Ehrentag

Nordschleswiger begeht seinen 80. Geburtstag in Südafrika

Nordschleswiger begeht seinen 80. Geburtstag in Südafrika

Nordschleswiger begeht seinen 80. Geburtstag in Südafrika

Karin Friedrichsen
Karin Friedrichsen Journalistin
Johannisburg/Nordschleswig
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Kurt Johannsen in seinem Garten Foto: Matthias Johannsen

Der gebürtige Abeler lebt fast ein halbes Jahrhundert in Johannesburg. Die Familienzusammenkunft ist aufgrund der Corona-Krise bis auf Weiteres verschoben. Das und vieles mehr erzählt der Jubilar im Interview.

Ingenieur Kurt Johannsen wird am Sonnabend, 18. Juli, 80 Jahre alt. Als Sohn von Wilhelm und Margot Johannsen sind Kurt Johannsen und seine vier Geschwister in der deutschen Minderheit aufgewachsen. Seine Tätigkeit als Lehrer hat Wilhelm Johannsen und seine Familie unter anderem nach Wennemos/Vennemose, Osterterp/Øster Terp und Mölby/Mølby gebracht.  Kurt Johannsen erblickte in Abel/Abild das Licht der Welt. Er wurde an der deutschen Schule in Osterterp unterrichtet, bevor er zusammen mit seiner jüngeren Schwester Elke in ein Internat in Plön geschickt wurde.

Seinen Ehrentag verlebt Kurt Johannsen weitab der Heimat zusammen mit seiner Frau Evgenia und den beiden jüngsten Kindern im Eigenheim in Johannesburg. Johannsen wanderte 1973 nach Südafrika aus, weil er „etwas anderes“ erleben wollte. Der energische Senior steht noch aktiv im Berufsleben. Er ist Berater und arbeitet drei bis vier Monate im Jahr an einer technischen Schule, wo er den Unterricht im Design von Ammoniak- und Kühlanlagen gestaltet.

Von Osterterp über Plön nach Mölby

„Elke und ich waren sechs Jahre in dem Internat“, erinnert sich Kurt Johannsen. Plön hatte die Patenschaft für die damalige deutsche Schule in Osterterp übernommen, dadurch entstand die Möglichkeit für die Johannsen-Geschwister, einen Teil ihrer schulischen Ausbildung in Schleswig-Holstein zu machen.

Kurt und Elke Johannsen kehrten 1959 nach Nordschleswig zurück. Zu dem Zeitpunkt lebten die Eltern in Mölby. Für Kurt Johannsen zeichnete sich eine Zukunft im Ingenieurwesen ab. „Ich habe eine Lehre im Maschinenbau bei der Firma ,Hydor‘ in Hadersleben gemacht", erinnert sich  Johannsen.

Als er 1963 seinen Gesellenbrief in der Tasche hatte, ging der Ingenieurstudent nach Sonderburg/Sønderborg. Johannsen schloss sein Studium am Technikum erfolgreich ab.  Nach der Rekrutenzeit am Fliegerhorst in Skrydstrup wurde der junge Ingenieur bei der Firma „Gram“ in Woyens/Vojens angestellt. Das Unternehmen ist unter anderem als Hersteller von Haushaltswaren und Kühlgeräten bekannt.

Kurt und Evgenia Johannsen in Johannesburg. In den Monaten April bis September herrscht in Südafrika Winter. Foto: Matthias Johannsen

Etwas anderes sehen

„Ich wollte was anderes sehen. Deswegen bin ich 1973 nach Südafrika ausgewandert“, sagt Kurt Johannsen und lacht. Er habe einen Dreijahresvertrag mit einer südafrikanischen Agentur unterschrieben. „Aber ich bin dann 17 Jahre in der Agentur geblieben. Dann habe ich mich selbstständig gemacht“, sagt Johannsen, der Kühlanlagen designt und baut. Er habe seine Firma 2002 geschlossen, seitdem ist er als Berater tätig und unterrichtet Studierende im Design von Ammoniak- und Kühlanlagen.

Fünf Kinder und vier Enkel

Johannsen ist zum zweiten Mal verheiratet. In der ersten Ehe sind die Söhne Jan und Martin aufgewachsen. Mit Evgenia hat er drei Kinder bekommen. Evgenia Johannsen stammt aus Bulgarien, und das Paar heiratete 1998 in Tondern/Tønder.

„Unser Sohn Kristian ist 22. Er studiert in Viborg“, erzählt Johannsen. Die beiden Jüngsten, Matthias (16) und Viola (14), besuchen Schulen in Johannesburg. Matthias ist in einer englischen Schule, seine Schwester besucht eine deutsche Einrichtung. Johannsen spricht  Deutsch mit den Kindern und Englisch mit seiner Frau.  Sein Dänisch sei leider etwas eingerostet.

