Natur und Umwelt
Aus Abwasser wird Brauchwasser für die PtX-Anlagen
Aus Abwasser wird Brauchwasser für die PtX-Anlagen
Aus Abwasser wird Brauchwasser für die PtX-Anlagen
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Die Apenrader Versorgungsgesellschaft Arwos investiert in den kommenden Jahren rund 800 Millionen Kronen, um die Abwasserbehandlung und die Wasserversorgung für zu erwartende Klimaveränderungen und künftige Anforderungen der Gewässerschutzpolitik vorzubereiten. Und zwar, ohne den Haushalten zusätzliche Kosten aufzubürden, verspricht Direktor Ole Damm.
Sogenanntes „technisches Wasser“ wird in Apenrade künftig aus Abwasser gewonnen. Das hat der Vorstand in Zusammenarbeit mit der Direktion beschlossen. Das neue Projekt wurde kürzlich auf einer Pressekonferenz vorgestellt.
Bei der Apenrader Versorgungsgesellschaft Arwos haben die Verantwortlichen bestimmt schon lange überlegt und mächtig gerechnet, wie die Abwasserbehandlung und Wasserversorgung für die Zukunft gewappnet werden können. Als der Kommunalrat auf seiner Sitzung Ende August jedoch die Versorgungsgesellschaft beauftragte, eigens eine Gesellschaft zu gründen, die künftig Brauchwasser für die Industrie (sprich: für die geplante PtX-Anlage von European Energy) liefern kann, war Arwos gefordert, Fakten zu schaffen.
Arwos-Direktor Ole Damm ist sich sicher, dass eine Art „Mehrere-Fliegen-mit-einer-Klappe“-Lösung gefunden wurde, die zudem die angeschlossenen Haushalte keine zusätzliche Öre kostet. „Wir haben das mehrfach durchgerechnet und sind uns deshalb sicher“, unterstreicht Direktor Damm.
Gut für die Wasserqualität
Die Lösung umfasst die Umwandlung von Abwasser in Brauchwasser (auch Betriebswasser genannt; dänisch: teknisk vand) und die Zentralisierung der Abwasserbehandlung (Damit das Klärwerk in Apenrade das gesamte Schmutzwasser aufnehmen kann, ist eine konsequente Trennung von Regen- und Schmutzwasser erforderlich). Gleichzeitig werden die Gjenner Bucht (Genner Bugt) und die Flensburger Förde (Flensborg Fjord) geschont, ohne dass eine Mehrbelastung der Apenrader Förde (Aabenraa Fjord) zu befürchten ist. „Im Gegenteil“, prophezeit Ole Damm. Er ist zuversichtlich, dass das eingeleitete Klärwerkwasser noch besser gereinigt wird und damit die zulässigen Höchstwerte an Stickstoff, Phosphor und sonstigen Nährstoffen deutlich unterboten werden. Selbst wenn im Laufe der nächsten Jahre die Maximalwerte weiter reduziert werden und weitere Parameter hinzukommen.
Investitionen in dreistelliger Millionenhöhe
Diese Mehrzwecklösung ist zwar nicht billig, aber nachhaltig – und viel günstiger als ein kompletter Neubau. Sie erfordert jedoch, dass Arwos in den nächsten fünf, sechs Jahren 800 Millionen Kronen in seine Klärwerke und in die Erneuerung des Kanalisationsnetzes steckt. Die Kosten werden aber durch die erzielten Einsparungen und die Einnahmen durch die künftige Industriekundschaft gedeckt. Zum Vergleich: Die jetzige Anlage würde rund 10 Milliarden Kronen kosten.
Der sogenannte Skaleneffekt soll durch die Schließung der kleinen Klärwerke in Gjenner (Genner) und Brøde auf der Halbinsel Loit sowie in Bau (Bov) und Kollund erzielt werden.
