Leitartikel

„Das Happy End von Godhavn“

Das Happy End von Godhavn

Das Happy End von Godhavn

Apenrade
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Chefredakteur Gwyn Nissen thematisiert in seinem jüngsten Leitartikel die grausamen Taten, die sich im ehemaligen Kinderheime Godhavn auf Nordseeland zugetragen haben - und mit der Ankündigung von Mette Frederiksen, sich im Namen der Regierung offiziell bei den Jungen für das Geschehene und das Versagen der Behörden zu entschuldigen.

Eigentlich stimmt die Überschrift nicht, denn die Geschichte des damaligen Kinderheimes Godhavn auf Nordseeland wird nie ein glückliches Ende haben. Auch wenn die Jungen von Godhavn Aussicht auf eine Entschuldigung haben.

Die Geschichten von Godhavn aus den Jahren 1948 bis 1976 sind unendlich und jede für sich grausam und erniedrigend. Vom Jungen, der vom Tode seines Vaters erfuhr und weil er nicht aufhörte zu heulen, geschlagen wurde, bis er sich über sein Essen erbrach – und aufessen musste. Bis hin zu Jungen, die flüchteten (das passierte jede Woche) und nach ihrer Rückkehr grün und blau geschlagen wurden – aber für eine Stunde oder gar einen Tag Freiheit war es das wert. Wenn ein Lehrer erschöpft war (!), übernahm ein anderer. Gnade war ein Fremdwort. Schläge waren Alltag.

Godhavn war keine Erziehungsanstalt, so die Jungen von damals, es war ein Arbeitslager. Wer im Kinderheim abgegeben wurde, bekam zu wissen: Du kannst nichts, du bist nichts wert, wir können dich ausnutzen wie wir wollen. Du bist kassiert.

Unter dem Personal waren Pädophile und gewaltbereite Mitarbeiter, die die Kinder missbrauchten. Proteste und Anklagen wurden als Fantasien der Kinder dargestellt, und das Terrorregime setzte sich fort. Neue Lehrer, die versuchten, etwas Menschlichkeit einzubringen, hielten nicht lange durch.
Godhavn war alles andere als gut. Das einzig Gute an Godhavn war, dass die Institution 1976 geschlossen wurde.

Die Jungen von Godhavn sind älter geworden, aber die Erlebnisse von damals schleppen sie heute noch mit sich herum. Wenn sie denn ihre psychischen Schäden überlebt haben. Viele Godhavn-Jungen hatten nämlich ein kurzes Leben, gemartert von ihren Erlebnissen. Und wer doch überlebte, hatte meist kein gutes Leben. Heute noch fühlen sich viele wie „die Kassierten“.

Godhavn ist ein Stück dänische Geschichte, das sich sicherlich auch anderswo abgespielt hat, denn, so Jahrzehntelang die Erklärung: Es waren andere Zeiten damals.

Aber auch „damals“ war es nicht in Ordnung, und spätestens nach 1968 waren alle Übergriffe eine kriminelle Handlung.
Mette Frederiksen wird in wenigen Wochen aller Wahrscheinlichkeit nach neue Regierungschefin. Sie hat als erste Amtshandlung den Godhavn-Jungen – und anderen vom System missbrauchten und missachteten Kindern – eine offizielle Entschuldigung des Staates Dänemark versprochen.

Populismus? Spinn? Image-Mache? Egal, was Kritiker der Sozialdemokratin vorwerfen: Es wurde Zeit, dass ein Land dafür gerade steht, dass diesen Kindern Unrecht geschah.

Die Entschuldigung kommt spät. Viel zu spät. Aber sie kommt. Das ist gut. 

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