Föhr

Der nördlichsten Olivenhain der Welt liegt auf Föhr

Der nördlichsten Olivenhain der Welt liegt auf Föhr

Der nördlichsten Olivenhain der Welt liegt auf Föhr

SHZ
Utersum/Föhr
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Lasse Opstelten lebt seit vier Jahren auf Föhr. Von seinem Restaurant aus kann er Sylt sehen - seine Heimatinsel. Foto: Anna Goldbach / SHZ

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Lasse Opstelten führt ein Restaurant. Und eine Autovermietung. Der Vater dreier Kinder geht gerne surfen auf Sylt, will das „Treibholz“ um einen Kiosk erweitern – und baut in Utersum Oliven an.

Von der Terrasse des „Treibholz“ aus blickt man direkt auf die Nordsee. Linkerhand liegt Amrum, rechts hebt sich der Hörnumer Leuchtturm vom blauen Himmel ab. „Hier hat man immer den Blick nach Sylt, aber auch gesunden Abstand“, sagt Lasse Opstelten und lacht. „Ich vermisse die Insel nicht, ich sehe sie ja jeden Tag.“ Seit vier Jahren lebt der gebürtige Sylter, für den Langeweile ein Fremdwort zu sein scheint, nun schon auf Föhr.

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Damals hatte Opstelten noch auf dem nahen Festland gelebt; seine Frau Kristina war drei Mal die Woche nach Föhr gependelt, um hier Reitunterricht zu geben – er pendelte nach Sylt, um dort zu arbeiten. Irgendwann kam das Angebot das Treibholz zu übernehmen. Opstelten ergriff die Chance. Mit dem Boot, so erzählt er, sei er in 15 Minuten in Hörnum, könne dort Wellenreiten gehen und dann zurück nach Föhr schippern. Er grinst.

„Und dann hab ich gedacht, jetzt muss erstmal eine Autovermietung aufgemacht werden“, so der 36-Jährige. Wieder lacht er. Die Gründung von Föhr Car ist jetzt gut zweieinhalb Jahre her, im kommenden Jahr soll das Angebot um unter anderem um neue E-Autos erweitert werden.

Oliven auf Föhr? Oliven auf Föhr!

Doch um all das soll es nicht gehen. Im Urlaub in Norditalien im Sommer 2020 fand sich der Insulaner auf einer Olivenplantage wieder. „Ich hab einfach mal geguckt, wo und wie Oliven eigentlich wachsen, dabei bin ich auf den nördlichsten Olivenhains Deutschland gestoßen – der ist in NRW.“ Mit der Recherche wuchs die Idee. „Ich dachte nur: Was da wächst, wächst hier auch.“


Gesagt getan. Im Frühjahr 2021 pflanzte Lasse Opstelten auf seiner „Probeplantage“ Olivenbäume in Utersum an. Verschiedene Sorten, um zu testen, welche der Föhrer Witterung am besten standhalten und auch wie die Pflanzen am besten behandelt werden müssen.

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Jetzt geht es für die Olivenbäume in die Vorbereitung auf die Winterzeit. „Das bedeutet, die Wurzeln müssen alle frostgeschützt werden“, erläutert er. Dabei sei man nachhaltig. „Wir bekommen altes Reet und nutzen das um die Wurzeln vor Frost zu schützen“. Zusätzlich käme ein Frostschutzvlies um die Bäumchen herum, das Ende März wieder entfernt werden soll. „Wir hoffen, dass das funktioniert.“



Bis jetzt ist Lasse Opstelten zufrieden mit der Entwicklung seiner Bäume. Die Pflanzen seien super angekommen: „Gerade nach dem Pflanzen haben die eigentlich erstmal eine Art Ruhephase, weil sie Kraft in die Wurzeln stecken müssen, aber nach zwei Wochen waren schon überall neue Triebe zu sehen.“

Opstelten erzählt von Kaninchen, die sich an den Olivenbäumen satt gefressen haben – größere Schwierigkeiten habe es bisher nicht gegeben. Jetzt bleibt abzuwarten, ob die Bäume den Winter überstehen. Und die, die durchhalten, kommen dann auf die große Plantage. Im übernächsten Jahr könnte es dann also die ersten Föhrer Oliven geben – und zwar „von der nördlichsten Plantage der Welt“, so Opstelten, „man findet keine, die vom Breitengrad her nördlicher liegt als diese hier“. Was genau mit Oliven dann passieren soll? Ein Teil gehe sicherlich ins Restaurant, der Rest würde verkauft – so der Plan.




Lasse Opstelten nimmt einen Schluck von seinem Kaffee, obwohl er ständig mit dem Bein kippelt, wirkt er nicht gestresst oder unentspannt. Im Gegenteil. Der Eindruck, der allerdings entsteht und sich im Gespräch bestätigt ist, dass Lasse Opstelten nicht der Typ ist, der sich zurücklehnt. „Einen Tag kann ich auch mal gut auf der Couch verbringen, dann muss ich aber wieder was tun“, so der 36-Jährige.

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Für Rettungsschwimmer Mike: Im Wohnmobil nach Portugal

So ist er aktuell auch noch dabei, das Wohnmobil seines Freundes Mike, der in diesem Jahr bei seiner Arbeit als Rettungsschwimmer auf Sylt tragisch verunglückt ist, wieder fit zu machen. Wenn alles fertig ist, will Opstelten damit los. „Die erste Tour wird die, die Mike am liebsten gemacht hat: Runter nach Portugal.“

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Er sei früher viel auf Reisen gewesen, erzählt er, aber irgendwie hätte es ihn dann doch wieder in den Norden gezogen. Sylt sei jedoch nicht mehr das gewesen, was er sich für sein Leben vorgestellt habe. Auf Föhr sei das anders. Die Insel wirkt entschleunigend auf den Mann, der immer unterwegs, immer am Machen ist.

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