispielsweise nicht genug Futter für ihre Tiere produzieren, weil Zwischenfrüchte gepflanzt werden müssen“, so die 23-jährige Charlotte Daabeck.

 

Charlotte Daabeck und Maria Hollænder Foto: Sara Wasmund

„Das ist unsere Zukunft hier, um die es geht und daher fordern wir die Ministerin auf, etwas zu ändern und diesem Protest zuzuhören“, so die 21-jährige Maria Hollænder.

Unter den Demonstrierenden befanden sich auch mehrere Landwirte aus Nordfriesland. Bauern aus unter anderem Risum-Lindholm, Niebüll und aus den Kögen hatten sich auf ihren Traktoren auf den Weg gemacht, um die Kollegen in Dänemark zu unterstützen.

 

Die Landwirte aus Nordfriesland unterstützten ihre dänischen Kollegen in ihrem Protest. Foto: Sara Wasmund

„Die Problemstellung ist ja die gleiche in beiden Ländern. Das hier ist unser Solidaritätsbeitrag zur Unterstützung der dänischen Kollegen“, so Demonstrant Rainer Block. „Es geht um den Stand der Landwirtschaft und um die Anerkennung.“

So werde den Landwirten zwar die C02-Produktion zulasten gelegt, nicht aber die CO2-Bindung.

Jens Peter Aggesen ist Vorsitzender der „Agerskovgruppe“. Er freute sich über die Unterstützung aus Deutschland – nachdem die dänischen Kollegen bei der Demo in Rendsburg Solidarität gezeigt haben.

 

Viele Traktoren trugen Plakate. Foto: Sara Wasmund

Für Aggesen gibt es jede Menge Gründe, um Alarm zu schlagen. „Wenn die Menge der Zwischenfrüchte tatsächlich auf 50 Prozent festgeschrieben wird, dann wird es viele Betriebe geben, die nicht genug Weizen für den eigenen Bedarf produzieren können.“

Die Landwirtschaft habe ihre C02-Ausleitung bereits um die Hälfte reduziert, die Zielvorgabe von der Regierung – 44.600 Tonnen pro Jahr – sei völlig utopisch, sagt Aggesen.

Ziele und Zahlen der Regierung beruhten auf Modellberechnungen. „Die Grundlage dieser Berechnungen wird aber nicht verraten. Wir fordern konkrete Messungen! Wenn man eine Strafe wegen zu schnellen Fahrens kriegt, muss der Wert doch auch nachgewiesen werden.“


 

Ein Mahnmal an der Gravensteiner Landwirtschaftsschule Foto: Sara Wasmund

Helge Lorenzen hielt in seiner Funktion als Pflanzenbauexperte von Landbo Syd einen Vortrag – den auch die Ministerin hörte, bevor die mit den Demonstranten diskutierte.

„Früher hatten wir eine Schadstoffausleitung von 120.000 Tonnen, die haben wir auf 59.000 Tonnen reduziert. Die Regierung will das Ziel von 44.700 Tonnen landesweit erreichen. Das ist schlicht unmöglich, selbst wenn die gesamte Landwirtschaft Dänemarks auf ökologisch umsteigen würde, könnte dieses Ziel nicht erreicht werden. Es ist also eine reine Symbolpolitik!“, beklagt Lorenzen.

„Wir verlieren Futter und Geld“

Um das Ziel zu erreichen, sollen statt 250.000 Hektar in Zukunft 380.000 Hektar mit Zwischenfrüchten besät werden. Für einzelne Landwirte bedeute das einen Prozentteil von 50 Prozent.

„Das bedeutet weniger Wintergerste, Winterraps und Winterweizen, wir verlieren Futter und Geld“, so die Prognose von Lorenzen. Das Ziel der Regierung sei unerreichbar. Zudem gelangten rund 500.000 Tonnen Verunreinigungen aus anderen Ländern über die Nord- und Ostsee nach Dänemark.

„Es ist einfach hoffnungslos und anstatt die Landwirte in Dänemark dafür zu bestrafen und ihnen das Leben schwerzumachen, sollte sich die Regierung besser realistische Ziele setzen und sich an die Realität halten.“

 

 

Ein Protestplakat an einem Traktor Foto: Sara Wasmund
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