Deutsch-Dänische Handelskammer

Von Marokko nach Kopenhagen: „Ich freue mich, hier zu sein”

Von Marokko nach Kopenhagen: „Ich freue mich, hier zu sein”

Von Marokko nach Kopenhagen: „Ich freue mich, hier zu sein”

Kopenhagen
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Von der Deutsch-Dänischen Handelskammer blickt Geschäftsführer Andreas Wenzel vom dritten Stock aus über Kongens Nytorv hinweg direkt auf Nyhavn im Herzen von Kopenhagen. Foto: Nils Baum

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Die in Kopenhagen ansässige Deutsch-Dänische Handelskammer hat einen neuen Geschäftsführer. Er heißt Andreas Wenzel und ist erst vor etwas mehr als einem Monat in der dänischen Hauptstadt gelandet. Im Interview berichtet er von seinem Interesse für Afrika und darüber, was ihn in den Norden verschlagen hat.

Andreas Wenzel ist seit dem 1. April neuer Geschäftsführer der Deutsch-Dänischen Handelskammer. Der 48-Jährige möchte den wirtschaftlichen Austausch zwischen beiden Ländern weiter voranbringen und die in Kopenhagen ansässige Handelskammer auch in Nordschleswig sichtbarer machen. In seinem Büro am Kongens Nytorv stellt er sich den Leserinnen und Lesern des „Nordschleswigers“ vor.

Andreas Wenzel, du bist in Coburg aufgewachsen und hast in Bayreuth studiert, zuletzt hattest du eine Stelle als Geschäftsführer der Deutschen Industrie- und Handelskammer in Marokko inne. Das alles liegt ein wenig weiter weg von Skandinavien. Was hat dich jetzt nach Dänemark verschlagen?

„Mich verbindet zumindest mit Norddeutschland, dass wir als Familie mehr als zehn Jahre in Hamburg gelebt haben. Daher kenne ich Dänemark zumindest aus dem Urlaub, auch wenn ich zugebe, dass ich noch kein Dänemark-Experte bin. Aber das versuche ich mit ziemlicher Sicherheit noch zu werden.“

Wie sieht dein bisheriger Karriereweg aus?

„Ich habe in den letzten 20 Jahren in Unternehmen, Verbänden und Institutionen immer an der Schnittstelle zwischen internationaler und deutscher Wirtschaft gearbeitet. Anfangs auch mit einem starken Fokus in Richtung des afrikanischen Kontinents. So war ich beispielsweise im Afrika-Verein der Deutschen Wirtschaft in Hamburg, von daher kamen wir als Familie nach Hamburg, als Referent für das südliche Afrika. Später war ich dann auch für Unternehmen in Südafrika tätig, aber eben auch für Verbände in Deutschland, die wirtschaftliche Themen mit Bezug zu Afrika aufbereitet haben. 2016 kam ich dann zur heutigen DIHK (Deutsche Industrie- und Handelskammer, Red.) nach Berlin und 2019 zur AHK (Außenhandelskammer, Red.) nach Marokko. Und dann wurde im vergangenen Jahr die Stelle hier frei, nachdem Reiner Perau über viele Jahre die Entwicklung erfolgreich vorangetrieben hatte. Das war sowohl für uns als Familie als auch für mich als Karriereperspektive sehr interessant, sich zu überlegen, ob nicht Dänemark, ob nicht Kopenhagen der nächste Schritt sein könnte.“

Steckbrief Andreas Wenzel

Seit April 2023 Geschäftsführer der Deutsch-Dänischen Handelskammer, Kopenhagen
2019-März 2023 Geschäftsführer der Deutschen Industrie- und Handelskammer in Marokko, Casablanca
2016-2019 Direktor für Afrika und Internationale Rohstoffpolitik bei der Deutschen Industrie- und Handelskammer, Berlin
2015-2016 Geschäftsführer von SBG Metall Africa in Port Louis, Mauritius
2013-2015 Gastdozent zur Wirtschaftsgeografie Afrikas, Universität Bayreuth
2011-2014 Geschäftsführer Südliches Afrika Initiative der Deutschen Wirtschaft, Stuttgart
2010-2011 Stellvertretender Geschäftsführer beim Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft, Hamburg
2006-2011 Direktor für Südafrika beim Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft, Hamburg

2008 Master Kultur und Gesellschaft Afrikas mit Schwerpunkt Entwicklungspolitik, Universität Bayreuth
2006 Diplom-Kaufmann, Hochschule Merseburg

48 Jahre, verheiratet, zwei Töchter im schulpflichtigen Alter
Aufgewachsen in Coburg

Woher kommt dein Interesse für Afrika?

