Fremdenverkehr

Touristiker fürchten dänische Maut

Touristiker fürchten dänische Maut

Touristiker fürchten dänische Maut

Nordschleswig
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Symbolbild Foto: DPA

Dänemark will sich an EU-Ländern ein Beispiel nehmen und eine Pkw-Maut einführen. Der Plan stößt an der Westküste auf Kritik. Die Kommune Tondern warnt vor Abschreckung.

Ab 2020 benötigen Ausländer mehr Geld in der Reisekasse, wenn sie nach Dänemark fahren.  Touristiker Martin Iversen fürchtet die  Pkw-Maut auf hiesigen Straßen schon jetzt.

„Kommt diese Abgabe,  wird das so manchen Urlauber von der Reise nach Dänemark abhalten“, ist sich  der  Vorsitzende des Tourismusvereins für Röm und Tondern sicher. „Das könnte einen sehr negativen Einfluss auf unsere Anstrengungen haben, die Westküste und den gesamten Landesteil touristisch nach vorne  zu bringen“, so Iversen.

Regierung und Dänische Volkspartei (DF) planen, ab 2020 eine Straßenmaut zu erheben. Ausländische Autos müssten dann eine Vignette erwerben, um in Dänemark unterwegs zu sein. Je nachdem, mit welchem Auto, würde man für einen Zeitraum von zehn Tagen zwischen 20 und 180 Kronen bezahlen. Die genaue Ausformung von Preis und Umsetzung ist aber noch offen.

Gerade die Deutschen wird die Extraausgabe  abschrecken, prognostiziert Martin Iversen, der im Enjoy Resort auf der Insel Röm arbeitet und die Wünsche seiner Gäste gut kennt.

„Die Deutschen sind sehr preisbewusst und rechnen sich sowas gut durch. Da wird der ein oder andere ganz bestimmt einer Charterreise den Vorzug geben, wenn die Fahrt mit dem Auto nun noch teurer wird“, sagt Iversen. „Die deutschen Urlauber erzählen mir immer wieder, dass sie unter anderem hier her nach Dänemark kommen, weil es eben nicht überall Abgaben, wie beispielsweise eine Strandgebühr, gibt. Die achten da schon sehr drauf. Daher denke ich, dass sie auf eine Vignette, die sie bezahlen müssen, sehr empfindlich reagieren.“

Eine Gebühr mit abschreckendem Effekt

Auch der Bürgermeister der Kommune Tondern, Henrik Frandsen (V), hält die geplante Sonderabgabe für eine ganz besonders schlechte Idee. „Wenn man eine Abgabe entwerfen sollte, die der Kommune Tondern am meisten schadet, dann wäre es solch eine Straßengebühr. Für unsere Lage würde sich das im großen Stil auswirken“, so Frandsen gegenüber der Zeitung Børsen. Als Kommune direkt an der Grenze würden die Touristen nach Schleswig-Holstein ausweichen. „Jede Gebühr, die man bezahlen muss, um über die Grenze zu fahren, hat einen abschreckenden Effekt“, sagt Frandsen.

In Deutschland soll eine  Pkw-Maut ab 2020/21 kommen, deutsche Autofahrer erhalten die Ausgaben über die Kfz-Steuer zurück. In West- und Südeuropa werden  Einheimische und Urlauber  auf den Straßen schon lange zur Kasse gebeten. Häufigste Form der Gebühren sind Pauschalbeträge über Vignetten, in neun Ländern gibt es eine streckenbezogene Maut. Um die Kleinstaaterei bei den Straßengebühren zu beenden, plant die EU-Kommission ab 2026  eine Eurovignette, eine europaweite, streckenbasierte Pkw-Maut. Österreich hat bereits massiv Widerstand bekundet. Ob die europäische Mautregelung eine realistische Chance hat, ist fraglich. Neben der Einigung der EU-Verkehrsminister müsste auch das EU-Parlament mehrheitlich zustimmen.
 

Straßengebühr: Die Pläne

Regierung und DF haben sich im Herbst darauf geeinigt, eine zeitlich begrenzte Straßenabgabe von ausländischen Autofahrern zu erheben. Die Regierung will eine konkrete Regelung erarbeiten und sich dabei an Gebührenmodellen in anderen europäischen Ländern orientieren, auch an der in Deutschland geplanten Sonderabgabe. Die Regelung kann frühestens 2020 in Kraft treten. Sie soll 300 Millionen Kronen einbringen und  die Absenkung der Registrierungssteuer für dänische Autobesitzer finanzieren.

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