Klimawandel
Häufigere Überschwemmungen an Ostküste Nordschleswigs
Häufigere Überschwemmungen an Ostküste Nordschleswigs
Häufigere Überschwemmungen an Ostküste Nordschleswigs
Diesen Artikel vorlesen lassen.
Das staatliche dänische Meteorologische Institut hat seinen Klimaatlas angesichts eines Meeresspiegelanstiegs um 50 Zentimeter aktualisiert: Entlang des Kleinen Belts ist bis 2100 jährlich mit über 100 Hochwasserwarnungen zu rechnen.
Entlang der Ostküste Nordschleswigs einschließlich zahlreicher Meeresbuchten, Förden und Sunde müssen sich die Bewohner und die für den Küstenschutz zuständige Politik bis Ende des Jahrhunderts auf eine deutliche Zunahme von Überschwemmungen einstellen.
Ostküste Gefahrenzone
An der Ostküste prognostiziert das staatliche Dänische Meteorologische Institut (DMI) bis zu 110-mal jährlich Situationen mit Hochwasser, die Anlass zu Warnungen geben. Im aktualisierten Klimaatlas hat DMI errechnet, dass sich der mittlere Meeresspiegel in den dänischen Gewässern um rund einen halben Meter erhöhen wird, wenn sich das Erdklima um 4,3 Grad erwärmt, weil es nicht gelingt, den Ausstoß an klimaschädlichen Gasen zu begrenzen. Gelingt es, das Ziel zu erreichen, die globale Erwärmung bis 2100 auf 2,4 Grad zu begrenzen, würde die Gefahr von Überschwemmungen geringer ausfallen.
In einem solchen Fall würde sich der durchschnittliche Meeresspiegel („Normal Null“), „nur“ um 35 Zentimeter erhöhen. Im neuen Klimaatlas weist das meteorologische Institut darauf hin, dass in Zukunft angesichts eines erhöhten mittleren Pegelstandes Sturmfluten deutlich schlimmere Folgen haben werden als in der Gegenwart.
Auch Westküste betroffen
Laut Klimaatlas muss auch die nordschleswigsche Westküste mit 30 Hochwasserwarnungen jährlich im Jahr 2100 ebenso wie die Ostküste mit einer Verdreifachung der Tage mit Überschwemmungefahr rechnen. Allerdings steigen die Risiken an der Ostküste deutlich mehr, wenn es nicht gelingt, die Erwärmung des Erdklimas auf 2,4 Grad zu begrenzen.
Noch stärker bedroht sind aufgrund der Lage der Ortschaften am nördlichen Kleinen Belt die Bewohner der Kommunen im Städtedreieck Kolding, Fredericia und Vejle. Viele der Siedlungen entlang der Küste des Kleinen Belt, aber auch im Bereich Aarhus liegen nur wenig höher als der Meeresspiegel. Entlang der nordschleswigschen Westküste liegen die Ortschaften meist in größerem Abstand von der Nordsee, und die nur wenig über dem Meeresspiegel liegenden Küstenbereiche werden durch Deiche, Siele und Schleusen an den dort mündenden Wasserläufen geschützt.
Land sinkt in Nordschleswig
Eine Rolle spielt auch, dass sich in Nordschleswig nicht nur der Meeresspiegel erhöht, sondern dass auch das Land sinkt. Es sind Folgen des Abschmelzens der Eiszeitgletscher in Skandinavien, die dort zur Landhebung führen und im südlichen Dänemark und Schleswig-Holstein im Zuge eines „Wippeneffektes“ zu einem Absinken der Erdoberfläche. Allerdings wird der von DMI vorausgesagte Klimawandel auch im Bereich der Westküste ebenso wie im Osten Nordschleswigs spürbar sein.
Es wird im Winter deutlich weniger Frostwetter und höhere Niederschläge geben, was die Probleme mit der Ableitung des Binnenwassers verstärken dürfte. Vor allem, wenn bei Sturmwetter Schleusen und Siele nicht zur Ableitung des Wassers geöffnet werden können.
Deutlich mehr Niederschläge
Außerdem wird eine Zunahme der Niederschlagsmengen um 25 Prozent erwartet. Die Kommune Tondern (Tønder) ist deshalb schon seit Jahren dabei, durch Schaffung von Überschwemmungsflächen entlang der Wiedau (Vidå) Vorsorge zu treffen. In Apenrade wird ein Schöpfwerk an der Einmündung der Mühlenau (Mølleå) in die Apenrader Förde gebaut, um die Anwohner bei Starkregen und Sturm vor „nassen Füßen“ zu bewahren. Der Chefsachverständige des Verbandes der Kommunen (KL), Lars Kaalund, setzt auf systematischen Planungseinsatz in den gefährdeten Orten.
Der Klimaatlas liefere die erforderlichen einheitlichen Daten, um eine Klimaanpassung zu erreichen. „Damit trägt der Klimaatlas zu den effektivsten Lösungen bei, und wir vermeiden Fehlplanungen, weil jetzt Planungen auf Grundlage von Daten erfolgen können, die 100 Jahre in die Zukunft reichen“, so Kaalund. Das DMI erwähnt nicht das Thema Deichbau entlang der dänischen Wattenmeerküste.
Deichverstärkung unerwähnt
Währenddessen werden in Schleswig-Holstein Deiche verstärkt, um sie so weit erhöhen zu können, dass höhere Sturmflutpegelstände zu verkraften sind. Zuletzt gab es im Staatshaushalt Zuschüsse für Deichverstärkungen auf der Insel Röm (Rømø), wo entlang der Insel-Ostküste die vorhandenen Deiche teilweise schon jetzt nicht hoch genug sind, um vor allem wertvolle Sommerhaussiedlungen vor Überflutungen zu schützen.
Das DMI hat auch berechnet, dass besonders örtliche Verhältnisse für erhöhte Überschwemmungsfrequenzen sorgen werden. So wird in Nordjütland der Bereich Mariager Fjord mit möglicherweise 140 Hochwasseralarmtagen im Jahre 2100 als das künftig am meisten geplagte Gebiet aufgeführt.
Details sind unter der Homepage dmi.dk zu finden.
https://www.nordschleswiger.dk/de/nordschleswig-apenrade-tingleff-apenr…