Deutsch-Dänisch

Die Grenze liegt fest – und dann doch nicht ganz

Die Grenze liegt fest – und dann doch nicht ganz

Die Grenze liegt fest – und dann doch nicht ganz

Gwyn Nissen/Anna-Lena Holm
Kopenhagen/Nordschleswig/Südschleswig
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Manchmal muss an der eigentlich festliegenden Grenze etwas nachgeholfen werden. Daher schaut sich eine Grenzkommission alle zehn Jahre Problemzonen an. Foto: Sven Geißler, Flensborg Avis

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Der Verlauf der Grenze zwischen Dänemark und Deutschland wurde diese Woche kontrolliert – und justiert. Der BDN-Hauptvorsitzende war dabei, als eine Kommission die Landesgrenze stellenweise verschieben musste.

Zwischen Dänemark und Deutschland liegt die Grenze fest – oder etwa nicht? Diese Woche war die deutsch-dänische Grenzkommission im Grenzland unterwegs. Erstmals mit dabei war der Hauptvorsitzende des Bundes Deutscher Nordschleswiger, Hinrich Jürgensen, und er erlebte vor Ort, wie die Grenze in einigen Fällen angepasst werden musste.

Die Kommission – bestehend aus etwa 30 Vertreterinnen und Vertretern aus Dänemark, Deutschland, dem Land Schleswig-Holstein sowie aus dem deutsch-dänischen Grenzland – kontrolliert alle zehn Jahre den Grenzverlauf, der nicht immer so festliegt, wie man es sich denken mag.

Hinrich Jürgensen erstmals dabei

„Ich bin sehr froh darüber, dass ich dabei sein konnte, denn es war sehr interessant, und mir war nicht klar, wie die Dinge ablaufen“, erklärt Hinrich Jürgensen, der zwar ein Kenner des Grenzlandes ist, aber dennoch einiges dazugelernt hat.

Jürgensen war bereits vor zehn Jahren eingeladen worden, musste damals allerdings absagen.

 

Um die 30 Vertreterinnen und Vertreter inspizierten Grenzsteine und -markierungen zwischen Deutschland und Dänemark. Foto: Sven Geißler, Flensborg Avis

Am ersten Tag hat die Kommission die Grenze vom Wasser aus inspiziert. Auf der Flensburger Förde galt es, die Landmarkierungen zu kontrollieren.

„Ich dachte immer, die dreieckigen Markierungen seien dazu da, damit die Schiffe sich auf der Förde orientieren können, aber es sind tatsächlich Grenzmarkierungen“, erklärt Jürgensen.

Diese Markierungen stehen in einem besonderen Winkel zueinander, um den Grenzverlauf zu verdeutlichen. Daher müssen die Markierungen von der See aus stets sichtbar sein.

Grenzmarkierungen müssen sichtbar sein

Das gilt auch für die Grenzsteine und -markierungen entlang der Landesgrenze. Im Laufe jeder Zehn-Jahres-Periode werden Probleme an der Grenze administrativ erfasst, wonach die Kommission sich bei einer Inspektion der Sache annimmt.

„An einigen Stellen müssen Bäume gefällt und an anderen Stellen Grenzsteine und Markierungen neu angebracht werden. So hat Deutschland an einer Stelle vielleicht einige Quadratmeter dazugewonnen, und an anderer Stelle ist Dänemark größer geworden“, berichtet Hinrich Jürgensen.

Hier hat sich über die Jahre der Wasserlauf verändert, und die Grenzsteine standen nun einem Landwirt im Wege. Foto: Sven Geißler, Flensborg Avis

Kommission besucht Problemzonen

In Kupfermühle (Kobbermølle) sollte ein Grenzstein wieder hergerichtet werden, aber dieser würde einem Gewerbetreibenden im Wege stehen und wurde daher umplatziert. Dasselbe gilt für Grenzmarkierungen entlang eines Grenzwasserlaufs bei Westre (Vestre). Hier war die Au früher wesentlich breiter als heute, und dadurch standen die Grenzsteine nun mitten auf einem Feld, auf dem Landwirtschaft betrieben wird. Die Grenzsteine wurden daher etwas südlicher neu platziert.

„Wir besuchen nicht jeden Grenzstein, sondern sind nur dort, wo Probleme gemeldet worden sind“, sagt Jürgensen. Nachdem die Kommission vor Ort eine Entscheidung getroffen hat, wird entweder sofort oder später nachgebessert.

Hinrich Jürgensen war zum ersten Mal mit der Grenzkommission auf Inspektionstour im Grenzland. (Archivfoto) Foto: Karin Riggelsen

„Wir sind bei fünf, sechs Grenzsteinen gewesen und haben dort Lösungen gefunden“, so der Hauptvorsitzende der deutschen Minderheit.

Besonderheiten der Grenze

Da in der Grenzkommission auch neue Mitglieder vertreten sind, machte die Kommission halt in den Grenzorten Ruttebüll (Rudbøl) und Rosenkranz. Dort verläuft die Grenze mitten durch die Straße, sodass einige Häuser teils in Deutschland, teils in Dänemark liegen. Hier kann man auch auf der Straße mit einem Bein auf dänischer und dem anderen auf deutscher Seite stehen.

Auf der Tour der Grenzkommission gab es neben der konkreten Aufgabe außerdem geschichtliche und aktuelle Vorträge zur Lage im deutsch-dänischen Grenzland. Auch Hinrich Jürgensen durfte dazu beitragen und klärte über das Alltagsleben mit einer Grenze auf – unter anderem dann, wenn die Grenze geschlossen wird, was während der Corona-Pandemie der Fall war.

 

 

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