„Reiner Zufall, wie das so ist im Leben. Ich hatte ja zwei eigenständige Studiengänge parallel durchgeführt, ich bin eigentlich Diplombetriebswirt, und in diesen Jahren des Studiums hatten sich viele persönliche Reisen nach Afrika ergeben. Irgendwann entstand das Interesse zu versuchen, ob sich gerade in Verbindung mit dem Thema Wirtschaft auch berufliche Perspektiven daraus ergeben könnten. Deswegen habe ich auch den Master in African Development Studies an der Universität Bayreuth gemacht. Und das war dann auch tatsächlich so, dass ich darüber meine Karriere durch den Einstieg beim Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft ein Stück weit begonnen habe.“

Und das war dann in Hamburg?

„Ja, das war in Hamburg. Von da ging es dann auch schon mal für Urlaube über die Grenze nach Dänemark.“

Auch nach Nordschleswig?

„Wir waren einmal in einer Ferienwohnung in Odder südlich von Aarhus. Da fährt man zumindest durch Nordschleswig. Und einmal haben wir Urlaub auf Sjællands Odde gemacht.“

Das ist auch noch eine Ecke von Nordschleswig entfernt.

„Ja, okay. Aber klar, Dänemark ist für mich neu, aber auch ein spannendes Thema. Es wird eine spannende Herausforderung, die deutschen Wirtschaftsbeziehungen in den nächsten Jahren weiter zu gestalten.“

Ich sehe diesen Wunsch, hierherzukommen, jeden Tag aufs Neue bekräftigt, weil es ein sehr attraktives Umfeld ist, um hier zu leben und zu arbeiten.

Andreas Wenzel, Geschäftsführer der Deutsch-Dänischen Handelskammer

Welche zeitliche Perspektive hat deine Anstellung, ist das befristet oder unbefristet?

„Das ist normalerweise im ersten Schritt auf fünf Jahre befristet und kann anschließend verlängert werden, aber das ist dann im Einzelfall zu entscheiden.“

Aber fünf Jahre sind ja schon mal eine Weile.

„Genau, das ist erst mal der Fixpunkt, von dem wir ausgehen können.“

Und vielleicht ja auch Zeit genug, um das umzusetzen, was du in deiner Rede auf dem Frühlingsempfang der Deutsch-Dänischen Handelskammer in der vergangenen Woche versprochen hast, nämlich ein bisschen Dänisch zu lernen.

„Das schaffe ich hoffentlich deutlich früher als zum Abschluss der fünf Jahre. Ich werde übernächste Woche beginnen, Dänisch zu lernen, und ich werde das tatsächlich auch privat machen. Ich habe schon so ein bisschen angefangen, über verschiedene Internetapplikationen zumindest einzelne dänische Wörter zu verstehen, um so ein bisschen ein Gefühl für die Sprache zu bekommen. Aber natürlich hoffe ich, dass ich dann schon in ein paar Monaten zumindest vieles verstehe, vieles aufnehme und das eine oder andere auch sagen kann. Das gehört dazu.“

Packen wir es an: Pascal Hector, Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Dänemark, Andreas Wenzel, Geschäftsführer der Deutsch-Dänischen Handelskammer und Jens-Henrik Stilhoff Nicolaisen, Präsident der Deutsch-Dänischen Handelskammer auf dem diesjährigen Frühlingsempfang der Kammer (v. l.) Foto: Nils Baum

Wie ist es, wenn man frisch aus Marokko kommt, wieder in die europäische Arbeitskultur einzutauchen? Ist das eine große Umstellung?

„Es gibt natürlich einen großen kulturellen Unterschied, auch in der Businessmentalität zwischen beiden Ländern, aber das ist ja im Prinzip auch das Spannende, wenn du im internationalen Management tätig bist, dass du diese verschiedenen Kulturen kennen und auch schätzen lernst. Dass du in der Lage bist, dich darauf einzustellen und einzulassen, und im Idealfall im internationalen Management heute in Dänemark genauso wie morgen in Marokko oder umgekehrt gut und vernünftig und angemessen agieren kannst. Marokko ist ein Land, das mir auch persönlich ans Herz gewachsen ist, auch die Mentalität und die Kultur der Menschen fand und finde ich immer sehr spannend und sehr bereichernd. Dänemark ist dann eher wieder ein Zurück zu dem, was man aus Deutschland, aus Hamburg kennt, auch wenn natürlich die Unterschiede zwischen Dänemark und Deutschland nicht zu vernachlässigen sind. Das ist ja auch ein Thema, dem wir uns als Deutsch-Dänische Handelskammer widmen, aber ich finde das persönlich bereichernd, ich finde das spannend, und ich freue mich, hier zu sein, genauso wie ich mich gefreut habe, vier Jahre meines Lebens in Marokko zu verbringen.“

