Aberglaube

Vor Ostern fliegen die Hexen

Vor Ostern fliegen die Hexen

Vor Ostern fliegen die Hexen

Blocksberg/Bloksbjerg
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Auch heute noch werden Hexen gerne hässlich und beängstigend dargestellt, wie hier auf dem Hexentanzplatz bei Thale im Harz. Foto: Heinz Wohner/LOOK/Ritzau Scanpix

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Am Abend vor Gründonnerstag sind die Hexen nach altem Volksglauben zum Blocksberg unterwegs. Die Vorstellung von der „bösen Hexe“ kann Jahrtausende zurückverfolgt werden.

Heutzutage verbinden die meisten Menschen in Dänemark Hexen mit den Johannisfeuern im Juni.

Doch im Mittelalter glaubte man, dass auch um Ostern die Hexen besonders aktiv sind. 

Der Abend vor dem Gründonnerstag soll einer der Zeitpunkte gewesen sein, an dem die Hexen zum Blocksberg fliegen, um dort ihr Fest zu feiern. Er wurde der Elsternabend (Sankt Skadeaften) genannt, denn man glaubte, die Hexen fliegen gemeinsam mit den Elstern. 

Gerätschaften verhext

Die Menschen hatten Angst davor, dass die Hexen Gerätschaften auf dem Hof zum Fliegen benutzen würden. Brothaken zum Backen in den Öfen im Freien etwa wurden sorgfältig weggeräumt. Denn hätte  eine Hexe mit dem Gerät geritten, so wäre danach sämtliches Brot, das man mit Haken aus dem Ofen zog, verdorben. 

Auch sollte man Stahl, zum Beispiel eine Sense oder eine Schere, in seine Beete, sein Getreide und über die Stalltür setzen. Denn Stahl ist ein Element des Feuers, das die Hexen scheuen. Wer es nicht tat, konnte die gesamte Ernte verlieren, oder die Tiere würden krank werden.

Am Gründonnerstag kehrten die Hexen zurück und gingen unerkannt in die Kirche. Doch wer das erste Ei, das eine Henne gelegt hat, beim Gottesdienst versteckt in der Tasche trägt, kann die Hexen erkennen. 

Entdeckt eine Hexe das Ei, wird sie wütend und zerdrückt es. Passierte das, wurde man angeblich augenblicklich verrückt.

Die Angst vor den Hexen, die hier deutlich wird, beruht auf jahrhundertelanger religiöser Indoktrinierung.

Weise Frauen

Laut einem Artikel auf der Seite der Bibliotheken, Faktalink, ist der Ursprung der sogenannten Hexen in den Naturreligionen zu suchen. In der Vorstellung gab es Frauen und Männer, die über besondere Kräfte verfügten. So bedeutet der germanische Ausdruck „Hargadisse“, weise Frau oder auch ein Mann, die im Einklang mit der Natur leben. 

Als die Völker Europas in der Antike zum Ackerbau übergingen, bekamen die Frauen die Aufgabe des Säens und Erntens. Hieraus entstand die Vorstellung einer Muttergottheit als Fruchtbarkeitsgöttin. Viele Mythen über Hexen haben hier ihren Ursprung.

Schreckensgöttin Lilith

Doch auch bereits in der Antike entstand die Vorstellung von gefährlichen weiblichen Gottheiten. Ein prägnantes Beispiel ist die furchterregende Lilith, die zum ersten Mal in einem Gedicht über die Schöpfung der Erde aus dem Jahr 1600 v. C. genannt. Sie herrschte über die Dämonen der Unterwelt, verführte Männer und soll auch Kleinkinder verspeist haben. In der Diplomarbeit „Onde kællinger og forfulgte heltinder“ wird sie als die erste Hexe bezeichnet. Deutlich ist bereits hier der Bezug auf die Sexualität.

Die Naturreligionen waren der christlichen Kirche von früh an suspekt und unwillkommene Konkurrenz. Doch, und das mag überraschen, bis in das 13. Jahrhundert war der Glaube an Hexen von der Kirche verboten. Doch dann erklärte die Priesterschaft plötzlich, es gäbe sie, und sie würden schwarze Magie ausüben, Kindersterblichkeit, Krankheit und Missernten verursachen. 

Von Dämonen gezeugt

Der Mönch Thomas Aguinas beschreibt, dass Satan über ein Reich von Dämonen herrschen würde. Die Dämonen würden die Macht über Männer übernehmen und mit deren Frauen Kinder zeugen. Die Kinder wären dann Hexen.

Die ersten Hexenprozesse begannen am Ende des 12. Jahrhunderts. Nach Skandinavien kamen sie erst nach der Reformation im 14. und 15. Jahrhundert. In Dänemark wurden ungefähr 1.000 Hexen verbrannt.

Moderne Hexen haben den Begriff wieder im ursprünglichen Sinn für sich definiert. Die bekannteste Vertreterin in Dänemark ist Dannie Druehyld, die 1998 das Buch „Heksens Håndbog“ veröffentlichte. Sie wohnt im Rold Skov in Nordjütland.

Quellen: historie-online.dk, Nationalmuseum, Greve Museum, Faktalink.dk

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