Presseverein

Mehr sollen „in den Vorzug kommen, den ›Nordschleswiger‹ zu lesen“

Mehr sollen „in den Vorzug kommen, den ›Nordschleswiger‹ zu lesen“

Mehr sollen „in den Vorzug kommen, den ›Nordschleswiger‹ zu lesen“

Apenrade/Aabenraa
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Elin Marquardsen
Elin Marquardsen Foto: Karin Riggelsen

„Der Nordschleswiger“ steckt mitten im Wandel von der Papier-Tageszeitung zum Webmedium. Pressevereins-Chefin Marquardsen sprach bei der Generalversammlung von „entwickeln statt abwickeln“ und legte steile Wachstumszahlen für die Internetseite vor.

„Es wird nach dem 3. Februar 2021 keinen auf Papier gedruckten ›Nordschleswigers‹ mehr geben.“ Das hatte die Vorsitzende Elin Marquardsen vor einem Jahr auf der letzten Generalversammlung des Deutschen Pressevereins für Nordschleswig angekündigt. Ein Jahr später ist „Der Nordschleswiger“ bereits mitten drin im Umstieg, redaktionell, technisch und strukturell.

„Nach der Beschlussfassung des Hauptvorstands auf dem Budgetseminar in Leck im Juni 2018 gibt es für die Weiterentwicklung und Implementierung unseres Medienauftritts als digitaler Nachrichtendienst der Deutschen Minderheit grünes Licht. Gleichzeitig aber auch die Erlaubnis, den Nordschleswiger ab dem 3. Februar 2021 nicht mehr als Printausgabe erscheinen zu lassen. Dieser Beschluss hat eine Schockwelle und eine Fülle von Reaktionen ausgelöst“, so Marquardsen am Montagabend auf der diesjährigen Generalversammlung des Pressevereins – und fügte an: „Gott sei Dank, denn wenn es nicht so gewesen wäre, wäre es noch viel schlimmer gewesen!“

Presseverein

  • Der Deutsche Presseverein für Nordschleswig ist Geschäftsträger des vom Bundes Deutscher Nordschleswiger herausgegebenen Mediums „Der Nordschleswiger“.
  • Vorsitzende ist seit 2015 Elin Marquardsen.
  • Den „Nordschleswiger“ und dessen Medien zu sichern und zu fördern, ist der Zweck des Vereins.  Der Presseverein ist Teil der deutschen Volksgruppe in Nordschleswig und ist Mitglied des Hauptvorstandes im Bund Deutscher Nordschleswiger.
  • Der Vorstand besteht aus 8 Mitgliedern. Bei Stimmengleichheit entscheidet die Stimme des Vorsitzenden.
  • Sechs Vorstandsmitglieder werden von der ordentlichen Generalversammlung gewählt, sodass nach Möglichkeit aus jedem der Einzugsbereiche der Lokalredaktionen Apenrade, Hadersleben, Sonderburg, Tondern und Tingleff ein Mitglied im Vorstand vertreten ist.
  • Ein Mitglied des Vorstandes wird als Mitarbeitervertreter/in aus der Mitte der Angestellten des „Nordschleswigers“ gewählt und in den Vorstand entsandt. Der Hauptvorsitzende des Bundes Deutscher Nordschleswiger ist Mitglied des Vorstandes kraft seines Amtes.
     

Emotionaler Abschied von der Papierzeitung


Die Nachricht habe Emotionen hervorgebracht „die wir uns vorher nicht haben vorstellen können“, gar vom „Ende der deutschen Minderheit“ sei die Rede gewesen. „Reaktionen, die aus meiner Sicht durchaus nachvollziehbar sind. In einer Stunde der Schwäche habe selbst ich Zweifel gehabt, ob die Vision, die Zusammen mit der Leitung des ›Nordschleswigers‹ entwickelt wurde, auch die richtige ist“, so Marquardsen.

Sie sei jedoch nun voll davon überzeugt, so die Vorsitzende. Man habe sich die richtigen Fragen gestellt und darauf gute Antworten gefunden. „Antworten die wir in persönlichen Gesprächen mit den Lesern und in Zeitungsartikeln, Leserbriefen und bei diversen Veranstaltungen gegeben haben. Ein offenherziger und konstruktiver Dialog ist weiterhin wichtig und wünschenswert. Gerne hier und jetzt und immer, wenn es sich anbietet miteinander darüber zu sprechen und zu informieren. Wichtig ist dabei immer, dass man sich nicht von Emotionen leiten lässt, sondern sich die Fakten vor Augen hält“, sagte Marquardsen, die in ihren Bericht auch aktuelle Zahlen einband.

