Integration

Für Zugezogene: In einem Jahr zum dänischen Abitur

Für Zugezogene: In einem Jahr zum dänischen Abitur

Für Zugezogene: In einem Jahr zum dänischen Abitur

Dänemark
Zuletzt aktualisiert um:
Nach einem GIF-Abschluss gibt es die rote Studierendenmütze. Foto: VUC Fyn

Diesen Artikel vorlesen lassen.

In Dänemark kann eine Person mit einem ausländischen gymnasialen Abschluss innerhalb eines Jahres das dänische Abitur erlangen. Erst eine Schülerin aus Deutschland hat diese Möglichkeit in Odense bisher in Anspruch genommen.

Zuzüglerinnen und Zuzügler aus Deutschland können innerhalb eines Jahres ein dänisches Abitur machen. Doch das wissen die wenigsten. Bislang hat nur eine Person aus der Bundesrepublik davon Gebrauch gemacht.

„STX“ (Almen studentereksamen) nennt sich die allgemeine dänische Hochschulreife, die mit dem deutschen Abitur gleichzusetzen ist. Diesen dänischen Abschluss können Zuzüglerinnen und Zuzügler mithilfe des „Gymnasialen-Einschleuse-Verfahrens“ (Gymnasiale indslusningsforløb for flygtninge og indvandrere „GIF“) erlangen.

Optimale Vorbereitung 

Dänisch auf A-Niveau ist oftmals eine der wichtigsten Voraussetzungen für eine weiterführende Ausbildung in Dänemark, wie beispielsweise ein Studium. Dieses Zertifikat gibt es bei „GIF“ obendrauf – und das vollkommen kostenlos.

Voraussetzungen für eine Aufnahme sind neben einer gültigen Aufenthaltserlaubnis Dänisch-Kenntnisse auf Verständigungsniveau und eine gymnasiale Schulbildung aus dem jeweiligen Land. Aus deutscher Sicht kann das neben dem klassischen Abitur das Fachabitur oder die Fachhochschulreife sein. 

Wenn die persönlichen Voraussetzungen stimmen, sind Schülerinnen und Schüler des „GIF“ berechtigt, die finanzielle Studierenden-Unterstützung (SU/SVU) zu erhalten. Diese steht jedem Dänen und jeder Dänin bedingungslos zu – Ausländerinnen und Ausländern bei der Erfüllung gewisser Voraussetzungen.

Grundlegende Dänisch-Kenntnisse als Voraussetzung

Das heutige „GIF“ besteht in Dänemark seit 2017 und wird an drei Standorten angeboten: Hvidovre, Odense und Aalborg. Entscheiden können sich der jeweilige Schüler und die jeweilige Schülerin zwischen einer mathematisch-physikalischen oder einer humanistischen Fächerzusammensetzung. Die Aufnahme erfolgt auf Grundlage eines Gespräches mit einem der Koordinatorinnen oder Koordinatoren. Gegebenenfalls muss die Bewerberin oder der Bewerber einen kleinen Test schreiben, bei dem grundlegende Dänisch-Kenntnisse unter Beweis gestellt werden sollen.

Weitere Einzelheiten können online nachgelesen werden.

Doch was genau sind die Vorteile einer solchen „GIF“-Ausbildung? Diese und weitere Fragen hat Jane Hovland Wilde, eine der Koordinatorinnen für „GIF“, dem „Nordschleswiger“ beantwortet.

Jane Hovland Wilde (VUC Fan) ist eine der Koordinatorinnen für „GIF“.
Jane Hovland Wilde (VUC Fyn) ist eine der Koordinatorinnen für „GIF“. Foto: VUC Fyn

Warum entscheiden sich die Schülerinnen und Schüler für „GIF“?

„Wenn man bereits einen gymnasialen Schulabschluss aus dem Ausland, beziehungsweise aus dem jeweiligen Heimatland hat, ist ‚GIF‘ eine Möglichkeit, ebendiesen Abschluss mit einem dänischen Gymnasialabschluss (studentereksamen) gleichzustellen. 

Einige wählen diesen Weg, weil er gegenüber einer ‚HF‘-Ausbildung (Højere forberedelseseksamen) die schnellere Möglichkeit ist, um zu einem gymnasialen Abschluss zu gelangen. 

Andere entscheiden sich für ‚GIF‘, weil sie auf diese Weise die Kosten für einzelne Fächer sparen, die sich ansonsten allein für einen Dänisch-Kurs auf rund 26.000 Kronen belaufen. ‚GIF‘ ist im Gegensatz dazu kostenlos.

Darüber hinaus kann man sich für ein Studium bei Quota 1 (kvote 1) bewerben. Hat man jedoch nur eine ausländische gymnasiale Ausbildung vorzuweisen, ist oftmals nur Quota 2 (kvote 2) möglich.“ 

Bisher hatten wir nur eine einzige Schülerin aus Deutschland.

Jane Hovland Wilde, „GIF“-Koordinatorin am VUC FYN

Wie werden potenzielle Schülerinnen und Schüler in der Regel auf euch aufmerksam?

„Hauptsächlich funktioniert das wohl über das eigene Netzwerk. Potenzielle Schülerinnen und Schüler erfahren von Bekannten von der Möglichkeit. 

Wir besuchen aber auch die Sprachschulen und erzählen dort von den Ausbildungs-Möglichkeiten, die ihnen zugänglich sind. Alle Sprachschulen und Jobcenter werden in jedem Frühjahr mit Informationen von uns ausgestattet, die sie weitergeben können.“

Woher kommen die Schülerinnen und Schüler?

„In der Klasse mit dem mathematisch-physikalischen Schwerpunkt haben wir in den vergangenen Jahren immer viele Schülerinnen und Schüler aus Syrien gehabt. Das hat sich nun etwas geändert. Im Augenblick haben wir einige Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer aus dem Iran, dem Irak, China und auch Syrien. 

Aktuell bekommen wir einige Bewerbungen von Ukrainerinnen und Ukrainern. Hierbei handelt es sich allerdings nicht um Geflüchtete, sondern um Personen, die schon einige Zeit in Dänemark leben. 

Wir haben auch Schülerinnen und Schüler aus England, den USA, Deutschland, den Niederlanden, von den Philippinen, aus Thailand und diversen weiteren Ländern aus Süd- und Mittelamerika und Afrika.“ 

„GIF“ ist die beste Voraussetzung für eine weiterführende Ausbildung in Dänemark.
„GIF“ ebnet den Weg für viele weiterführende Ausbildungen in Dänemark. Foto: VUC Fyn

Wie viele Schülerinnen und Schüler hat ein Jahrgang im Durchschnitt?

„Aktuell sind es 22 Personen – vor ein paar Jahren waren es einmal 28.“

Und wie viele von ihnen kamen aus Deutschland?

„Nur eine einzige Person.“

Was sind deine persönlichen Erfahrungen mit „GIF“? 

„Meiner Erfahrung nach sind die „GIF“-Teilnehmenden oft sehr motiviert und ambitioniert. Da alle Personen eine gymnasiale Vorbildung mitbringen, ist das Niveau immer sehr hoch. Viele haben bereits eine weiterführende Ausbildung oder ein Studium absolviert. 

Eine „GIF“-Ausbildung ist ziemlich anspruchsvoll und durchaus anstrengend, weil man viel Stoff in recht kurzer Zeit lernt.

Es ist alles in allem aber auf jeden Fall ein richtig gutes und zu empfehlendes Angebot.“

Mehr lesen