Natur

Erfolgreich: Stephan Struve päppelt schwache Jungtiere auf

Erfolgreich: Stephan Struve päppelt schwache Jungtiere auf

Erfolgreich: Stephan Struve päppelt schwache Jungtiere auf

Peter Thomsen/shz.de
Erfde
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„Diese aufgepäppelten Vögel sind bald fußgängig“, so Stephan Struve. Foto: Peter Thomsen

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Anhand der Beringung lässt sich erkennen, dass die geretteten Vögel tatsächlich nach Stapelholm zurückkehren. Das sorgt für einen erfolgreichen Erhalt der Population.

„Ohne Rettung und Zufütterung würden wir diese Storchenpopulation bei uns in Stapelholm nicht haben“, sagt der ehrenamtlich tätige Storchenvater Stephan Struve aus Erfde. Zusammen mit seinen Familienangehörigen Anke, Hilke und Malte trägt er wesentliche Verantwortung für den Erhalt der Störche in der Region. 

 

 

Insgesamt gibt es in Erfde und Tielen 36 Möglichkeiten zum Nisten für Störche, in den vergangenen Jahren hat man zusätzliche Nester zum Angebot für die Störche aufgestellt. „Allein drei Paare sind in diesem Jahr neu zu uns gekommen“, erzählt Struve. Aber diese Paare kamen zu spät an, es hat nicht mehr für eine Brut gereicht. Aktuell ist in Tielen ein Nest mit zwei Jungvögeln und in Erfde sind fünf Nester mit drei Nachwuchsstörchen besetzt. „Das sind nur fünf Überlebende, die von den Elterntieren versorgt werden“, ergänzt Struve. Im letzten Jahr waren es mehr. Nach Ansicht des Erfders sind Gründe erstens der nasse und kalte Mai, zweitens der heiße Juni und drittens das allgemein zurückgehende Nahrungsangebot für Störche. 

Elterntiere auf Selbsterhaltung fixiert 

Struve berichtet, dass Elternstörche für einen Dreiernachwuchs in der ersten Woche „etwa einen Kilogramm Nahrung pro Tag heranschleppen müssen“. Die Menge steigert sich in der zweiten Woche auf zwei Kilogramm, in der dritten auf drei – und die Steigerung setzt sich fort. Erst nach etwa 80 Tagen ist der Nachwuchs „flugreif“. Wenn das Nahrungsangebot nicht ausreichend ist, dann werden die schwächsten Jungstörche von den Eltern verstoßen. Die Elterntiere sind auf Selbsterhaltung fixiert. 

 

 

Ich habe es schon erlebt, dass bei mangelndem Nahrungsangebot der letzte überlebende Jungvogel verhungern muss, damit die Elterntiere die Kraft für den Abflug im Spätsommer haben.

Stephan Struve, Storchenvater aus Erfde

„Ich habe es schon erlebt, dass bei mangelndem Nahrungsangebot der letzte überlebende Jungvogel verhungern muss, damit die Elterntiere die Kraft für den Abflug im Spätsommer haben“, sagt der Storchen-Experte. 

 

Und hier setzt die Philosophie der Familie Struve ein: Man versucht zu retten, was zu retten ist. Täglich beobachtet er „seine“ Horste, und zu schwache Jungstörche werden von Struve beizeiten aus den Nestern genommen. Zusätzlich bekommt die Familie Struve auch aus anderen Kommunen schwache Jungstörche. So hat man zurzeit aus Börm, Hennstedt, Satrup und Weddingstedt je einen Jungstorch, aus Dörpstedt, Sophienhamm und Hamburg je zwei Störche und aus Bergenhusen sogar zehn. „Fünf sind uns trotz intensiver Pflege leider verendet – sie waren einfach zu abgemagert“, bedauert Ehefrau Anke.

Für diese spät geschlüpften Jungstörche ist die Überwinterung in Erfde eingeplant. Foto: Peter Thomsen

 

Mit voller Hingabe werden diese 23 Störche in dem Garten der Familie aufgepäppelt. „Sobald sie fußgängig sind, kommen sie in die große Voliere in Nähe des Sportplatzes“, sagt der Storchenvater. Dort haben auch fünf durch Verletzungen flugunfähige Altstörche ein „lebenslanges Bleiberecht“. Zwei Jungstörche sind in diesem Jahr zu spät geschlüpft, sie werden auch in Erfde überwintern müssen und kommen dann 2022 in die Freiheit. Die anderen aufgepäppelten und schon beringten Tiere werden kräftig genug sein, um schon 2021 in die Freiheit zu kommen. 

 

Aufgepäppelte Tiere kehren zurück 

Im Jahr 2020 hat Struve neun Jungvögel in die Natur entlassen und an der Beringung hat er erkannt, dass sieben davon in diesem Frühling in den Erfder Raum zurückgekommen sind. Diese Vögel werden erst im nächsten Jahr geschlechtsreif sein. „Und Störche kommen immer dahin zurück, wo es ein ausreichendes Nahrungsangebot gibt“, erzählt Struve. 

Im Erfder Umland sind auf jeden Fall genügend freie Nistmöglichkeiten für das Jahr 2022 vorhanden. Zurzeit verfüttert die Familie Struve täglich 15 Kilogramm filetierte Fleischstücke von Fischen an die Störche. Angler aus der Umgebung spenden die Fische und Struve hat drei gefüllte Gefriertruhen auf Vorrat. „Wir möchten, dass es auch noch in 20 Jahren bei uns Störche gibt – aber die natürliche Futtergrundlage ist einfach nicht ausreichend“, lautet die Erkenntnis des Erfder Storchenvaters.

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