Und wie ist es dann dazu gekommen, dass du deinen Blick auf Kopenhagen gerichtet hast? Wie bist du dann ausgewählt worden?

„Das ist ja ein ganz offener Prozess, ein Wettbewerb, wo sich sowohl Interne aus dem Bereich der AHK-Geschäftsführerinnen und Geschäftsführer als auch Externe bewerben können. Ich persönlich fand für mich Dänemark als Karriereperspektive sehr interessant, denn das Land ist ein wichtiger Handelspartner, ein wichtiger Investitionspartner für die deutsche Wirtschaft. Außerdem ist es auch von der familiären Perspektive attraktiv, und von daher ist bei uns die Entscheidung gewachsen, sich auf die Stelle hier in Dänemark zu bewerben. Das ist ein mehrstufiges Auswahlverfahren, sowohl mit der DIHK in Berlin als auch mit dem Vorstand der Kammer in Dänemark, wobei dann am Ende glücklicherweise die Wahl auf meine Person als künftigen Geschäftsführer der Deutsch-Dänischen Handelskammer fiel.“

Kopenhagen ist eine tolle Stadt, eine sehr lebenswerte, sehr grüne Stadt.

Andreas Wenzel, Geschäftsführer der Deutsch-Dänischen Handelskammer

Wie sind deine bisherigen persönlichen Eindrücke von Kopenhagen, und habt ihr bereits eine Bleibe gefunden?

„Die Familie ist noch gar nicht angekommen, die wird erst mit dem Schuljahreswechsel aus Marokko hier hochkommen, sodass ich tatsächlich die Verantwortung dafür trage, unsere Logistik zu organisieren. Natürlich gemeinsam mit meiner Frau, was die Wahl der Schule und natürlich auch eines möglichen Hauses oder einer Wohnung angeht. Da bin ich gerade dabei, mich umzuschauen. Von daher lerne ich Kopenhagen momentan in seinen verschiedenen Teilen kennen. Ich habe einen sehr positiven Eindruck, es ist eine sehr schöne und dynamische Stadt.“

Wie lernst du die Stadt kennen? Zu Fuß, mit dem Fahrrad oder beispielsweise mit der Metro?

„Zu Fuß, mit dem Fahrrad und mit dem Auto, je nachdem wie weit das dann mal raus geht. Daher bin ich mit allen Formen der Mobilität unterwegs, natürlich auch mit der Metro. Der öffentliche Nahverkehr funktioniert ja hier auch hervorragend, also ich mische je nach Einsatz die verschiedenen Formen der Mobilität. Wie gesagt, Kopenhagen ist eine tolle Stadt, eine sehr lebenswerte, sehr grüne Stadt. Die Lage hier am Meer ist ganz toll, ich freue mich über die frische und klare Luft, das ist etwas, was ich hier sehr schätze. Marokko ist halt ein anderes Klima, da hast du dann auch andere Luftverhältnisse. Kopenhagen ist natürlich eine europäische Metropole auf sehr hohem Niveau. Ich glaube, es gelingt hier, Infrastruktur und Lebensqualität sehr gut zusammenzubringen, und es gibt ein vielfältiges kulturelles Angebot. Das war natürlich auch der Wunsch mit meiner aktiven Bewerbung hin nach Dänemark und Kopenhagen. Und ich sehe diesen Wunsch, hierherzukommen, jeden Tag aufs Neue bekräftigt, weil es ein sehr attraktives Umfeld ist, um hier zu leben und zu arbeiten.“

Zu guter Letzt: Liest du bereits den „Nordschleswiger“?

„Ja, in der Tat. Ich habe auch schon begonnen, euch auf Twitter zu folgen, denn das ist natürlich für mich auch ein weiterer Weg, vom Schreibtisch in Kopenhagen aus schon mal ein Gefühl dafür zu bekommen, was in Nordschleswig los ist und welche Themen dort eine Rolle spielen.“

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