Sobald das Klärwerk am Apenrader Stegholt umfassend renoviert und die nötigen Kapazitäten geschaffen wurden, wird das Wasser dorthin geleitet und gereinigt. Die relativ neuen Klärwerke in Stenneskær (westlich von Warnitz/Varnæs) und Gaardeby (Gårdeby) bei Tingleff (Tinglev) werden zumindest vorerst weiterhin in Betrieb bleiben. „Die vielen kleineren Klärwerke sind ein Relikt aus der Zeit vor der jüngsten Kommunalreform“, erläutert Ole Damm die Ist-Situation. Der Arwos-Direktor geht davon aus, dass dieser Zentralisierungsprozess bereits innerhalb der nächsten sieben Jahre abgeschlossen ist.
Klärwerk Stegholt wird aufgerüstet
Das Klärwerk am Stegholt in Apenrade ist zwar das größte in der Großkommune, aber auch eines der ältesten. Es hat bisher gute Dienste geleistet, bedarf aber einer Überholung, um für die Anforderungen der Zukunft gewappnet zu sein, was die Wassermengen und die geforderten Werte, aber auch die Energieeffizienz angeht.
Die Renovierungs- und Aufrüstungsarbeiten am Stegholt haben schon angefangen und schreiten gut voran. Wie Betriebsleiter Henrik Hansen und Projektleiterin Signe Schytt Nielsen berichten, ist der neue, 500 Kubikmeter große Schlammlagertank eigentlich schon fertig. Momentan wird nur noch getestet, ob der neue Tank auch komplett dicht ist, das heißt, dass wirklich kein Gas ungewollt entweichen kann.
Mit diesem Schlammtank verdoppelt das Apenrader Klärwerk nicht nur seine Kapazität, sondern erhält auch ein eigenes Biogassystem, das Energie produziert. Der vor Ort produzierte Strom reicht zwar nicht aus, um das gesamte Klärwerk am Laufen zu halten, entlastet jedoch das Energiekostenkonto beträchtlich.
Laut Arwos-Direktor Ole Damm werden sich für die Anwohnerinnen und Anwohner keine zusätzlichen Lärm- und Geruchsbelästigungen ergeben. Ein gewisser Baulärm sei in nächster Zeit jedoch unumgänglich, so Damm.
Schon seit Jahren wird in der gesamten Kommune das früher übliche Mischkanalisationssystem in ein unterirdisches Trennsystem verwandelt. Während das Regenwasser direkt in der Ostsee landet, wird nur das Schmutzwasser den Klärwerken zugeführt.
Partikelfreies Kühlwasser
Hier wird das Schmutzwasser gereinigt. Ein Teil dieses Wassers wird künftig sogar so penibel gereinigt, dass es keinerlei Schmutz-, Kalk- oder sonstige Partikel enthält, damit es in der Industrie als Brauchwasser genutzt werden kann. „Bei PtX-Anlagen wird für die Herstellung von Wasserstoff und E-Methanol Kühlwasser benötigt, das keinerlei Partikel enthält, die sich an Kathoden oder Anoden absetzen können“, erläutert Ole Damm.
Am einfachsten wäre es sicherlich, Grundwasser als Kühlwasser hochzupumpen. Da Grundwasser hierzulande Trinkwasser ist und damit eine kostbare Ressource, war das keine wirkliche Option. Es wurde daraufhin überlegt, Meerwasser zu nutzen, wovon es reichlich gibt. Allerdings wäre es zu teuer, dies zu entsalzen und zu reinigen. Arwos entschied sich deshalb für die Schmutzwasservariante. Sie ist nachhaltig und zugleich kostengünstiger. Die geplante PtX-Anlage würde rund 10 Prozent des Apenrader Schmutzwassers nutzen. „Es wäre deshalb reichlich Potenzial für weitere Brauchwasserkunden gegeben“, sagt Ole Damm.
Gründung einer Tochtergesellschaft
Die Gründung einer Tochtergesellschaft, die allein für den Bereich Brauchwasser zuständig ist, ist der Tatsache geschuldet, dass von staatlicher Seite noch nicht abgeklärt ist, ob und wie solche Projekte künftig unterstützt werden sollen.