Knivsbergfest

„Kommunikation und Zusammenarbeit wichtig für Minderheit“

Kommunikation und Zusammenarbeit wichtig für Minderheit

Kommunikation und Zusammenarbeit wichtig für Minderheit

Jasper Andresen
Knivsberg/Knivsbjerg  
Zuletzt aktualisiert um:
Wenn der Jugendverband vor einigen Jahren nicht den Mut zur Neuerung gehabt hätte, dann hätte am vergangenen Wochenende niemand mehr in der Mulde gesessen, vermutet Jasper Andresen in seiner Rede. Foto: Ute Levisen

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Auf dem Knivsbergfest hat Jasper Andresen, Vorsitzender des Deutschen Jugendverbandes für Nordschleswig, beim Empfang über Veränderung, Weiterentwicklung und Neudenken gesprochen. Er zieht Parallelen von der Umgestaltung des Festes zur Weiterentwicklung der Minderheit. „Der Nordschleswiger“ veröffentlicht seine Rede im Wortlaut zum Nachlesen.

„Es ist mir eine Freude, an dieser Stelle wieder ein paar Worte, ein paar Gedanken über das Knivsbergfest, den Jugendverband und die Minderheit an euch richten zu dürfen.

Wir freuen uns wieder über ein gelungenes Knivsbergfest, über viele Besucherinnen und Besucher, über großen Andrang bei den Sportturnieren und vor allem auch über die positive Stimmung, die in Verbindung mit dem Knivsbergfest herrscht. Wir loben auch dieses Jahr die gute Zusammenarbeit zwischen den Verbänden und die Großveranstaltung, zu der unser Fest geworden ist. Die Strategien der letzten Jahre haben sich bewährt und die Arbeitsprozesse sind mittlerweile eingespielt.

Die Organisation scheint nach außen ein Selbstläufer geworden zu sein, denn mittlerweile hat kaum jemand von uns Angst davor, dass die Mulde, wie vor ein paar Jahren, halbleer sein könnte oder dass wir eins der Sportturniere absagen müssen. Die Sicherheit – das „de ska nok go“ – vor dem Fest ist eine ganz andere geworden, weil wir wissen, dass die Organisation in guten Händen ist. Wichtig ist nur, dass wir weiterhin erkennen und vor allem anerkennen, dass das Knivsbergfest einen riesengroßen Aufwand ausmacht. Es kostet viel Geld, viele Personalstunden, unheimlich großes ehrenamtliches Engagement, aber vor allem auch sehr viel Herzblut. 

Deswegen bin ich sehr froh darüber, dass zum Beispiel im Nordschleswiger sehr viel über die Vorbereitungen berichtet und damit auch ein Fokus auf den immensen Aufwand gerichtet wurde. Vielen Dank dafür. Ich glaube, das Informieren über die Hintergründe und die Vorbereitung des Festes sorgt nicht nur für eine größere Wertschätzung, sondern – bei mir zumindest – auch für eine noch größere Vorfreude. Außerdem erinnert sie uns daran, dass es eben kein Selbstläufer ist und nicht werden darf.

Gleichzeitig finde ich es auch wichtig, dass wir weiterhin keine Angst vor Neuerung haben. Ich würde hier gerne den Bogen zu Fragen spannen, die die gesamte Minderheit betreffen. Gerade in Bezug auf Veränderung, Weiterentwicklung und Neudenken scheinen wir ein wenig weiter gekommen zu sein, als wir es noch vor Jahren gewesen sind. Ideen zu Veränderungen werden gerade heiß diskutiert und es gibt zum Beispiel kritische Fragen und Anmerkungen zu den Vorschlägen der AG Zukunft. Es ist wichtig, dass auch kritische Stimmen Gehör finden, – sowohl was unser Fest, als auch unsere Struktur angeht – denn nur durch den Dialog finden wir die beste Lösung. Vieles vom Ideenkatalog ist jedoch auch positiv entgegengenommen worden und darin sehe ich einen Schritt in die richtige Richtung.

Ich sehe die Entwicklung des Knivsbergfestes ähnlich wie diejenige der Gesamtminderheit. Wenn wir vor 6 oder 7 Jahren nicht den Mut zur Neuerung gehabt hätten, dann gäbe es das Fest nicht mehr. Es war der Schulterschluss der Verbände und die Entscheidung, das Fest attraktiv und nachhaltig machen zu wollen, das dafür gesorgt hat, dass wir das Ruder rumreißen konnten.

Mir ist bewusst, dass es ein wenig gewagt ist, eine solche Parallele zur Situation unserer Volksgruppe aufzustellen, denn noch steckt sehr viel Nordschleswig in Nordschleswig.  Aber ich bin der Überzeugung, dass es, wenn wir uns einer Weiterentwicklung verschließen, auf Sicht schwer wird, die gleichen Angebote und die gleiche Vielfalt – wenn man so will, das gleiche Niveau – zu bewahren. Das Knivsbergfest wurde mit dem Mut zur Neuerung, aber vor allem auch mit den allerwichtigsten Komponenten wieder auf die Spur gebracht: Offene Kommunikation und Zusammenarbeit. Ich denke, genau das ist das Rezept, das für den Entwicklungsprozess der Minderheit entscheidend sein wird.

Der Jugendverband, wie es ihn heute gibt, wird dieses Jahr 75 und der Tag heute ist quasi eine große Geburtstagsparty. Wir wissen, dass wir dieses Jahr keinen großen Hehl daraus gemacht haben, aber aufmerksam machen wir auf das Jubiläum mit kleinen Stickern, die überall sichtbar sein sollen. Am Ende des Empfangs gibt es dann natürlich auch Geburtstagskuchen.

An Geburtstagen zieht man oft Bilanz, schaut zurück, aber auch in die Zukunft. Ich denke, das ist etwas von dem, was wir gut können. Es ist wichtig zu wissen, wo wir herkommen, wir versuchen aber gleichzeitig stets, zu reflektieren und uns weiterzuentwickeln. Diesen Prozess möchten wir sehr gerne mit allen Verbänden zusammen begehen und freuen uns auf sehr viele weitere Jahre Jugendverband und Minderheit.

Zunächst einmal freue ich mich aber, heute mit euch den Tag zu genießen, das Knivsbergfest und unseren Geburtstag zu feiern. Danke.“

Mehr lesen

Wort zum Sonntag

Pastor Axel Bargheer, Kopenhagen
Axel Bargheer
„Versöhnte Verschiedenheit“

Gastkommentar

Judit Kürthy
Judit Kürthy
„Nordschleswig aus ungarischer Sicht: Die Regeln, die zur Freiheit führen können“