Havarie

Kran für den Hafen in Esbjerg: „Ist ein Totalschaden“

Kran für den Hafen in Esbjerg: „Ist ein Totalschaden“

Kran für den Hafen in Esbjerg: „Ist ein Totalschaden“

Gerrit Hencke/shz.de
Kiel/Esbjerg
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Bei der Kollision mit der Holtenauer Hochbrücke ist der Hafenmobilkran schwer beschädigt worden. Foto: Axel Heimken

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Der Hafenmobilkran auf dem Schwergutschiff Meri, der am Mittwoch die Holtenauer Brücke in Kiel beschädigt hat, ist nicht zu retten. Die Unfallursache wird derzeit noch ermittelt. Es ist nicht der erste schwere Unfall mit Liebherr-Kränen.

Er war nagelneu und teuer: Der Hafenmobilkran, den das Schwergutschiff Meri am Mittwoch durch den Nord-Ostsee-Kanal in Richtung Esbjerg transportieren sollte, ist nach der Kollision mit der Holtenauer Hochbrücke wohl nicht mehr zu reparieren. Zu diesem Schluss kommt Dennis Jul Pedersen, Hafendirektor in Esbjerg. „Nach unserer Einschätzung ist der Kran ein Totalschaden“, sagt er auf Anfrage von shz.de.

Neuer Kran sollte in Esbjerg älteres Modell ablösen

Der Kran vom Typ Liebherr LHM600 sollte in Esbjerg einen älteren Kran ablösen, sagt Jul Pedersen. Er kann Lasten bis zu 208 Tonnen heben und ist sowohl für den Umschlag von Containern, Massen- und Stückgütern geeignet und verfügt dabei über eine Auslade von bis zu 58 Metern.

Erst im August wurde beschlossen, dass Esbjerg zum Nato-Knotenpunkt ausgebaut werden soll. Der strategisch gut gelegene Nordsee-Hafen soll künftig als Umschlagplatz für militärisches Personal und Material der Nato und deren Verbündeter genutzt werden.

Derzeit wird der Hafen bereits um mehr als 500.000 Quadratmeter vergrößert. Für die militärischen Aktivitäten wird jedoch auch eine tiefere Fahrrinne für Schiffe benötigt und der Ausbau der Bahnanbindung nötig. Ebenfalls sollen mehrere Areale befestigt werden.

Im Jahr 2019 erhielt der Hafen bereits einen größeren Bruder des jetzt erwarteten LHM600, den LHM800. Er wird für den Umschlag von Offshore-Windkraftanlagen genutzt und kann insgesamt 308 Tonnen heben. Im Juli 2022 wurde ein zweiter Hafenmobilkran des Typs bestellt, damit künftig Tandemhübe von bis zu 616 Tonnen möglich sind. Er soll 2023 geliefert werden.

Liebherr will Behörden bei Aufklärung unterstützen

Ebenfalls wurde in dem Zuge ein LHM 600 bestellt, der nun auf der Fahrt im Nord-Ostsee-Kanal so schwerbeschädigt wurde, dass er wohl nicht zu retten ist. In Esbjerg erwartet man jetzt, dass Liebherr wie vertraglich vereinbart liefert. Sprich: Ein neuer Kran aus Rostock wird wohl den Weg in den dänischen Nordsee-Hafen finden.

Bei Liebherr in Rostock gibt man sich indes zurückhaltend. „Zu den Schäden können wir zum jetzigen Zeitpunkt noch keine genauen Aussagen treffen. Wie es zu dem Vorfall beim Transport kommen konnte, ist aktuell noch Gegenstand der Ermittlungen durch die zuständigen Behörden“, sagt Pressesprecher Dieter Schmidt. Liebherr werde dabei eng mit den Behörden zusammenarbeiten und vollumfänglich bei der Aufklärung des Vorfalls unterstützen.

Schwere Unfälle mit Kränen in der Vergangenheit

Beim Hersteller aus Rostock werden bittere Erinnerungen wach. Es ist nicht der erste Unfall mit einem Liebherr-Kran. Im Jahr 2020 machten zwei Kranunfälle weltweit Schlagzeilen. Damals brach im Mai bei einem Lastentest mit 5500 Tonnen ein Haken, woraufhin der Ausleger des Spezialkrans brach. Zwölf Menschen waren damals zum Teil schwer verletzt worden. Nur wenige Wochen zuvor fielen zwei Kräne vom Typ 550 ins Hafenbecken.

Derweil ist noch unklar, wo der Messfehler seinen Ursprung nahm. Die Holtenauer Hochbrücke habe eine Durchfahrtshöhe von 42 Metern. Schiffe mit einer Höhe von 40 Metern dürfen den Kanal passieren. Bei einer größeren Höhe sind Sondergenehmigungen nötig.

Offenbar Fehler in den Ladepapieren

Nach shz-Informationen wurde die Ladung der Meri sowohl in Rostock vermessen, als auch noch einmal routinemäßig bei der Einfahrt in die Holtenauer Schleuse. Hier wird in der Regel die Höhe mit einem Laser eingemessen.

Dies war vor dem Unglück offenbar nicht möglich. Jörg Brockmann vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA) sagte gegenüber dem NDR, dass die Lasermessung aufgrund der Dunkelheit am frühen Morgen und der schwarzen Lackierung des Krans nicht funktioniert habe.

Daher habe man den Angaben der Reederei vertraut und das Schiff mit Ballastwasser tiefergelegt. Laut Ladepapieren wurde die Kranhöhe mit 38 Metern angegeben. Damit wäre eine Passage problemlos gewesen. Die Wasserschutzpolizei ermittelt nun, wie es zu dem Fehler in den Ladepapieren kommen konnte. Dazu werden Zeugen befragt und auch das Schwergutschiff selbst untersucht. Wer für den Millionenschaden an Kran und Brücke am Ende aufkommt, bleibt offen.

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