In Nordschleswig aufgewachsen, ist der Dialekt „Synnejysk“ seine bevorzugte Sprache, wenn er sein Heimatland besucht und mit Leuten außerhalb der Minderheit zusammentrifft. „Als wir Kristian vor anderthalb Jahren in Viborg absetzten, habe ich Dänisch gesprochen. Da wurde ich dann gleich gefragt, ob ich aus Schweden komme“, schmunzelt Johannsen.

 

Der Jubilar und seine Kinder Matthias und Viola Foto: Privat

Ein deutscher Däne in Nordschleswig

Kurt Johannsens Kinder sind, genau wie er, dänische Staatsbürger. Obwohl die Besuche in Dänemark eher selten sind, fühlt Johannsen sich der Minderheit zugehörig.

„Ich bin ein deutscher Däne, genau wie wir alle in Nordschleswig“, stellt er fest. Die Minderheit liegt ihm sehr am Herzen, und er freut sich immer darüber, wenn der Newsletter des „Nordschleswigers“ in seinem Mailpostfach landet. Des Weiteren informiert er sich im Netz und nutzt das digitale Angebot des „Nordschleswigers“.

Seine Schwester Guni Schmidt lebt mit ihrem Mann in Süderballig/Sønderballe. Sein Bruder Hans-Ulrich wohnt in Kiel. Ihren Bruder Gerd verloren die Geschwister vor einigen Jahren. Gerd Johannsen lebte in Lügumkloster. „Elke ist mir nach Südafrika gefolgt. Ich habe erzählt, wie schön es hier ist. Sie ist auch in Südafrika geblieben und lebt mit ihrer Familie in Kapstadt“, verrät Johannsen.

Keine Zukunft für die Kinder

Der Ingenieur hat nicht vor, nach Nordschleswig zurückzukehren. „Das geht leider nicht mehr. Wir bleiben hier“, sagt der 80-Jährige. Er hofft aber gleichzeitig, dass Kristian nicht nach Südafrika zurückkommt.

„Es sieht nicht gut aus hier. Das Land ist in einem ganz schlechten Zustand. Wir haben nur Probleme und eine hohe Kriminalitätsrate. Wir treffen unsere Sicherheitsmaßnahmen und laufen am Abend nicht durch die Stadt“, so Johannsen. Nächtliche Einbrüche habe die Familie auch schon gehabt, aber sie sind dankbar, dass sie noch keinen regelrechten Raubüberfall über sich ergehen lassen mussten.

„Die Arbeitslosigkeit ist sehr groß, und hier gibt es keine Zukunft für die Kinder“, meint Kurt Johannsen. Deswegen sei auch geplant, dass Matthias und Viola in einigen Jahren nach Dänemark auswandern. Meine ältesten Söhne, Jan und Martin, sind mit Deutschen verheiratet“, erzählt Kurt Johannsen. Während der eine Sohn plant, sich mit seiner Familie in Deutschland anzusiedeln, wolle sein Bruder in Johannesburg bleiben. Die ältesten Kinder haben ihm vier Enkel geschenkt.

Corona-Situation verschlechterte sich

Die Corona-Krise sei auch sehr schlimm in Südafrika und trage bestimmt nicht zur Besserung der Lage bei. Die Bestimmungen sind am Sonntagabend mit sofortiger Wirkung verschärft worden, berichtet Kurt Johannsen.

„Das heißt, dass es keinen Alkohol- und Zigarettenverkauf gibt. Es ist eine Ausgangssperre von 21 Uhr bis 4 Uhr verhängt worden“, so der Jubilar. Da diese Maßnahmen quasi über Nacht eingeführt wurden, konnten auch keine Hamsterkäufe gemacht werden.

„Es werden noch viel mehr Corona-Fälle kommen, da viele sich nicht an die Abstandsregel halten und sehr dicht nebeneinander wohnen“, befürchtet Johannsen. Während Matthias und Viola, die eine englische bzw. deutsche Schule besuchen, ihre Schulaufgaben zu Hause machen und nur in die Schule gehen, wenn Prüfungen anstehen, arbeitet Johannsen im Homeoffice. Da er in der Lebensmittelbranche tätig ist, habe er eine Fahrgenehmigung bekommen, um Kundenbesuche machen zu können.

Große Feier in zehn Jahren

„Ich feiere, wenn ich 90 werde. Das ist nicht so wichtig“, versichert Kurt Johannsen, der darum bittet, dass seine E-Mail (kjohannsen@adept.co.za) im Artikel erwähnt wird. „Wäre doch nett, wenn sich eine E-Mail-Korrespondenz zwischen mir und einigen Bekannten in Nordschleswig ergeben könnte“, so der 80-Jährige.  

 

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