Große Wachstumszahlen für das Internetangebot

„Wir haben alleine in den vergangenen 30 Tagen fast 70.000 verschiedene Nutzer auf unserer Webseite gehabt, das ist ein Anstieg um 74 Prozent gegenüber dem gleichen Zeitraum 2018“, sagte sie und unterstrich: „Am stärksten gewachsen ist die Altersgruppe über 65 unter den Lesern von nordschleswiger.dk, aber auch in allen anderen Altersgruppen legen die Zahlen rasant zu. Größte Gruppe ist die im Alter 35 bis 44“. Derweil ist die Zahl der voll zahlenden Zeitungs-Abonnenten 2018 von 1.262 auf 1.211 gefallen. Zugleich bestehe der größte Teil der neuen Nutzer der inzwischen kostenlosen E-Zeitung aus Lesern, die zuvor die Zeitung nicht abonniert hatten.

Diese Daten verdeutlichten, dass der Weg der Digitalisierung ein wichtiger Schritt hin zu dem Ziel von Nordschleswiger, Presseverein und BDN sei, „dass mehr Menschen in der Minderheit in den Vorzug kommen, den Nordschleswiger lesen zu können“.

Umstieg keine Frage des Geldes

Sie unterstrich erneut, dass es keine wirtschaftlichen Gründe habe, dass die Papierzeitung eingestellt wird. „Der Nordschleswiger ist kein kommerzieller Betrieb – es muss keinen Ertrag erwirtschaften werden“, so Marquardsen, man habe stattdessen „rechtzeitig erkannt“, dass, „wenn wir keine Veränderung herbeiführen, es dann tatsächlich in absehbarer Zukunft zu einem unfreiwilligen Aus des Nordschleswigers kommen könnte. Damit diese Situation nicht eintritt und um Erneuerung zu schaffen, sehen wir uns einem Trend unterlegen, den wir nicht aufhalten können und auch nicht sollten – nämlich dem der Digitalisierung“. Diesen Trend mache sich die Minderheit zunutze. „Dabei ist nicht das Zeitungsabo wichtig, sondern, dass die Botschaft die richtigen erreicht.“

Ziele definiert, Wege flexibel

Folgende Anliegen definierte sie: Eltern von Kindergarten- und Schulkindern zu erreichen, junge Menschen aus der Minderheit auch außerhalb des Landesteils zu erreichen, wieder der „Kitt der Minderheit“ zu werden, die „treuen Leser der Papierzeitung“ zu behalten, denn „die Zeitung ist nicht weg, sie ist nur woanders“.

Noch vor 2020 würde auch die letzte Lokalredaktion (derzeit sind es bereits Apenrade und Hadersleben) ihre Inhalte zunächst auf nordschleswiger.dk veröffentlichen – und erst dann würden sie in die Zeitung für den kommenden Tag übernommen. Marquardsen sprach von einem laufenden Strategieprozess und „bei allen Ambitionen, die wir für unseren ›Nordschleswiger‹ der Zukunft haben, glaube ich auch nicht, dass es ab 2021 sofort möglich sein wird, allen Erwartungen gerecht zu werden. Sondern, dass es weiterhin einen Dialog zwischen den Nutzern und Lesern und der Redaktion geben wird“.

Lob für die Mitarbeiter

Die Vorsitzende lobte zuletzt die Mitarbeiter des ›Nordschleswigers‹: „Sie sind jeden Tag pflichtbewusst bei der Arbeit und müssen dabei auch noch den Stress der Doppelbelastung aushalten, den wir ihnen auferlegt haben. Jeden Tag muss eine frische Tageszeitung fertig sein und gleichzeitig sollen auch noch alle Artikel in unserem Web erscheinen. Das klingt, wenn ich das so sage, sehr einfach, ich habe mir aber erklären lassen, dass dies in Wirklichkeit ein viel tückischerer Prozess ist, als wir es uns als Laien vorstellen können.“

 

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