Umwelt

Studie: Entwarnung bei Mikroplastik im Meer

Studie: Entwarnung bei Mikroplastik im Meer

Studie: Entwarnung bei Mikroplastik im Meer

Ritzau/wt
Kopenhagen
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Den Wasserflöhen schmeckt das Mikroplastik nicht: Sie spucken es in den meisten Fällen wieder aus (Archivfoto). Foto: Aksel øye/Biofoto/Ritzau Scanpix

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Mikroplastik wird nicht, wie befürchtet, in der Nahrungskette angehäuft. Das zeigt eine neue Studie der Dänischen Technischen Universität. Die Konzentration der Partikel in den dänischen Gewässern ist sehr gering.

Mikroplastik ist überall in den dänischen Gewässern zu finden, aber die Konzentration ist sehr gering. Das zeigt eine umfassende Studie der Dänischen Technischen Universität (DTU).

Bisher war die Befürchtung, die schädlichen Partikel würden sich in der Nahrungskette anhäufen.

„Plastik ist in meinen 30 Jahren als Biologe eine hartnäckige Umweltsorge gewesen. Das gilt sowohl für Mikroplastik in der Nahrungskette als auch für den Mythos über riesige Plastikinseln, die auf den Weltmeeren umhertreiben sollen“, sagt Torkel Gissel, Professor an der DTU.

Geringe Menge

Es ist ein bekanntes Phänomen, dass Giftstoffe und Schwermetalle in immer höheren Konzentrationen auftreten, je höher ein Wesen in der Nahrungskette platziert ist. Sie werden in den Meeren von Kleinstwesen wie Wasserflöhen aufgenommen, die dann von anderen Tieren mitsamt den Giftstoffen gefressen werden.

Man hatte befürchtet, dass dies auch bei Mikroplastik der Fall ist. Aber nun gibt das DTU-Forschungsteam Entwarnung.

„Unsere Forschung zeigt, dass sich in zehn Litern Wasser weniger als ein Plastikpartikel befindet. Es befinden sich darin Hunderttausend von biologischen Partikeln der gleichen Größe. Es ist also die Wahrscheinlichkeit, dass irgendein Tier Plastik frisst, unvorstellbar gering“, so Gissel.

Deshalb sind Wasserflöhe wichtig

  • Wasserflöhe sind 1 bis 5 Millimeter lange Krebstiere
  • Sie sind die am weitesten verbreiteten mehrzelligen Organismen in den Weltmeeren
  • Sie filtrieren das Wasser, um sich von Pflanzenplankton zu ernähren
  • Sie machen einen bedeutenden Teil des unteren Teils der Nahrungsketten in den Meeren aus

Quelle: DTU

Plastik in allen Proben

Die Forscherinnen und Forscher an der DTU haben über Jahre hinweg das Vorkommen und den Umwelteffekt von Mikroplastik in den Gewässern erforscht. Mit Spezialausrüstung haben sie Partikeln so klein wie 10 Mikrometer nachgespürt. Partikel von der Größe können von Wasserflöhen gefressen werden.

Das Ergebnis: Maximal ein solches Plastikpartikel befindet sich in zehn Litern Wasser. Zum Vergleich enthielten die Proben 100.000-mal so viel Pflanzenplankton. Studien bei Grönland und eine Forschungsfahrt von Dänemark in die Karibik haben die Ergebnisse bestätigt.

„Das Negative ist, dass wir in sämtlichen Proben Plastik gefunden haben, denn Plastik hat im Meer nichts zu suchen. Aber das Positive ist, dass die Menge so gering ist“, betont der DTU-Professor.

Wasserflöhe spucken aus

Eine weitere gute Nachricht ist, dass Plastikpartikel den Wasserflöhen nicht schmecken. Versuche an der DTU haben gezeigt, dass sie sie in vier von fünf Fällen wieder ausspucken.

„Andere Versuche haben gezeigt, dass sie sie mit dem Kot ausscheiden“, so Gissel.

Daher sei nicht zu befürchten, dass die Artikel akkumuliert würden, wenn die Wasserflöhe von größeren Tieren gefressen werden, die dann von noch größeren Tieren gefressen werden.

Große Plastikstücke sind ernsteres Problem

Torkel Gissel betont, dass Plastik in den Weltmeeren ein globales Problem darstelle.

„Aber es ist wichtig, die größten Umweltprobleme zuerst anzugehen. Und das sind große Stücke Plastik – das sogenannte Makroplastik –, das Vögel, Wale und andere Säugetiere bedroht.“

Mikroplastik gelangt über Kleidung, Farbstoffe und Autoreifen in die Umwelt. Auch bei der  Zersetzung von größeren Plastikstücken in der Umwelt kann Mikroplastik entstehen.

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