Energiekrise

Die Kohle kommt nach Enstedt zurück

Die Kohle kommt nach Enstedt zurück

Die Kohle kommt nach Enstedt zurück

Apenrade/Aabenraa
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Der Enstedter Hafen wurde viele Jahre als Lager für Steinkohle genutzt (Archivfoto). Foto: Pressefoto

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Um die Energieversorgung in Europa zu sichern, wird bis Ende des kommenden Jahres wieder Kohle im Hafen angeliefert und gelagert. Die Pläne zur nachhaltigen Entwicklung des Enstedter Hafens bleiben dabei aber im Zeitplan, wie der Hafenvorsitzende sagt.

Der Krieg in der Ukraine und die damit verbundenen Folgen, darunter die steigenden Energiepreise und die Befürchtung, nicht genügend Strom produzieren zu können, ist jetzt im Enstedter Hafen, einem Teil des Apenrader Hafens, zu merken.

Ab jetzt wird nämlich wieder Kohle im Enstedter Hafen angeliefert und zwischengelagert. Die Kohle soll genutzt werden, um die Energieversorgung in ganz Europa zu sichern, wie es auf der Internetseite des Apenrader Hafens (Aabenraa Havn) heißt.
Die Kohle war eigentlich im Zuge der nachhaltigen Entwicklung des Hafens verschwunden. Dort sollen andere Energieprodukte hergestellt werden, darunter Power-to-X.

Power-to-X (PtX)

Power-to-X bezeichnet verschiedene Technologien, um Stromüberschüsse in Zeiten eines (zukünftigen) Überangebotes variabler erneuerbarer Energien wie Solarenergie, Windenergie und Wasserkraft zu speichern oder anderweitig zu nutzen. Ebenfalls üblich ist die Bezeichnung P2X.

Power-to-X ermöglicht es, in Verbindung mit einer Methanisierung, Kohlenstoffdioxid aus Industrie-Prozessen zu binden. Nach der Umwandlung in Wasserstoff wird die Elektrolyse durch eine Methanisierung ergänzt. Der erzeugte Wasserstoff reagiert mit Kohlendioxid; das Ergebnis sind Erdgas und Wasser.

Auf der Internetseite des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz ist ein Video zu sehen, das Power-to-X erklärt.

„Die massiven Sanktionen von Gas und Kohle durch das Krieg führende Russland verursachen enorme Unsicherheit auf dem europäischen Energiemarkt. Im Takt mit dem näher kommenden Winter wachsen die Sorgen, wie die europäischen Länder die kalte Jahreszeit überstehen können“, heißt es vom „Aaabenraa Havn“.

Für mehr Energiesicherheit in Europa

Durch die strategisch gute Lage kann der Apenrader Hafen dazu beitragen, mehr Sicherheit zu geben.

Die Kohle wird unter anderem aus Südafrika und Kolumbien geliefert, um von Apenrade aus nach Polen und auch Deutschland transportiert zu werden.

Eine Million Tonnen Kohle, so die Erwartung, wird in dem Jahr in Apenrade umgeschlagen.

Die Energiebehörde hat grünes Licht für das Projekt gegeben.

Nachhaltigkeit geht nicht verloren

Die Kohle solle aber der sogenannten grünen Umstellung (grøn omstilling) nicht im Wege stehen, versichert der Hafenvorsitzende Erwin Andresen von der Schleswigschen Partei (SP). Dafür sei gesorgt worden, fügt er hinzu.

„In dieser besonderen Situation hat der Apenrader Hafen die Möglichkeit bekommen, die gemeinsamen Sanktionen gegen Russland direkt zu unterstützen und die Energieversorgung primär in Dänemark, Norddeutschland und der Ostseeregion zu sichern. Deshalb können wir damit leben, dass es im Enstedter Hafen kurzfristig wieder mehr schwarz als grün wird“, so Erwin Andresen.

Enstedtwerk

1924 wurde der Apenrader Hafen erstmals industriell genutzt. Wegen der Tiefe der Förde konnten dort auch größere Schiffe Kohle anlanden, die im „Sønderjyllands Højspændingsværk“ für die Stromproduktion benutzt wurde. Ein Teilhaber des Werkes war die Kommune Apenrade.

Wegen der großen Umweltprobleme durch die Kohleverbrennung wurde das Werk nach Enstedt verlagert. Dort wurde deshalb 1958 das neue Kraftwerk gebaut, das im Laufe der Jahre erweitert wurde.

Im Jahr 2000 ging das Werk mit in die Aktiengesellschaft „Elsam“ ein, das heute zu „Dong Energy“ gehört.

Die Energieproduktion wurde 2013 eingestellt.

Der Apenrader Hafen kaufte das Enstedtwerk vom europäischen Energieunternehmen „Vattenfall“ und übernahm es offiziell zum 1. November 2021.

Fakten:

  • Das Enstedtwerk hat eine Größe von 350.000 Quadratmetern, die sich auf die Kaianlage mit einer Größe von 65.000 Quadratmetern und 285.000 Quadratmetern Hinterland verteilen.
  • Der Enstedter Hafen ist mit einer Tiefe von 18 Metern der tiefste Hafen in der Ostsee.
  • Durch die Fusion mit dem Enstedtwerk verfügt der Apenrader Hafen über eine Fläche von 750.000 Quadratmetern, das entspricht etwa 90 Fußballfeldern.
  • Der Apenrader Hafen ist im Besitz der Kommune Apenrade, ist jedoch wirtschaftlich und administrativ unabhängig.
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