Energiewende

Mehr Hochspannungsleitungen durch grünen Nordsee-Strom wahrscheinlich

Mehr Hochspannungsleitungen durch grünen Nordsee-Strom

Mehr Hochspannungsleitungen durch grünen Nordsee-Strom

Ritzau/nb
Kopenhagen
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Die Regierungschefin Dänemarks und die Regierungschefs Deutschlands, Belgiens und der Niederlande wollen die Kapazität für die Energiegewinnung aus Offshore-Windparks auf mindestens 65 Gigawatt bis zum Jahr 2030 erhöhen, 2050 soll sie dann mindestens 150 Gigawatt betragen (Archivfoto). Foto: Henning Bagger/Ritzau Scanpix

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Die am Mittwoch in Esbjerg unterzeichnete Vereinbarung zum Ausbau der Nordsee als grünem Energielieferanten durch Offshore-Windanlagen stellt hohe Anforderungen an das Leitungsnetz. Damit der Strom zu den Verbraucherinnen und Verbrauchern gelangen kann, werden mit großer Wahrscheinlichkeit neue Hochspannungsleitungen verlegt werden müssen.

Die Regierungschefin Dänemarks und die Regierungschefs Deutschlands, Belgiens und der Niederlande haben am Mittwochabend auf einem Klimagipfel in Esbjerg eine Vereinbarung unterzeichnet, die die Länder dazu verpflichtet, die Kapazitäten für die Nutzung von Windenergie aus der Nordsee erheblich zu vergrößern.

Damit der grüne Strom von den Offshore-Windanlagen in dem geplanten Umfang überhaupt zu den Elektroautos und Wärmepumpen der Verbraucherinnen und Verbraucher gelangen kann, muss das Leitungsnetz ausgebaut werden. Das kann in der Praxis bedeuten, dass künftig mehr Hochspannungsleitungen das Landschaftsbild prägen werden.

„So gut wie unumgänglich“

„Ich habe keinen Zweifel daran, dass wir mehr Hochspannungsleitungen benötigen werden, wenn wir die grüne Umstellung verwirklichen wollen. Das ist so gut wie unumgänglich“, sagt Jacob Østergaard, Professor am Institut für Wind und Energiesysteme an der Technischen Universität (DTU).

Ich habe keinen Zweifel daran, dass wir mehr Hochspannungsleitungen benötigen werden, wenn wir die grüne Umstellung verwirklichen wollen.

Jacob Østergaard, Professor an der Technischen Universität

Die Zielsetzung lautet, die Kapazität aus Offshore-Windanlagen in der Nordsee auf 150 Gigawatt im Jahr 2050 zu erhöhen. Diese Menge würde ausreichen, um bis zu 230 Millionen europäische Haushalte mit grünem Strom zu versorgen.

Unterirdisch nur kürzere Strecken möglich

Zahlreiche Hochspannungsleitungen sind im Laufe der Zeit unter die Erde verlegt worden. Allerdings gibt es technische Herausforderungen, wenn dies über längere Strecken geschehen soll, wie Jacob Østergaard erläutert.

„Mit herkömmlicher Technologie kann man das nur über kürzere Strecken bewerkstelligen, beispielsweise in Ballungsräumen, wo man keine überirdischen Hochspannungsleitungen möchte.“

Optimierung auch auf hoher See

Die Versorgungsinfrastruktur muss nicht nur an Land optimiert werden. Gegenwärtig verläuft ein Kabel von jedem Offshore-Windpark an die Küste.

Mit der jetzt geschlossenen Vereinbarung sollen Möglichkeiten für die Errichtung mehrerer Energieinseln untersucht werden, die die verschiedenen Offshore-Windparks und auch die jeweiligen Länder miteinander verbinden sollen. Eine derartige Lösung sei wesentlich effektiver, wenn die Energie über weite Strecken aus dem Meer transportiert werden soll, so Jacob Østergaard.

„Man kann die Kapazität solcher Kabel dazu nutzen, um die Energie von einem Land zum nächsten zu transportieren. Wenn es in einem Land weht und es im Nachbarland eher ruhig ist, kann man diese Unterschiede ausnutzen und somit eine bessere Balance zwischen Produktion und Verbrauch herstellen“, sagt er.

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